- Beim Nahrungsmittelkonzern Nestlé schlägt der neue Konzernchef Philipp Navratil bereits erste Pflöcke ein.
- Mit einem globalen Abbau von 16'000 Stellen will er Kosten einsparen, wie Nestlé mitteilte.
- Von der Sparmassnahme betroffen sind auch Stellen in der Schweiz, wie der CEO an einer Telefonkonferenz vor Journalisten sagte.
Von den 16'000 Stellen entfallen etwa 12'000 auf Büroangestellte in verschiedenen Funktionen und Regionen, was bis Ende 2027 jährliche Einsparungen von 1.0 Milliarden Franken bringen soll. Weitere rund 4000 Stellen sollen im Rahmen von Produktivitätsinitiativen in Produktion und Lieferkette gestrichen werden. Zuletzt kam der Schweizer Nahrungsmittelriese auf rund 277'000 Mitarbeiter.
In welchem Ausmass Stellen in der Schweiz betroffen sind, dazu wollte sich Navratil noch nicht äussern. Der Abbau betreffe alle Märkte und Unternehmensbereiche, einschliesslich des Hauptsitzes. Genauere Angaben zu den regionalen Auswirkungen machte der Konzern vorerst nicht. Zunächst sollen Konsultationen mit Sozialpartnern stattfinden.
«Notwendige Entscheidungen»
Insgesamt beschäftigt Nestlé rund 277'000 Mitarbeitende weltweit. In der Schweiz sind es knapp 8600 Leute. Global arbeitet rund die Hälfte der Belegschaft in den über 330 Fabriken in über 70 Ländern, die andere Hälfte in der Administration und im Verkauf.
Navratil sprach von «schwierigen, aber notwendigen Entscheidungen», um die Effizienz zu steigern und die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Mit dem Stellenabbau sollen bis Ende 2027 jährliche Einsparungen von rund einer Milliarde Franken erzielt werden. Die Restrukturierungskosten veranschlagt Nestlé auf etwa 2 Milliarden Franken.
Mit dem Programm erhöht Nestlé sein bisheriges Sparziel auf 3 Milliarden Franken bis 2027. Die frei werdenden Mittel sollen teilweise wieder in wachstumsstarke Geschäftsfelder reinvestiert werden.
Hohe Erwartungen an Navratil
Navratil hatte den Chefposten vor eineinhalb Monaten Knall auf Fall von Laurent Freixe übernommen. Dieser war nach einem Jahr im Amt wegen einer verheimlichten Beziehung mit einer Direktunterstellten und Begünstigungsvorwürfen per sofort gefeuert worden.
Auch Verwaltungsratspräsident Paul Bulcke ging daraufhin vorzeitig und übergab an den bisherigen Vize Pablo Isla. Die Erwartungen an Navratil und Isla sind hoch. Nach Jahren mit schwachem Wachstum und Führungsfehlern soll das Duo wieder mehr Dynamik bringen und aufs Tempo drücken.
Nestlé wächst schneller als erwartet
Nestlé hat im dritten Quartal sein Wachstum stark beschleunigen können. Der weltgrösste Nahrungsmittelkonzern ist damit auf Kurs, seine Jahresziele zu erreichen. Insgesamt setzte Nestlé in den ersten neun Monaten des Jahres 2025 rund 65.87 Milliarden Franken um, wie der Konzern mitteilte. Das entspricht einem organischen Wachstum von 3.3 Prozent – das ist mehr als von Analysten erwartet.
Im dritten Quartal lag das organische Wachstum bei 4.3 Prozent, nach 3.0 Prozent im Vorquartal. Dieses resultierte erneut einerseits aus Preiserhöhungen mit 2.8 Prozent. Bei der verkauften Menge konnte sich Nestlé verbessern. Das Mengenwachstum (RIG) drehte mit 1.5 Prozent wieder ins Plus nach einem Rückgang von 0.4 Prozent im Vorquartal.
Das Management ist zuversichtlich, seine für das Gesamtjahr gesteckten Ziele zu erreichen. Es rechnet weiterhin mit einem höheren organischen Umsatzwachstum als im Vorjahr (2.2 Prozent). Die operative Marge soll bei mindestens 16 Prozent liegen.