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US-Wahlkampf am Computer Demokraten gehen auf Distanz – im Gegensatz zu den Republikanern

Demokraten vermeiden wegen Corona möglichst die Nähe zu den Wählern – während Republikaner weniger virtuell agieren. Welcher Weg erfolgreicher ist, wird sich zeigen.

Jeden Sonntagabend lädt Dana Cottrell zur virtuellen Bürgerversammlung auf Zoom ein. Während einer Stunde beantwortet die demokratische Kongress-Kandidatin für den Bundesstaat Florida dabei am Computer mithilfe des Chat-Programms geduldig Fragen zu ihren Positionen bei Themen wie Krankenversicherung oder Staatsverschuldung.

Heisse Phase des Wahlkampfs

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Legende: Reuters

Der Wahlkampf in den USA ist in der heissen Phase. Präsident Donald Trump und sein Herausforderer Joe Biden absolvieren regelmässig Wahlkampfauftritte. Doch wegen der Corona-Pandemie wird vor allem medial um Stimmen gekämpft – mit millionenteuren Wahlkampfspots am Fernsehen. Neben der Präsidentenwahl werden am 3. November aber auch Wahlen für den Kongress sowie regionale und lokale Ämter abgehalten. Dabei setzen viele Kandidatinnen und Kandidaten auf den digitalen Wahlkampf, denn ihnen fehlt oft das Geld für TV-Spots.

Via Zoom werden Cottrell aber auch ganz konkrete Fragen zur brieflichen Stimmabgabe gestellt. Das Thema verunsichert dieses Jahr viele Wählerinnen und Wähler in den USA. Bis zu 1000 Bürgerinnen und Bürger würden sich jeweils über Facebook oder Instagram in die Diskussion einschalten, sagt Cottrell.

Die Spenden bleiben mager

Virtuell könne sie mehr Menschen ansprechen als bei Veranstaltungen in Sälen und Aulen, ist die Demokratin überzeugt: «Das funktioniert aber nur, weil ich bei meiner ersten Kandidatur vor zwei Jahren bereits ein persönliches Kontaktnetz in der realen Welt aufgebaut habe.» Dieses habe sie in den virtuellen Raum übertragen können.

Bildschirm mit Zoom-Fenster.
Legende: So sieht die virtuelle Bürgerversammlung am Sonntagabend auf Zoom für Dana Cottrell aus. SRF/Matthias Kündig

«Negativ ausgewirkt hat sich das Fehlen von physischen Begegnungen bisher nur beim Sammeln von Wahlkampf-Spenden», sagt Cottrell. Gerade mal umgerechnet 36'000 Franken hat sie bisher gesammelt. Dieses Geld reicht nicht für einen grossflächigen Postversand oder Massen-SMS.

Unterstützung aus der Parteizentrale

Abhilfe schafft Big Data, das 2020 nun auch im ländlichen Wahlkreis Einzug gehalten hat. «Zu Beginn war ich schockiert, wie viele Informationen die Datensätze enthielten, die ich monatlich von der staatlichen Wahlkommission von Florida erhalte», sagt Cottrell. Daraus liessen sich detaillierte Rückschlüsse über das Wahlverhalten des Einzelnen ziehen.

Mithilfe eines Daten-Analysten könne sie ganz gezielt Wechselwählerinnen oder verunsicherte Republikaner ansprechen und damit die Kosten für Drucksachen und den Versand per Post oder SMS reduzieren.

T-Shirts mit dem Aufdruck: «Do you dare? Dana Cottrell for US House of Representatives»
Legende: Neben dem virtuellen Wahlkampf macht Cottrell auch Wahlkampf mit eigenen T-Shirts. SRF/Matthias Kündig

Oder sie veranstalte virtuelle Apéros und Housepartys und lade dafür bewusst potenzielle Neuwähler ein: «Im lockeren Rahmen kann ich so Freunde und Nachbarn von demokratischen Stammwählerinnen direkt ansprechen», sagt Cottrell.

Der Wahlkampf ist weniger zeitraubend

Die Kongress-Kandidatin sieht im virtuellen Wahlkampf von zu Hause aus vor allem Vorteile: So sei sie vor zwei Jahren jeden Tag mindestens vier Stunden im Auto unterwegs gewesen. Und das sogenannte Canvassing – von Tür zu Tür gehen und den persönlichen Kontakt suchen – habe sie beim letzten Wahlkampf in ihrem dünn besiedelten, aber grossflächigen Landkreis im ländlichen Florida als ineffizient erlebt.

Cottrell, Porträtaufnahme.
Legende: Dana Cottrell will ins Repräsentantenhaus – doch ihre Chancen sind klein: In ihrem Wahlbezirk in Zentralflorida leben doppelt so viele republikanische Wählerinnen und Wähler wie demokratische. SRF/Matthias Kündig

«Nur wenige der Türen, an die ich damals geklopft habe, wurden auch tatsächlich geöffnet.» Heute könne sie an einem Tag mehr Leute erreichen und mehr Termine wahrnehmen als früher. So ist Cottrell denn überzeugt, dass auch ohne die Corona-Pandemie die Wahlkämpfe in Zukunft wohl vor allem virtuell geführt werden.

Welcher Wahlkampf ist erfolgreicher?

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Legende: Reuters

Floridas Demokraten und die Biden-Kampagne haben die Devise herausgegeben, auf das von-Tür-zu-Tür-Gehen (Canvassing) zu verzichten und auf den digitalen Wahlkampf zu setzen. Man will sich in der Corona-Pandemie als verantwortungsbewusst präsentieren und setzt darauf, dass dies in der Bevölkerung verstanden wird und gut ankommt.

Eine grundsätzlich andere Haltung zum Wahlkampf in Corona-Zeiten haben die Republikaner: Sie sagen, dass die Ansteckungsgefahr bei öffentlichen Veranstaltungen und beim Canvassing nicht grösser sei, als wenn man Einkaufen gehe. Deshalb suchen sie den direkten Kontakt im Wahlkampf.

Wie in früheren Jahren ziehen die republikanischen Kandidaten deshalb von Tür zu Tür, manchmal mit Maske mit dem Konterfei Trumps, manchmal aber auch ohne Schutz und Sicherheitsabstand.

Welche Strategie erfolgreicher ist, wird unter Fachleuten eifrig diskutiert. Bislang fehlen dazu entsprechenden Erfahrungen. Letztlich hängt es wohl davon ab, welche Haltung die einzelnen Wählerinnen und Wähler zur Pandemie haben: Wer sie noch immer als Bedrohung anschaut, empfindet das Vorgehen der Republikaner als leichtsinnig und verantwortungslos.

Wer hingegen denkt, von Corona gehe keine grosse Gefahr mehr aus, schätzt den persönlichen Kontakt und interpretiert die Zurückhaltung der Demokraten eher als Desinteresse oder gar Feigheit. (kuem)

SRF 4 News, Rendez-vous vom 17.9.2020, 12.30 Uhr

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