Zum Inhalt springen

Header

Zur Übersicht von Play SRF Audio-Übersicht

Wenn Xi bei Trump anruft «Der Impuls ging offenbar vom chinesischen Präsidenten Xi aus»

Sie haben über Handel gesprochen, über die Ukraine und über Taiwan. US-Präsident Donald Trump und Chinas Staatschef Xi Jinping haben am Montagabend telefoniert. Details sind nicht bekannt. Klar ist aber: Das Telefonat hat eine Vorgeschichte. Und die hat mit einer diplomatischen Krise zwischen Japan und China zu tun. SRF-Ostasien-Korrespondent Samuel Emch mit den Hintergründen.

Samuel Emch

Ostasien-Korrespondent

Personen-Box aufklappen Personen-Box zuklappen

Samuel Emch ist seit dem Sommer 2022 Ostasien-Korrespondent für SRF. Zuvor war er während mehrerer Jahre Wirtschaftsredaktor bei SRF.

Wie ist es zu dem Telefonat gekommen?

Der Impuls für das Telefonat ging offenbar vom chinesischen Präsidenten Xi aus. Das ist aussergewöhnlich, denn während des Handelskonflikts mit den USA zeigte Peking den USA eher die kalte Schulter. Nun hat Xi aber offenbar ein Problem: Japan. Die Beziehungen zwischen Peking und Tokio haben sich in den vergangenen Wochen rasant verschlechtert. Auslöser war eine Bemerkung von Japans neuer Ministerpräsidentin Sanae Takaichi. Sie hat Anfang des Monats erklärt: Sollte China versuchen, Taiwan militärisch unter seine Kontrolle zu bringen, dann könnte Japan sich veranlasst sehen, einzugreifen. China erhebt Anspruch auf Taiwan und reagierte dementsprechend erzürnt.

In diesem Kontext dürfte das Telefonat von Trump und Xi zu lesen sein, auch wenn es dazu keine offizielle Bestätigung gibt. Dafür spricht, dass der US-Präsident im Anschluss ein zweites Telefonat führte: mit Japans Ministerpräsidentin Sanae Takaichi.

Warum sucht Xi die Unterstützung des US-Präsidenten?

Die USA haben gegenüber Japan mehrere Hebel. Erstens sind die USA der wichtigste Sicherheitspartner Japans mit über 50'000 Truppen vor Ort. Zweitens sind die USA der grösste Exportmarkt für japanische Güter. Und drittens scheinen sich Trump und Takaichi auch persönlich zu mögen, wie man bei ihrem Treffen in Tokio vor ein paar Wochen gemerkt hat.

Trump und Takaichi vor Rednerpult. Trump trägt eine weisse USA-Kappe
Legende: Vor wenigen Wochen präsentierten sich Trump und Takaichi in bester Laune – hier bei einem Besuch auf einem US-Flugzeugträger an der japanischen Küste. (28. Oktober 2025) Keystone / Eugene Hoshiko

Hinzu kommt: Die USA und China haben sich jüngst wieder angenähert, sie konnten sich in vielen Punkten ihres Handelskonflikts einigen. Zeitgleich hat sich die Stimmung zwischen Peking und Tokio massiv verschlechtert.

Wie hat sich die Krise zwischen Japan und China entwickelt?

China hat eine Reihe von Massnahmen ergriffen. Beispielsweise werden keine japanischen Meeresfrüchte mehr importiert. Zudem wurden Dutzende Flüge von China nach Japan storniert. Die chinesischen Behörden warnen explizit vor Reisen nach Japan – obwohl Japan eigentlich ein beliebtes Reiseziel für Chinesinnen und Chinesen ist. Zudem wurden Schüleraustauschprogramme verschoben, und Auftritte von japanischen Künstlern wurden in China kurzfristig abgesagt.

Japan schlägt währenddessen rhetorisch zurück. Am Wochenende sagte der japanische Verteidigungsminister, dass man weiterhin plane, Mittelstreckenraketen auf die westlichste Insel Japans zu verlegen. Sie liegt nur 110 Kilometer von Taiwan entfernt.

Hat Xi erreicht, was er will?

Wie bereits erwähnt hat Trump nach dem Gespräch mit Xi auch noch mit der japanischen Ministerpräsidentin Sanae Takaichi telefoniert. Eigentlich will Peking, dass Takaichi ihre Aussagen zu Taiwan zurücknimmt. Das ist bisher nicht geschehen – auch nicht nach dem Telefonat mit dem US-Präsidenten.

Takaichi vor Podium mit Mikrofonen.
Legende: Hat schon nach wenigen Wochen im Amt den Zorn Pekings auf sich gezogen: Japans Ministerpräsidentin Sanae Takaichi. (Bild vom 4. Oktober 2025) Keystone / Yuichi Yamazaki

Derweil wird in Japan spekuliert, dass Takaichi den Konflikt mit Peking bewusst gesucht hat. Takaichi gehört zum rechten Parteiflügel der Regierungspartei. Der will die Ausgaben fürs Militär weiter erhöhen und auch den Pazifismus-Artikel in der Verfassung ändern. Nun gibt es die Vermutung: Genau die heftigen Reaktionen aus Peking könnten Takaichi am Schluss helfen, ihre Politik weiter voranzutreiben.

Diskutieren Sie mit:

SRF 4 News, 25.11.2025, 7:11 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel