Marjorie Taylor Greene hatte sich stets vehement für Transparenz und Gerechtigkeit im Fall Epstein eingesetzt. Jetzt bezeichnete sie Präsident Donald Trump als Verräterin. Denn: Sie gehörte zu den entscheidenden republikanischen Abgeordneten, die für genügend Stimmen sorgten, dass über die Veröffentlichung abgestimmt wurde.
Eine der glühendsten Unterstützerinnen wurde vom Präsidenten fallen gelassen. Sie sei von ihrem Weg abgekommen, kommentierte Trump. Dabei ist Greene ihren konservativen Prinzipien stets treu geblieben.
Als Greene anfing, sich politisch zu engagieren, schrieb sie zunächst für rechte Webseiten, bevor sie selbst Kandidatin wurde und 2020 den Sprung ins Repräsentantenhaus schaffte. Die 51-Jährige ist Abgeordnete eines ländlichen Distrikts im Bundesstaat Georgia.
Sie unterstützte Trumps Bemühungen, die Wahl 2020 anzufechten, und reichte selbst Amtsenthebungsanträge gegen Joe Biden ein. Bei einer Rede von Biden zur Nation sass sie mit einer roten MAGA-Mütze im Kapitol und fiel durch provokante Zwischenrufe auf.
Freundschaft zerbricht
Greene wurde als Vizepräsidentschaftskandidatin gehandelt, doch die exzentrische Politikerin wurde übergangen, ebenso als Trump Regierungsposten an seine Verbündeten verteilte. Trotzdem blieb sie ihm stets loyal und trug zu Beginn seiner zweiten Amtszeit noch stolz eine Baseballmütze mit der Aufschrift: «Trump hatte in allem recht.»
Doch in den letzten Monaten hat Greene Trumps Innen- und Aussenpolitik mehrfach infrage gestellt. Was andere Kongressabgeordnete nur hinter vorgehaltener Hand sagten, tat sie öffentlich kund.
Sie verurteilte den US-Militärschlag auf Nuklearanlagen im Iran und bezeichnete die israelischen Militäraktionen in Gaza als Völkermord. Auch äusserte sie sich kritisch über die Absicht der republikanischen Abgeordneten, Subventionen von Krankenkassenprämien zu streichen.
Trump und Greene pflegten in den letzten fünf Jahren eine der grössten Freundschaften in der MAGA-Bewegung, diese Freundschaft bekam Risse und brach im Streit um die Veröffentlichung der Epstein-Files.
Rhetorik der Zukunft?
Greene steht ihren Wählerinnen und Wählern sehr nah, hört ihre Befürchtungen und Sorgen. Plötzlich tönt sie versöhnlich: «Amerikanerinnen und Amerikaner sollten sich auf Gemeinsamkeiten besinnen und unterschiedliche Meinungen respektieren.»
Diese Worte einer Abgeordneten, die in der Vergangenheit Beiträge auf Facebook geliket hat, die zu Gewalt gegen demokratische Politiker aufriefen, sind überraschend. Unter anderem die Ermordung des Rechtskonservativen Charlie Kirk habe zu ihrer Erkenntnis geführt, Hass sei keine Lösung, sagt Greene.
Dahinter könnten jedoch auch persönliche politische Interessen stehen: In einem knappen Jahr muss sie sich wie alle Abgeordneten der Wiederwahl ins Repräsentantenhaus stellen. Trump hat auf Social Media bereits gesagt, er werde sie nicht unterstützen.
Greene ist bis jetzt die prominenteste MAGA-Vertreterin, die Trump als Belastung für die Zukunft sieht. Andere könnten folgen.
In Georgia wird auch ein Senatssitz und der Gouverneursposten neu vergeben. Eigentlich hatte Greene bereits gesagt, für keinen der Posten anzutreten, nicht zuletzt, weil ihr dies Donald Trump ausgeredet hat und sie als chancenlos bezeichnete. Doch sie könnte ihre Meinung ändern – genauso wie sie sie auch über Donald Trump geändert hat.