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Ein Plakat der 1:12-Initiative
Legende: Die 1:12-Initiative: Nutzen und Schaden sind auch bei den Kleinbetrieben umstritten. Keystone

1:12-Initiative KMU bei 1:12-Initiative im Zwiespalt

Bei der 1:12-Initiative gehen auch bei den kleinen und mittleren Unternehmen die Meinungen auseinander. Von der geforderten Quote selbst kaum betroffen, sind vor allem der drohende Wegzug von Gutverdienenden und die Steuerausfälle ein Thema. Dies zeigt ein Augenschein in zwei Betrieben.

Auch bei den kleinen und mittleren Unternehmen ist man sich uneinig, ob die 1:12-Initiative der Jungsozialisten dem Wirtschaftsstandort Schweiz mehr nützt oder schadet. SRF hat in Kleinbetrieben bei einer Gegnerin und einem Befürworter nachgefragt.

Die Lohnschere in ihrem Unternehmen gehe nicht weit auseinander, sagt Marianne Meister, Präsidentin des kantonalen Gewerbeverbands. Seit 14 Jahren führt sie zusammen mit ihrem Mann und elf Angestellten den Dorfladen in Messen im Kanton Solothurn: «Wenn ich die Löhne vergleiche mit dem Lohn, den wir uns bezahlen, ist es 1:1,5. Wenn ich die vielen Stunden aufrechne, die wir tatsächlich arbeiten, hätten wir 1:1.»

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«Das kann der Mittelstand nicht bezahlen»

Und trotzdem befürchtet Meister, dass eine Annahme der Initiative ihren Kleinbetrieb wie auch alle anderen KMU treffen könnte. Und zwar vor allem durch den Wegzug von Gutverdienenden. Damit drohten gemäss Berechnungen Steuerausfälle von bis zu 1,5 Milliarden Franken: «Am Schluss bleibt der Mittelstand, die KMU-Betriebe, die das bezahlen sollen. Und das können wir einfach nicht.»

Arbeitsplätze in Gefahr

Mit der Schwächung der Wirtschaft und damit auch der KMU stünden nicht zuletzt Arbeitsplätze und die vielen Lehrstellen auf dem Spiel. «Lehrstellen muss man sich als Betrieb leisten können », betont die 51-Jährige.

Im schlimmsten Fall könnte nach ihren Worten sogar der ganze Dorfladen verschwinden. Sie verweist zugleich auf die wichtige soziale Aufgabe von Dorfläden – als Treffpunkt gerade auch für viele ältere Menschen, die jeden Tag ihren kleinen Einkauf machten: «Auch das setzt die Initiative letztlich aufs Spiel.»

«Wer will, soll halt gehen»

Schreinermeister Thomas Gerber kann der Juso-Initiative dagegen durchaus Positives abgewinnen. Mit neun Angestellten führt er sein Unternehmen in Gasel bei Bern seit elf Jahren. Das Lohnverhältnis zwischen seinen Mitarbeitern und ihm hat er ebenfalls genau ausgerechnet und ist dabei auf 1: 1,32 gekommen.

Er hält es für möglich, dass bei einem Ja zum Begehren der «eine oder andere Manager» abwandert. Dass die Wirtschaft dadurch Schaden nimmt, glaubt der 46-Jährige allerdings nicht: «Wenn jemand nur noch für seinen Lohn arbeiten will, soll er halt gehen.» Ein kurzes Vakuum mit unbesetzten Stellen schliesst Gerber nicht aus. Dieses werde sich aber personell wie auch qualitativ rasch einpendeln – dank neuer Kräfte mit neuen Ideen ab den Universitäten.

Hoffen auf eine neue Unternehmer-Generation

Auch die Furcht vor derart hohen Steuerausfällen teilt der Schreiner nicht: «Vielleicht muss nun einfach eine neue Generation von Unternehmern her, die die Lohnschere etwas schliessen will.» Denn je kleiner die Unterschiede und je besser die Vermögen verteilt, desto stärker sei die Wirtschaft. Als negatives Beispiel führt Gerber die UBS an: «Es kann einfach nicht sein, dass eine Grossbank Milliardenverluste macht und den gleichen Betrag als Boni auszahlt.»

Ob mit der 1:12 Initiative die Löhne gerechter verteilt werden oder die Leute abwandern, bleibt abzuwarten. Einig sind sich die beiden Unternehmer aus den Kantonen Solothurn und Bern aber in einem Punkt: Beide rechnen mit einem Nein zur Initiative.

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