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Nationalgarde in Washington DC Wird die Tat zu einer noch härteren Einwanderungspolitik führen?

Nach dem Angriff am Mittwoch in Washington, bei dem zwei Nationalgardisten lebensgefährlich verletzt wurden, sprach US-Präsident Donald Trump von einem Akt des Terrors. Weil es sich beim mutmasslichen Täter um einen Afghanen handelt, stoppte die Einwanderungsbehörde die Bearbeitung von Einwanderungsanträgen afghanischer Bürgerinnen und Bürger. Am Nachmittag haben das FBI und die zuständige Staatsanwältin über den Vorfall informiert. SRF-USA-Korrespondent Andrea Christen sagt, was bis jetzt bekannt ist.

Andrea Christen

USA-Korrespondent

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Andrea Christen ist USA-Korrespondent für Schweizer Radio SRF. Zuvor war er stellvertretender Redaktionsleiter von SRF 4 News und Auslandredaktor. Er arbeitet seit 2010 für SRF.

Hier finden Sie weitere Artikel von Andrea Christen und Informationen zu seiner Person.

Was weiss man über den Angriff und den mutmasslichen Täter?

Der Tatverdächtige ist ein 29-jähriger Mann. Die Behörden sagen, er sei durch das ganze Land gefahren – von der West- an die Ostküste nach Washington – und habe dort ganz gezielt Nationalgardisten ins Visier genommen. Konkret waren es eine junge Frau und ein junger Mann aus dem Bundesstaat West Virginia. Beide wurden angeschossen, ganz in der Nähe des Weissen Hauses. Auch der mutmassliche Täter wurde angeschossen und festgenommen. Wir kennen sein Motiv noch nicht. Der FBI-Direktor Kash Patel hat aber erklärt, es handle sich hier um eine Terrorismusermittlung. Der Tatverdächtige gehört zu den vielen Afghanen, die während des Krieges in Afghanistan für die USA vor Ort arbeiteten, zum Beispiel als Übersetzer. Und er ist, nachdem die Taliban wieder die Macht übernommen hatten, mit einem speziellen Flüchtlingsprogramm der Biden-Regierung im Jahr 2021 in die USA gekommen.

Sieht Trump sich in seiner Haltung gegenüber Migrantinnen und Migranten bestätigt?

Ja. Dieser Einzeltäter scheint viel von dem abzudecken, was seit Jahren im Zentrum von Trumps Politik steht. Kriminelle Ausländer seien ein «grosses Problem», so Trump. Präsident Joe Biden, der in Sachen illegaler Einwanderung sehr schwach gewesen sei, habe sie massenhaft ins Land gelassen. Der Täter kam 2021 ins Land, CNN berichtet heute aber, der Täter habe unter der Trump-Regierung Asyl bekommen. Das ist nicht bestätigt und geht im Getöse ohnehin etwas unter. 

Wird die Tat zu einer noch härteren Einwanderungspolitik führen?

Das dürfte der Fall sein, speziell was Afghaninnen und Afghanen angeht, aber auch andere muslimische Migranten. Auch der desaströse Rückzug aus Afghanistan unter Joe Biden wird noch einmal ins Rampenlicht gerückt. Schon lange kritisieren Republikaner, die Zehntausende Menschen aus Afghanistan, die damals ins Land gelassen wurden, seien zu wenig oder gar nicht überprüft worden. An der Medienkonferenz mit dem FBI-Direktor, auch mit der zuständigen Staatsanwältin – beide Trump-loyal – hiess es, hier zeige sich, was passiere, wenn man ohne Überprüfung Ausländer hereinlasse. 

Was bedeutet es für den Militäreinsatz, wenn Trump nun noch 500 zusätzliche Soldatinnen und Soldaten nach Washington schicken will?

Trump scheint diesen Anschlag als Beleg dafür zu sehen, dass es die Nationalgarde in Washington tatsächlich braucht. Er hat sie im August 2025 mit der Begründung eingesetzt, die Kriminalität in der Hauptstadt sei ausser Kontrolle. Dieser Inland-Militäreinsatz ist sehr umstritten. Letzte Woche hat eine Richterin entschieden, dass er gestoppt werden müsse. Die Regierung Trump hat nach den Schüssen vom Mittwoch per Eilantrag ein Berufungsgericht aufgefordert, diese Entscheidung aufzuheben. Gegner des Einsatzes werden aber argumentieren, Soldaten seien nicht für polizeiliche Aufgaben ausgebildet, und es zeige sich jetzt, wie sie unnötigerweise zum Ziel solcher Anschläge gemacht worden seien.

Echo der Zeit, 27. 11. 2025, 18 Uhr ; 

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