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Brandstiftung als Ursache
Aus Tagesschau vom 13.08.2021.
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Waldbrände in Italien Brandstifter zünden in Italien ganze Landstriche an

Über 70 Prozent der Brände in Italien werden von Menschen verursacht – durch Fahrlässigkeit, aber vor allem durch Brandstiftung. Trotz immer strengerer Gesetze werden die Behörden diesen gewollten Bränden weiterhin nicht Herr.

Marco Di Fonzo steht an einer grossen Bildschirmwand, fährt mit der Hand über eine Vielzahl roter Vierecke. Jedes lokalisiert einen Brand, der in den letzten 24 Stunden entstanden ist und dessen Hitzestrahlung aus dem All von verschiedenen Satelliten empfangen wird. Der Leiter der Ermittlungseinheit Waldbrände empfängt uns im Römer Hauptquartier der Forstpolizei der Carbinieri.

Es scheint kein guter Tag zu sein. Kalabrien, Apulien und Kampanien färben den italienischen Stiefel tief rot, ebenso wie gleich daneben Sizilien. Süditalien brennt: seit Jahresbeginn insgesamt 110'000 Hektar, so viel wie 145'000 Fussballfelder zusammen. Das ist viermal mehr als der Durchschnitt in den letzten 13 Jahren. Seit Mitte Juni musste die Feuerwehr fast 50'000 Mal ausrücken, um Busch- und Waldbrände zu löschen – annähernd so oft wie 2017, das bislang «schwärzeste» Brandjahr in Italiens jüngerer Geschichte.

Bis zu zehn Jahre Gefängnis

Der diesjährige Hitzesommer verspricht da nichts Gutes, meint Marco Di Fonzo: «Bei den völlig ausgetrockneten Böden und Wäldern reicht ein Funke, eine kleine Flamme und alles brennt. Der heisse Küstenwind entfacht dann das Feuer an den Hängen, wie jetzt am Aspromonte in Kalabrien, am Ätna auf Sizilien oder bei Oristano in Sardinien.»

Meistens werden die Feuer zudem von Menschenhand entzündet – dann treten die Carabinieri auf den Plan. Sie müssen die Schuldigen finden und vor Gericht bringen. Die Strafen sind hoch: bis zu zehn Jahre Gefängnis bei mutwilliger und bis zu fünf Jahre bei schuldhafter Brandstiftung.

Vom Viehzüchter bis zum Feuerwehrmann

«Oft werden Handlanger dazu ausgesucht, die pyromanische Neigungen haben oder einfach skrupellos sind und für etwas Geld das Feuer legen», so der Carabiniere. Dahinter aber stecken immer Auftraggeber. Diese können aus der Viehwirtschaft kommen: «Unbestelltes Gelände wird im Sommer abgebrannt, damit dann mit den Regenfällen im Herbst eben dort das Weiderecht verlängert wird und somit die Herden kostenfrei die frische Vegetation abfressen können.»

Oder sie haben direkt oder indirekt mit der Feuerbekämpfung zu tun: «Erst wird Feuer gelegt, um dann für die Brandbekämpfung beschäftigt zu werden. Das betrifft auch Forstarbeiter, die so hoffen, dass ihre befristeten Verträge verlängert werden.» Denn auch bei der Wiederaufforstung lässt sich Geld verdienen.

Der Staat als Gegner

Immer mehr Brände entstehen auch in den vielen italienischen Naturparks und Naturschutzgebieten. Dort ist die Gesetzgebung mittlerweile streng, was Baugenehmigungen und andere Konzessionen angeht. «Da reicht dann nur irgendein Verbot gegenüber dem ein oder anderen und es entsteht das Gefühl von Vergeltung und Rache gegenüber der öffentlichen Verwaltung – und das Feuer brennt.»

Brandstiftung sei deshalb nicht nur ein kriminelles, sondern auch ein kulturelles Problem, wenn der Staat als Gegner und Feind gesehen und die Zerstörung der eigenen Heimat und Natur in Kauf genommen wird. Der Leiter der Ermittlungseinheit Waldbrände der Carabinieri bekommt dabei einen gequälten Gesichtsausdruck. Dass 15 Prozent der gelegten Brände mittlerweile aufgeklärt werden, ist dabei ein schwacher Trost.

Tagesschau, 13.08.2021, 19:30 Uhr

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