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Wetter-Massnahmen in Teheran Verhelfen Salz-Aerosole dem Iran zu mehr Niederschlag?

In weiten Teilen des Iran herrscht derzeit Wassermangel. Es ist die grösste Dürre seit Jahrzehnten. Darum haben die Behörden die Wolken nun mit Salz geimpft, damit es bald regnet. Ob das wirklich funktioniert, sagt Ulrike Lohmann, Professorin an der ETH.

Ulrike Lohmann

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Die Atmosphären-Physikerin Ulrike Lohmann befasst sich an der ETH Zürich mit dem Wechselspiel aus globaler Erwärmung, Aerosolen und Wolkenbildung.

SRF News: Wie funktioniert die Impfung der Wolken genau?

Ulrike Lohmann: Es gibt zwei verschiedene Methoden: Methode 1 kann bei Wolken angewendet werden, die bei unter null Grad noch Tropfen haben. Durch die Zugabe von Silberjodid können sich Eiskristalle bilden. Weil die Wolke eine Temperatur von unter null Grad hat, wachsen die Eiskristalle an und fallen zu Boden, wo sie schmelzen. Methode 2 wird bei Wolken angewendet, die wärmer sind als null Grad. Da braucht man ein hygroskopisches Aerosol, etwas, das Wasser anzieht, zum Beispiel Salzpartikel. Man versucht, grosse Tröpfchen zu erzeugen, die beim Fallen auf kleine Tröpfchen treffen. Die Idee ist, dass sie zusammen gross genug sind, um den Boden zu erreichen.

Aus einer Wolke, die von sich aus nicht regnen würde, wird auch mit Wolken-Impfen kein Niederschlag fallen.

Klappt das, erreichen die Tropfen so den Boden?

Nein, es ist nicht besonders Erfolg versprechend. Wüstengebiete zeichnen sich dadurch aus, dass es unterhalb der Wolke so trocken ist, dass die Regen- oder Nieseltropfen und/oder die Eiskristalle auf dem Weg zum Boden einfach verdunsten. Am besten funktioniert Wolken-Impfen dann, wenn schon eine gewisse Menge Wasser in der Wolke ist und die Wolke kurz davor wäre, von selbst Niederschlag zu produzieren. In so einem Fall kann man die Niederschlagsbildung ein bisschen beschleunigen oder verzögern. Aber aus einer Wolke, die von sich aus nicht regnen würde, wird auch mit Wolken-Impfen kein Niederschlag fallen.

Eröffnung der Olympischen Spiele in Peking – ohne Regen

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Feuerwerk über beleuchtetem Stadion bei Nacht.
Legende: Dank Impfung der Wolken mit Silberjodid konnte die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele 2008 in Peking ohne Regen durchgeführt werden. Keystone/Wu Hong

Es gebe anekdotische Studien, die zeigten, dass eine Wolken-Impfung auch schon funktioniert hat. «Bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Peking haben sich die Veranstalter gerühmt, dass sie es geschafft haben, eine Wolke früher zum Abregnen zu bringen, sodass die Eröffnungsfeier ohne Regen vonstattengehen konnte.» Dass es funktioniert, eine Wolke früher zum Abregnen zu bringen, das könne sie sich vorstellen, so die Wissenschaftlerin. «Aber sonst gibt es keine Studien, die eine richtig signifikante Erhöhung an Niederschlag zeigen.»

Gibt es Risiken bei der Impfung von Wolken?

Silberjodid ist eine giftige Substanz. Deshalb darf sie nur in gewissen Höhen oberhalb des Erdbodens versprüht werden. Doch Silberjodid entweicht auch aus natürlichen Prozessen aus dem Erdboden. Studien haben gezeigt, dass das Gift dann zu einem Problem würde, wenn man genau über dem gleichen Gebiet über Jahrzehnte Wolken impfen würde. Und wenn man mit Salzen impft, ist es gar kein Problem.

Man kann aus der Atmosphäre nicht mehr Wasserdampf herausnehmen, als in natürlichen Vorgängen zum Erdboden fallen würde.

Wenn man eine Wolke mit Salzen impft, damit sie an einem bestimmten Ort abregnet: Fehlt dann das Wasser nicht an einem anderen Ort?

Genau das ist das Problem. Verschiebt man den Niederschlag, fehlt er woanders. Denn: Man kann aus der Atmosphäre nicht mehr Wasserdampf herausnehmen, als in natürlichen Vorgängen zum Erdboden fallen würde. Beschleunigt man die Niederschlagsbildung und der Niederschlag fällt früher, dann fällt er stromabwärts.

Ein Flussbett ohne Wasser
Legende: Das Flussbett des Flusses Kan ist mehr oder weniger ausgetrocknet. Das Bild stammt vom 11. November 2025. Normalerweise fliesst dieser Fluss an der Metropole Teheran vorbei. Reuters/Majid Asagripour/WANA via Reuters

In der Schweiz wird Silberjodid eingesetzt, um Hagelschäden zu verringern. Wie weit kann man mit chemischen oder anderen technischen Hilfsmitteln das Wetter tatsächlich beeinflussen?

Es geht nicht besonders gut. Gerade die Schweiz hat eine lange Geschichte des Hagel-Impfens, und es wurden diesbezüglich systematische Studien vorgenommen.

Dass Wolken-Impfen etwas bringt, um Hagelschäden zu vermeiden, kann statistisch nicht bewiesen werden. 

Man hat sich angeschaut, wie sich die Grösse der Hagelkörner verändert. Es gab keinen statistisch feststellbaren Unterschied in der Hagelkorngrösse nach dem Impfen der Wolken. Dass Wolken-Impfen etwas bringt, um Hagelschäden zu vermeiden, kann daher statistisch nicht bewiesen werden. Das Einzige, was man wirklich machen kann, um Pflanzen vor Hagelschäden zu schützen, wäre, sie grossflächig mit Netzen zu überziehen.

Das Gespräch führte Peter Hanselmann.

SRF 4 News, 18.11.2025, 6:20 Uhr ; 

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