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Nawalny will zurück nach Russland
Aus Echo der Zeit vom 25.09.2020. Bild: Keystone
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Wie weiter mit Kreml-Kritiker? Moskau-Korrespondent: «Heimreise wäre für Nawalny gefährlich»

Wohnung weg, Konten gesperrt: Klare Signale, dass der Kreml den Kritiker nicht will, sagt SRF-Korrespondent David Nauer.

Was macht jemand, der wahrscheinlich vom eigenen Staat vergiftet wurde? Diese Frage muss sich der russische Oppositionspolitiker Alexej Nawalny stellen, der vorgestern nach 32 Tagen aus der Berliner Charité entlassen wurde. Russland fernzubleiben, sei für den Putin-Kritiker nie zur Diskussion gestanden, sagte Russland-Korrespondent David Nauer.

SRF News: Ist bekannt, wo sich Alexej Nawalny aufhält?

David Nauer: Man kann davon ausgehen, dass er weiterhin in Berlin ist. Er ist zwar nicht mehr im Spital, aber immer noch ziemlich angeschlagen, wie seine Bilder und Berichte auf sozialen Netzwerken zeigen. Er ist stark abgemagert und sagt von sich, er habe noch diverse gesundheitliche Einschränkungen. Er könne seine Finger nicht kontrollieren und nicht von Hand schreiben und habe auch Mühe mit dem Gleichgewicht. Er besuche täglich eine Physiotherapie und werde vermutlich in eine stationäre Reha gehen.

Nawalnys Umfeld hat gesagt, er wolle nach Russland zurück, sobald es sein Gesundheitszustand zulässt. Wie realistisch ist das?

Insofern realistisch, als dass man davon ausgehen kann, das er auf jeden Fall zurückkehren will. Er ist ein Kämpfer, ein Mann, der glaubt, eine Mission zu haben. Man könnte auch sagen, er sei ein bisschen verrückt. Alle, die ihn kennen, sind aber sicher, das er mit seiner politischen Arbeit weitermachen will. Es habe eigentlich gar nicht zur Diskussion gestanden, dass er nicht nach Russland zurückkehren würde, erklärte seine Sprecherin.

Wie gefährlich ist eine Rückkehr in die Heimat für Nawalny und sein Umfeld?

Es ist sehr gefährlich. Die Leute, die ihn vergiftet haben, laufen immer noch frei herum. Zudem hat sich der ganze Staatsapparat auf ihn eingeschossen. Auch die Justiz ist gegen ihn aktiv. Die Risiken für Nawalny sind erheblich.

Gestern wurde bekannt, dass Gerichtsvollzieher seine Wohnung in Moskau beschlagnahmt haben. Warum?

Es geht um eine Schadenersatzforderung. Nawalny und eine seiner wichtigsten Mitarbeiterinnen drehten einen Film über eine Firma, die Moskauer Schülerinnen und Schülern Kantine-Essen liefert, angeblich Essen von sehr schlechter Qualität.

Hinter der Firma steht mutmasslich der enge Putin-Vertraute Jewgeni Prigoschin, der den Übernahmen «Putins Koch» trägt. Nawalny hatte sich also einmal mehr mit sehr mächtigen Leuten angelegt, worauf ihn die betroffene Catering-Firma samt seiner Mitstreiterin verklagt und vor Gericht auch gewonnen hat. Nun soll Nawalny Schadenersatz in der Höhe von umgerechnet gegen 400'000 Franken zahlen. Er hat nicht so viel Geld und will auch nicht bezahlen. Deshalb hat die Justiz jetzt seine Wohnung als Pfand genommen und seine Konten blockiert.

Ist das eine neue Art, Oppositionelle zum Schweigen zu bringen – indem man sie finanziell ruiniert?

Diese Strategie ist seit einiger Zeit zu beobachten. Im letzten Jahr etwa gab es in Moskau grössere Proteste für freie Wahlen. In der Folge wurden Oppositionelle, darunter Nawalny, von allen möglichen Behörden und teils staatlichen Firmen auf Schadenersatz verklagt. Mit dem Ziel, den Preis für Kreml-Kritik hochzutreiben. Im Fall Nawalny ist diese Summe von knapp 400'000 Franken aussergewöhnlich hoch. Man kann es schon fast bildlich sehen. Wenn der Staat Nawalny quasi die Wohnung wegnimmt, ist das eine Botschaft, dass man ihn in diesem Staat nicht mehr haben will.

Das Gespräch führte Nicoletta Cimmino.

Echo der Zeit, 25.09.2020, 18:00 Uhr;

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