Wie kann ein unabhängiges kleines Foto-Geschäft heute noch in einer teuren Innenstadt überleben, mit gigantischer Konkurrenz im Internet, Fotodruckautomaten bei Grossverteilern und immer besseren Linsen in jedem Smartphone? Diese Frage stellte sich auch Adrian Samuel, als er sich vor fünf Jahren entschied, als Angestellter im Foto Wolf in Basel seinem Chef den Laden abzukaufen. Und dann kam noch Corona.
Jetzt, im Alter von 39 Jahren, weiss er die Antwort: Beratung und Leidenschaft sind die Erfolgsrezepte. «Meine Angestellten und ich selber sind alles Leute, die sich mit Passion der Fotografie widmen und das entsprechend auch vermitteln können.» Es gehe ihnen nicht bloss darum, teure Kameras und Objektive zu verkaufen, sondern die Vorstellungen der Kundschaft herauszuschälen und das Passende zu finden.
Es läuft gut genug, dass wir uns keine Sorgen machen müssen.
War bei seinem Schritt zum Chef die wirtschaftliche Situation des Ladens noch unsicher, so könne er heute Miete und Löhne problemlos pünktlich bezahlen. «Es läuft gut genug, dass wir uns keine Sorgen machen müssen und wir so geschäften können, dass es sich gesund anfühlt und alle happy sind.» Arbeit steckt ebenfalls dahinter, so hat er mit seinem Team den Laden im Internet und in den sozialen Medien positioniert.
Foto-Flohmarkt als Community-Live-Event
Zum Jubiläum hat er einen freien Raum nebenan für einen Pop-up-Flohmarkt gemietet. Kameras bis zurück ins Jahr 1905, passende Taschen, alte Stative, historische Teile, allerhand Linsen oder Selbstauslöser lockten zahlreiche Neugierige an, die gerne fachsimpelten – eine Art muntere «Retro-Community».
Samuel stellt inzwischen auch einen Trend zurück zur analogen Fotografie fest. Das komme seinem Laden natürlich zugute, der Analoges wie Digitales anbietet.
Nur knapp eine Handvoll unabhängige Foto-Läden gibt es noch in Basel, neben diversen Filialen von potenten nationalen und internationalen Ketten. Wer zum Wolf in der Freien Strasse unweit des Marktplatzes will, spaziert an Handy-Shops, Interdiscount, Starbucks und H&M vorbei, wie sie in vielen Städten stehen.
Einer der ältesten Läden in der Basler Innenstadt
Wolf hingegen gibt es nur hier – einst gegründet von Bernhard Wolf, hat dieser nur viermal die Hand gewechselt. «Wahrscheinlich sind wir der älteste noch bestehende Laden in der Freien Strasse», sagt Samuel stolz.
Ist das Know-how rar, werden Fans treu, und so wartet schon mal kundige Kundschaft vor der Ladentüre, bis der Wolf öffnet. Adrian Samuel hofft, dass das auch noch lange so bleibt: «Ich fände es schön, wenn das Geschäft unter meiner Führung noch das 150-Jahre-Jubiläum feiern könnte.»