In den vergangenen Tagen erlebte die Welt zwei spektakulär inszenierte Gipfeltreffen. Zuerst das Treffen von US-Präsident Donald Trump mit Russlands Machthaber Wladimir Putin, dann das Treffen im Weissen Haus, wo Trump den ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski und europäische Spitzenpolitiker empfing. Die Treffen scheinen bisher wenig gebracht zu haben. Nicht erst seit heute stellt sich die Frage nach der Nachhaltigkeit von Trumps Vorgehensweise bei der Krisen- und Konfliktdiplomatie. Was es für einen Erfolg braucht, weiss Dana Landau.
SRF News: Was halten Sie von Trumps Behauptung, er habe in den letzten sechs Monaten bereits sechs Kriege beendet?
Dana Landau: Wenn man Trumps gewöhnliche Rhetorik kennt, ist es nicht ganz überraschend, dass er solche Superlative benützt. Man muss diese Aussagen sicher mit etwas bisschen Vorsicht geniessen. Es steht und fällt natürlich damit, wie man definiert, dass ein Krieg beendet ist, und was es wirklich für einen Frieden braucht. Er ist sicher eher vorschnell in diesem Urteil.
Was muss erfüllt sein, dass Bemühungen um eine Konfliktlösung erfolgversprechend sind?
Es kommt natürlich in erster Linie auf den Konflikt selbst an und wie das Kräfteverhältnis zwischen den Parteien ist, ob sie selbst schon so weit sind, dass sie gewillt wären, den Konflikt oder den Krieg zu beenden. Klassisch spricht man in der Forschung von der sogenannten Reifheitstheorie, also die Idee, dass ein Konflikt reif zur Beilegung sein muss. Das definiert sich dadurch, dass eine schmerzhafte Pattsituation besteht, also dass die Konfliktparteien das Gefühl haben, dass sie in der Kriegsführung nicht weiterkommen und dass sie in einer Verhandlung einen möglichen Ausweg sehen.
Muss ein Vermittler zwingend neutral sein?
Nein. Wir sprechen im Idealfall oft von Unparteilichkeit, um glaubwürdig als Vermittler oder Vermittlerin aufzutreten. Die Forschung zeigt auch, dass eine eher parteiliche Vermittlerrolle durchaus Sinn machen kann. Und zwar dann, wenn diese Voreingenommenheit oder die Nähe zu einer der beiden Konfliktparteien diese sozusagen an den Tisch lockt.
All das bedarf viel Expertise und Vorbereitung.
Wie wichtig ist aufseiten der Verhandler das Personal, das über Fachwissen und Erfahrung zum Konfliktthema und Kontakte zu den Konfliktparteien verfügt?
Das ist essenziell. Es gibt zwar generelles Fachwissen – also Erfahrung mit Verhandlungen oder mit der Ausarbeitung eines möglichen Abkommens. Es gibt aber auch kontextspezifisches Wissen, das sehr wichtig sein kann, um zu verstehen, was wirklich die Ursachen sind, wo vergangene Verhandlungen fehlgeschlagen sind, wo die Risiken sind, auch wer die wichtigen Akteure sind, die man an Bord holen muss. All das bedarf viel Expertise und Vorbereitung.
Es ist aber auch wichtig, ab einem gewissen Punkt Dinge öffentlich zu machen.
Finden solche Verhandlungen idealerweise hinter verschlossenen Türen statt?
Die Vorbereitung idealerweise schon. Man möchte natürlich verhindern, dass es öffentlich zu einem Eklat kommt oder dass eine Verhandlung öffentlich scheitert. Gewisse Elemente müssen hinter verschlossenen Türen abgewogen werden, etwa wo es mögliche Überlappungen oder Kompromisse zwischen den Konfliktparteien gibt. Es ist aber auch wichtig, ab einem gewissen Punkt Dinge öffentlich zu machen. Dies gerade, wenn eine mögliche Beilegung eines Konflikts auch von der breiteren Bevölkerung unterstützt und mitgetragen werden soll. Da kann es auch ein gewisses Risiko sein, wenn man es zu lange zu geheim hält.
Das Gespräch führte Matthias Kündig.