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USA will Nuklearwaffen testen Als der Atompilz 40 Kilometer in die Höhe schoss

Donald Trump will wieder Atomwaffen testen – zum ersten Mal seit über 30 Jahren. Ein Blick in die Geschichte zeigt: Frühere Tests wirken bis heute nach.

Die Tests mit den Atomwaffen sollen sofort beginnen. So hat Donald Trump am Donnerstag sein Verteidigungsministerium angewiesen. Er begründet diesen Schritt mit den Atomtestprogrammen anderer Länder. Welche Länder damit genau gemeint sind, sagt der US-Präsident allerdings nicht. Die letzten Atomtests der USA sind über 30 Jahre her.

Weltweit haben bis heute über 2000 Atomtests in acht Staaten stattgefunden. Über drei Viertel aller Tests wurden von den USA und der Sowjetunion durchgeführt.

USA als erste Atommacht

Als erste Atommacht testeten die USA ab 1945 atomare Waffen. Auf einem eigens dafür gebauten Testgelände in Nevada fanden ab 1951 zahlreiche oberirdische Atombombentests statt. Die typischen Pilzwolken und die Erschütterungen im Boden waren oftmals bis ins 100 Kilometer entfernte Las Vegas zu sehen und zu spüren.

Die US-Atombomben über dem Bikini-Atoll

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Besonders dramatisch verlief 1954 der Test «Castle Bravo» über dem Bikini-Atoll bei den Marshallinseln im Südpazifik. Die amerikanischen Entwickler hatten die Explosion derart falsch berechnet, dass die Zerstörungskraft mehr als doppelt so stark war wie erwartet. Oder anders gesagt: Tausendmal so stark wie die Atombombe von Hiroshima.

Mitten im Meer schoss der Atompilz 40 Kilometer in die Höhe. Wo vorher drei Inseln waren, ist heute ein Krater im Meeresboden: 56 Meter tief, knapp 1,5 Kilometer Durchmesser. Bis heute ist der Boden auf den verbliebenen Inseln radioaktiv belastet, viele der einstigen Bewohner leben noch immer im Exil.

Als Entschädigung haben die USA den Marshallinseln über die Jahre rund eine Milliarde Dollar gezahlt.

1963 unterzeichneten die USA ein Atomteststoppabkommen mit Grossbritannien und der Sowjetunion. Der Vertrag verbot ab da oberirdische Atomwaffenversuche.

Zerstörung der Bikini-Inseln

Trotz Vertrag gingen die Testexplosionen unvermindert weiter – nun aber unterirdisch. Seit 1992 halten die USA bis heute ein Atomtestmoratorium ein.

Sowjetische Atomtests und Beginn des Wettrüstens

Die USA blieben nicht lange alleinige Atommacht. 1949 machte auch die Sowjetunion erste Tests – damit startete das Wettrüsten mit den USA und der Kalte Krieg. Die russischen Tests fanden vorwiegend in Semipalatinsk in Kasachstan statt. Insgesamt wurden dort 456 Tests durchgeführt.

Als dritter Staat kam 1952 Grossbritannien dazu: Wegen der hohen Bevölkerungsdichte sollten die Tests nicht im Land selber stattfinden.

Atomtests von Grossbritannien, Frankreich und China

Ein Abkommen mit der australischen Regierung erlaubte es Grossbritannien, ein Atomwaffentestgebiet in Australien zu nutzen. Dort gab es insgesamt 12 atmosphärische Atomtests.

1958 beschlossen Grossbritannien und die USA die gemeinsame Entwicklung und Tests von Atomwaffen. Bis zum Jahr 1991 gab es so noch zusätzliche 45 Atomtests.

1960 zündete auch Frankreich seine erste Atombombe – in der algerischen Wüste. Insgesamt 193 weitere Tests führte Frankreich in den nächsten 30 Jahren auf der Insel Mururoa im Südpazifik durch. Der weltweite Widerstand dagegen war gross. Er kam auch aus der Schweiz.

Fussballspieler in roten Trikots halten Protestbanner.
Legende: Archiv: Vor dem Spiel gegen Schweden protestiert die Schweizer Fussballnati am 6. September 1995 in Göteborg gegen die Atombombentests von Frankreich auf dem Muruora-Atoll. Das Transparent «Stop it Chirac» richtet sich gegen den damaligen französischen Präsidenten. Keystone/Karl Mathis

Die Mururoa-Gebiete sind bis heute radioaktiv verseucht und gelten als militärisches Sperrgebiet. Ab 1964 testete dann auch China nukleare Waffen in der Wüste von Gobi – bis ins Jahr 1996. Die Auswirkungen der chinesischen Tests auf Mensch und Umwelt sind bis heute nahezu unerforscht.

Indiens «Operation Smiling Buddha» und Pakistans Reaktion

«Smiling Buddha», dies der zynische Name des ersten indischen Atomwaffentests von 1974. Pakistan interpretierte den Test als nicht friedlich und lancierte daraufhin ein eigenes Atomprogramm.

1998 zündeten pakistanische Streitkräfte unterirdische Nuklearwaffen in der Provinz Belutschistan. Gegenwärtig betreibt Pakistan drei kommerzielle Reaktoren, zwei weitere sind im Bau.

Nordkorea als heutige Nuklearmacht

Zu einer wachsenden Bedrohung sind heute vor allem die Atomwaffen von Nordkorea geworden. Regelmässig testet Machthaber Kim Yong-un seine Atomwaffen.

In den letzten Jahren hat es bisher 6 Aktionen gegeben, die gesichert als Atomwaffentests gelten. Verhandlungen über ein Atomabkommen mit den USA lehnt Nordkorea bisher ab.

SRF4 News, 30.10.2025, 9 Uhr

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