Zum Inhalt springen

Header

Zur Übersicht von Play SRF Audio-Übersicht

USA und Finnland Finnland spielt Eisbrecher bei Trump – auch für Europa

Eine Folge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine ist der Beitritt Finnlands und Schwedens zur Nato. Besonders Finnland verspricht sich Schutz vor Russland, immerhin verfügen die beiden Länder über 1300 Kilometer gemeinsamer Grenze. Jetzt hat es Helsinki geschafft, US-Präsident Trumps ausdrücklichen Support zu erhalten. Die Hintergründe kennt Nordeuropa-Korrespondent Bruno Kaufmann.

Bruno Kaufmann

Nordeuropa-Korrespondent

Personen-Box aufklappen Personen-Box zuklappen

Bruno Kaufmann berichtet seit 1990 regelmässig für SRF über den Norden Europas, von Grönland bis Litauen. Zudem wirkt er als globaler Demokratie-Korrespondent beim internationalen Dienst der SRG mit.

Wie ist es Finnland gelungen, Trumps Aufmerksamkeit zu gewinnen?

Durch einen geschickten Schachzug von Finnlands Präsident Alexander Stubb. Er hat einen alten Trick der finnischen Präsidenten angewandt: Diese gingen früher jeweils mit den Herren aus dem Kreml in die Sauna, um eine persönliche Beziehung aufzubauen. Stubb hatte in den USA studiert und wollte dort Golfprofi werden. Dieses Interesse an Golf hat er genutzt, um Trump in Florida zu besuchen und mit ihm Golf zu spielen – und so sind die beiden Freunde geworden.

Was gewinnt Finnland dadurch?

Finnland hat sich in den letzten drei Jahren so stark nach Westen hin orientiert wie noch nie in der Geschichte des Landes. Vor zwei Jahren trat Finnland der Nato bei, in der die USA noch immer das wichtigste Mitglied sind. Deshalb sind für Finnland gute Beziehungen zum Chef im Weissen Haus quasi eine Lebensversicherung.

Und im Gegenzug liefert Finnland Eisbrecher?

Genau – und das ist nicht einfach irgendein Geschäft. Finnland ist sozusagen Weltmeister im Bauen von Eisbrechern, das Land hat hier viel Know-how. Ganz im Gegensatz zu den USA. Diese verfügen in der Arktis bloss über drei alte Schiffe aus den 1970er-Jahren. Da die USA wieder zur arktischen Macht aufsteigen wollen, sind Eisbrecher für sie essenziell. Und so sollen schon in drei bis vier Jahren die ersten Eisbrecher aus Finnland unter US-Flagge fahren. Insgesamt geht es um elf Eisbrecher und ein Geschäft im Umfang von umgerechnet mehr als sechs Milliarden Franken.

Alter US-Eisbrecher im Eis.
Legende: Die USA verfügen über bloss drei veraltete arktische Eisbrecher. Schon bald sollen finnische Schiffe unter US-Flagge fahren. Imago/Aidan Cooney

Wie kommt die Annäherung Finnland-USA bei der finnischen Bevölkerung an?

Die Finnen sind ein krisenerprobtes und sehr pragmatisches Volk. Und so sehen sie die Entwicklung sehr positiv, obwohl man eigentlich wenig Zuneigung für den Stil und die Politik des aktuellen US-Präsidenten hat. Es gibt aber auch Fragezeichen, so etwa vor dem Hintergrund der Aussagen Trumps und seiner Administration im Zusammenhang mit Grönland oder zur möglichen Förderung von fossilen Energieträgern in der Arktis. Trotzdem sieht man in Finnland überwiegend Vorteile, und das aus sicherheitspolitischen Gründen.

Hilft die Annäherung auch Europa?

Ganz klar, ja. Mit Finnland gelingt es einem europäischen Land, das politisch das Heu nicht auf derselben Bühne hat wie Trump, von den USA Support zu erhalten. Bei Stubbs Besuch im Weissen Haus wurde Trump an der Medienkonferenz gefragt, ob die USA Finnland verteidigen würden, wenn Russland angriffe. Und Trump versicherte, er würde das ganz klar und resolut tun. Das zeigt, dass man auch in Washington unter Trump pragmatisch denkt und ein Land im Norden Europas, das eine 1300 Kilometer lange Grenze zu Russland hat, verteidigen würde. Stubb hat die guten Beziehungen zu Trump aufgebaut – und das hilft ganz Europa in dieser kritischen Situation.

Rendez-vous, 17.10.2025, 12:30 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel