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Ultimatum aus Washington So soll die Schweizer Pharmaindustrie Trumps Zollhammer entgehen

Trump fordert tiefere Medikamentenpreise und droht mit massiven Zöllen. Bundesrat und Pharmabranche suchen nach Lösungen.

Die Deadline des US-Präsidenten gegen die Pharmabranche läuft bald ab: Bis Ende September müssen grosse Pharmafirmen aufzeigen, wie sie die Medikamentenpreise in den USA senken wollen. Ansonsten drohen Zölle von bis zu 250 Prozent auf Pharmaprodukte.

Dieses Ultimatum setzte Donald Trump Anfang August und rückte damit Schweizer Pharmafirmen wie Novartis und Roche ins Rampenlicht der hiesigen Zolldebatte mit den USA. Seither sucht die Branche mit dem Bundesrat nach möglichen Lösungsansätzen.

Ein schwieriges Unterfangen

Nun – kurz vor Ende der Deadline – präsentierte der Bundesrat die Ergebnisse eines Runden Tisches mit Vertretern der Pharmabranche. Guy Parmelin sprach von einem konstruktiven Austausch auf Augenhöhe. «Wir können aber nicht in Abrede stellen, dass die Unternehmung schwierig ist», erklärte der Wirtschaftsminister vor den Medien. Man versuche nun unter Hochdruck, Fortschritte zu erreichen.

Gesundheitsministerin Elisabeth Baume-Schneider und Wirtschaftsminister Guy Parmelin
Legende: Wirtschaftsminister Guy Parmelin und Gesundheitsministerin Elisabeth Baume-Schneider empfingen unter anderem Thomas Schinecker, CEO von Roche, zu vertraulichen Gesprächen zu den angedrohten US-Zöllen. Keystone/Peter Schneider

Zum Thema der Medikamentenpreise blieb der Bundesrat vage. «Die Frage ist nicht, ob es eine Preiserhöhung geben wird und was das bedeutet», sagte Gesundheitsministerin Elisabeth Baume-Schneider. «Es geht darum, wie wir die den Pharmastandort Schweiz stärken können und gleichzeitig dem Mandat des Parlaments und der aktuellen Gesetzeslage gerecht werden.»

Man sei gewillt, die Rahmenbedingungen zu prüfen – sei es steuerlich, in der Forschung oder beim Zugang zu Medikamenten, so die Bundesrätin weiter. «Gleichzeitig wollen wir ein Umfeld des Vertrauens schaffen zwischen der Wirtschaft, dem Gesundheitssystem und der Politik.» Der heutige Runde Tisch sei ein Startpunkt für weitere Gespräche, ergänzte Parmelin.

Novartis-Chef: «Preise in der Schweiz viel zu tief»

Der Schweizer Pharmakonzern Novartis will den Preisunterschied von Arzneien zwischen den USA und den übrigen Industrieländern eliminieren. Konzernchef Vasant Narasimhan sieht Länder ausserhalb der USA in der Pflicht, für Innovationen einen höheren Anteil zu leisten. 

Für den Novartis-Chef sind die Medikamentenpreise in der Schweiz «viel zu tief», wie er der «NZZ» sagte. Im Vergleich mit anderen Mitgliedsländern der OECD, der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, würden sie am unteren Rand liegen.

Trump macht Druck auf «Big Pharma»

Die Pharmabranche ist aktuell von den geltenden 39-Prozent-Zöllen auf Schweizer Produkte ausgenommen. Aber dem US-Präsidenten sind die hohen Medikamentenpreise ein Dorn im Auge.

Laut der US-Regierung kosten Medikamente in den USA rund dreimal mehr als in anderen OECD-Staaten. Das müsse sich ändern: «Wir tolerieren den Wucher von Big-Pharma nicht länger!», sagte Trump bereits im Mai. Das Weisse Haus verlangt daher, dass grosse Pharmaunternehmen ihre Preise in den USA senken. Gleichzeitig sollen die Preise in der Schweiz und Europa steigen.

Medikamentenpreise sind das Wahlkampfthema Nummer 1 in den USA

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Im nächsten Jahr finden die Midterms, die Kongresswahlen, statt. In diesem Zusammenhang drängt Trump auf eine Senkung der Medikamentenpreise, damit er weitere Wählerschichten für sich und seine republikanische Partei gewinnen kann. Vor allem die Mittelschicht ächzt unter den höheren Medikamentenpreisen.

Diesbezüglich sind die Schweizer Pharmakonzerne ein Dorn im präsidialen Auge. Sie exportieren Medikamente in die USA in Milliardenhöhe und verlangen zudem höhere Preise als in der Schweiz.

Regionaljournal Basel Baselland, 22.09.2025, 6:31 Uhr ; 

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