Historischer Besuch: Erstmals in der Geschichte besucht mit Alexis Tsipras ein griechischer Regierungschef das nördliche Nachbarland Nordmazedonien. Er trifft in Skopje seinen Kollegen Zoran Zaev. Die beiden Politiker hatten jüngst den Streit um den Namen des kleinen Nachbarn Griechenlands beigelegt. Seit dem 12. Februar heisst die frühere Teilrepublik Jugoslawiens offiziell Nordmazedonien, weil Athen wegen seiner eigenen nördlichen Provinz Mazedonien das Balkanland nicht unter demselben Namen anerkennen wollte.
Austausch intensivieren: Tsipras' Besuch ist vor allem ein symbolischer. «Er soll unterstreichen, dass aus zwei Nachbarländern, die kaum diplomatische Beziehungen hatten, jetzt Verbündete werden», sagt Rodothea Seralidou, freie Journalistin in Athen. Was bis vor Kurzem noch als unmöglich angesehen wurde, werde nun Realität. Dabei gehe es vor allem um eine engere wirtschaftliche Zusammenarbeit. Deshalb reisten auch 140 griechische Wirtschaftsvertreter mit Tsipras nach Skopje.
Hoffen auf Investitionen: Auch Nordmazedonien will eine bessere wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Griechenland. Investitionen aus dem Nachbarland wären sehr gern gesehen, auch im Tourismus orten beide Seiten Potenzial. Zudem hat das Binnenland Nordmazedonien keinen Zugang zum Meer. Der Hafen von Thessaloniki könnte hier Abhilfe schaffen, hofft Skopje.
Zusammenarbeit bei der Sicherheit: Tsipras und Zaev wollen ein Memorandum signieren, das eine engere Zusammenarbeit bei der Verteidigung vorsieht. Unter anderem sollen künftig griechische Kampfjets den Luftraum über Nordmazedonien überwachen. Das hätte auch die Türkei gerne übernommen, die ihrerseits seit Jahrzehnten schwierige Beziehungen mit Griechenland führt. Athen unterstützt auch einen Nato-Beitritt Nordmazedoniens – wie übrigens einen solchen zur EU.
Vertrag ist nicht kündbar: Die griechische Opposition versucht, Tsipras' Besuch in Skopje herunterzuspielen – das sei vor allem in den konservativen Medien stark spürbar, sagt Seralidou. Allerdings wird die konservative Partei Nea Demokratia, sollte sie bei den Wahlen im Herbst wieder an die Macht kommen, das Abkommen mit Nordmazedonien nicht mehr rückgängig machen können – auch wenn sie stets lautstark dagegen opponiert hatte. Denn der von der Regierung Tsipras unterzeichnete Vertrag ist völkerrechtlich bindend.
Nicht alle freut die Annäherung: Weite Teile sowohl der griechischen wie auch der mazedonischen Bevölkerung sind gegen das von Tsipras und Zaev unterzeichnete Namensabkommen. Das versuchen die konservativen Parteien in beiden Ländern – sie befinden sich derzeit sowohl in Griechenland wie in Nordmazedonien in der Opposition – auszuschlachten. «Es wird noch einige Zeit dauern, bis auch die Kritiker vom Nutzen des Abkommens überzeugt sind», glaubt die Journalistin Seralidou deshalb.