Darum geht es: US-Präsident Donald Trump hat Zölle von 100 Prozent auf Arzneimittelimporte in die Vereinigten Staaten angekündigt. Betroffen sind laut Trump patentierte Arzneimittel. Ausgenommen scheinen Generika, das zumindest lässt Trumps sehr kurzer Truth-Social-Post vermuten.
Der neue Zollsatz tritt am 1. Oktober in Kraft – zusammen mit Zöllen in Höhe von 50 Prozent auf Küchenmöbel und Badezimmerausstattung sowie 30 Prozent für Polstermöbel und 25 Prozent auf schwere Lastwagen. Letzteres, um die heimischen Hersteller vor unfairem Wettbewerb aus dem Ausland zu schützen, so Trump.
Die Ausnahmen: Pharmafirmen, die ihre Produktion in die USA verlegten, könnten die neuen Zölle umgehen, schreibt Trump auf seiner Social-Media-Plattform. Solche Pläne müssten allerdings bereits in der Umsetzung sein – das heisst, die entsprechenden Fabriken müssten sich im Bau befinden oder mindestens den Baubeginn festgelegt haben.
Trumps Ziel: Die Produktion von Arzneien soll in die USA verlagert werden. Zudem verlangt der Republikaner von der Pharmabranche tiefere Medikamentenpreise.
Das war die Frist: Trump hatte den Pharmakonzernen bis Ende September Zeit für eine Senkung der Preise von importierten Medikamenten gegeben. Andernfalls drohte er der bislang von Zöllen befreiten Industrie eine massive Besteuerung an.
Es könnte sich jedoch lediglich um eine weitere Drohung handeln, wie USA-Korrespondent Andrea Christen sagt. So habe das Weisse Haus bislang kein entsprechendes präsidiales Dekret veröffentlicht.
Pharmastandort Schweiz: Die Pharmaindustrie ist der Wachstumsmotor der Schweiz. Sie erwirtschaftet fast 10 Prozent des Bruttoinlandprodukts, trägt seit 2020 rund 40 Prozent zum jährlichen Wirtschaftswachstum bei und generiert über die Hälfte aller Exporte. Neue US-Zölle wurden bereits befürchtet. Von den am 7. August verhängten 39-Prozent-Zöllen auf Schweizer Produkte waren die Schweizer Pharmaunternehmen noch ausgenommen.
Das unternahmen Schweizer Pharmariesen bisher: Die beiden Schweizer Pharmariesen Novartis und Roche hatten im Frühling bereits Investitionen in den USA angekündigt, um sich gegen mögliche Zollschranken zu wappnen. Novartis kündigte an, in den nächsten fünf Jahren 23 Milliarden Dollar in zusätzliche Fabriken und Forschungslabors in den USA zu investieren. Roche will im selben Zeitraum gar 50 Milliarden für die Kapazitätserweiterung ausgeben.
Gespräche zwischen Bundesrat und Pharma: Novartis arbeitet eigenen Angaben zufolge mit der Regierung zusammen und bemüht sich um eine «konstruktive Lösung». Das sagte der Novartis-Chef in einem Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung» vom Samstag. Er nahm Länder ausserhalb der USA in die Pflicht, für Innovationen einen höheren Anteil zu leisten. Insbesondere in der Schweiz seien die Medikamentenpreise viel zu tief, sagte er. Der Bundesrat und die Pharmaindustrie hatten am Montag Gespräche angesichts der US-Zollpolitik geführt. Wirtschaftsminister Guy Parmelin sprach von einem «konstruktiven Austausch», ohne konkreter zu werden.