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Wahlkampf der AfD in Thüringen Höcke mobilisiert: der umstrittene AfD-Mann als Schlüsselfigur

In den deutschen Bundesländern Sachsen und Thüringen wird am Wochenende gewählt. Die AfD steht dort vor einem Wahlerfolg – Höcke trifft den Nerv vieler Wählerinnen und Wähler.

Auf dem Platz der Völkerfreundschaft zwischen Plattenbauten läuft der AfD-Wahlkampf. Eine kleine Gegendemonstration wird hinter Absperrungen von der Polizei bewacht. Auch die AfD-Anhängerschaft vor der Bühne ist überschaubar. Höcke kommt früher als erwartet.

Über seine Persönlichkeit ist Widersprüchliches zu lesen: bescheiden und beliebt, so die einen. Sehr umstritten in der Partei, sagen die anderen. Höcke legt gleich los: Das deutsche Volk solle abgewickelt werden von den Regierungsextremisten. «Wir sind die einzige Alternative gegen diesen Kartellparteien-Wahn, gegen diesen Wahn, dieses Land in eine bunt-woke neue Art von totalitärer Diktatur zu verwandeln», sagt er.

Immer wieder macht er Vergleiche mit der DDR-Diktatur. Der westdeutsche Höcke zielt auf die ostdeutsche Gefühlslage. Die AfD hat sich in den letzten zehn Jahren stets radikalisiert. Björn Höcke gilt als Rechtsextremist. Leute wie er haben sich durchgesetzt. Höcke wurde schon gebüsst, weil er unerlaubte Naziparolen rief – «Alles für Deutschland». Die Parole ist verboten; er gibt sich unschuldig.

«Führende Oppositionspolitiker werden vor Gericht gezerrt. Nicht, weil sie gesagt haben, wie die linken Spinner, die da hinten jetzt gerade Lärm machen, ‹Deutschland verrecke› oder ‹Deutschland, du mieses Stück Scheisse›. Nicht deswegen. Sondern da wird man verurteilt, weil man in der bedrängten Lage, in der dieses Land ist, tatsächlich gefordert hat, alles für dieses Land zu geben.»

Inzwischen warnen in Thüringen Unternehmen vor den ausländerfeindlichen Parolen der AfD. «Jetzt machen diese Mittelständler Politik. Jetzt versuchen sie, hier in den Landtagswahlkampf einzugreifen unter der Überschrift ‹Made in Germany – Made by Vielfalt›. Vorwerk, Miele, Stihl und andere haben die Regenbogenfahne ganz hochgezogen.» Nach dem Auftritt in Erfurt wird Höcke diesen Unternehmen öffentlich schwere Turbulenzen wünschen. Das bestätigt die Firmen umso mehr, wie gefährlich die AfD für den Wirtschaftsstandort ist.

Orban als Vorbild

An der Macht, so verspricht es Höcke, würde er vieles sofort abschaffen, auch NGOs. «Deswegen hat es Viktor Orban richtig gemacht. Der hat diese NGOs der Tür verwiesen und hat gesag, hier in Ungarn nicht, hier herrscht Volkssouveränität. Und wir wollen auch, dass das Volk souverän ist und nicht die NGOs.»

Im nach wie vor reichen Deutschland und in der Welt läuft einiges nicht gut. Daraus schöpft die AfD ihre Kraft und das kommt hier an. «Dass er aufrichtig und ehrlich ist. Weil er recht hat. Und dass ihm vorgeworfen wird, Nazi oder Faschist zu sein, das ist so was von absurd», sagt ein Mann. Eine Frau findet: «Für mich ist er oder die Partei die einzige, die die Wahrheit sagt. Die sehen es realistisch, so wie es wirklich aussieht im Land.»

Es ist das Bild eines Landes am Abgrund. Die Frau ergänzt: «Was da alles passiert: Kinder vergewaltigt, Frauen vergewaltigt, Leute erstochen. Das hatten wir vorher nicht, das gab es nicht. Und es kommen immer mehr. Das ist das Schlimme. Es wird keine Grenze gesetzt und das kann so nicht weitergehen hier in Deutschland.»

Die AfD soll es richten, sagen 30 Prozent in Umfragen. Dass Björn Höcke aber selbst als Wahlgewinner tatsächlich Ministerpräsident würde, das wollen die anderen Parteien verhindern.

Echo der Zeit, 28.08.2024, 18 Uhr;harm/stal

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