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24.50 Franken pro Impfung Hausärzte sind nicht zufrieden mit dem Impftarif

Ihre Kosten seien bei weitem nicht gedeckt, heisst es vonseiten der Ärzte. Doch Krankenkassen und Kantone bleiben hart. Nachverhandlungen gebe es keine.

Hausärztinnen und -ärzte impfen seit Dezember ihre Risikopatienten; das sind sehr betagte Personen oder Menschen mit Vorerkrankungen. Diese Patienten könnten nicht ruckzuck im Akkord bedient werden, sagt Urs Stoffel vom Ärzteverband FMH. Es brauche Beratung, zudem müssten auch Arztpraxen auf Abstände und Hygiene achten.

So müsse man alle Coronaregeln beachten und beispielsweise zwischen den Patienten desinfizieren. «Zudem müssen wir jeden Patienten nach der Impfung noch eine Viertelstunde lang überwachen – das ist mit 24.50 Franken Entschädigung nicht möglich», so Stoffel.

Aufwand nur zur Hälfte abgegolten

Den Betrag von 24.50 Franken pro Pieks haben die Kantone und die Krankenkassen festgelegt – bezahlt von den Krankenkassen. Als «Affront» bezeichnet ihn der Verband der Haus- und Kinderärzte. Und Stoffel vom FMH sagt, bei scharfer Kalkulation bräuchten Ärzte das Doppelte, also etwa 50 Franken pro Impfung.

Hunderte Millionen Franken seien bereits zur Symptombekämpfung wegen der Pandemie ausgegeben worden, sagt Stoffel. Damit meint er das Geld, das der Bund etwa für Schutzmaterial oder zur Abfederung der wirtschaftlichen Schäden ausgegeben hat. «Wir sind deshalb besonders enttäuscht.» Zumal man mit der Impfung ein Instrument habe, mit dem man eine grosse Wirkung in der Eindämmung der Pandemie erzielen könne.

Ein Arzt zieht eine Impfspritze auf.
Legende: Mit 24.50 Franken pro Pieks seien ihre Kosten nicht gedeckt, sagen die Hausärzte. Keystone

Dass Kantone und Krankenkassen in dieser Situation keine kostendeckende Lösung für Arztpraxen gefunden hätten, sei unverständlich. Seit Ende Dezember würden Hausärzte impfen, im Vertrauen darauf, dass das irgendwann einmal fair abgegolten werde, sagt Stoffel.

Höhere Abgeltung als bei Impfzentren

Von der Gegenseite heisst es, die 24.50 Franken seien bereits ein Kompromiss – und ein fairer noch dazu. So hätten Kantone und Krankenkassen im Dezember zunächst einen Tarif von 14.50 Franken festgelegt. Der Bundesrat habe den auch bereits genehmigt, sagt Matthias Müller vom Versicherungsverband Santésuisse.

Man habe daraufhin «die besonderen Bedürfnisse der Hausärzte geprüft» – und sei auf die 24.50 Franken gekommen. Das sei im Übrigen ein «deutlich höherer Preis» als jener, den Impfzentren für das Impfen verrechnen könnten.

Überdies könnten Hausärztinnen bei Patienten mit besonderen Risiken einen zusätzlichen Aufwand verrechnen, betont Müller. Damit sei das letzte Wort gesprochen, ergänzen die Kantone: Formell müsse nun der Bundesrat den Tarif von 24.50 Franken zwar noch genehmigen, sagt Kathrin Huber von der Gesundheitsdirektorenkonferenz. Doch eine Notwendigkeit für Nachverhandlungen sehe man keine.

Womöglich noch Geld vom Kanton

Trotz der für sie unbefriedigenden Situation wollen die Ärzte selbstverständlich weiter impfen, halt mit der Faust im Sack, wie FMH-Vertreter Stoffel betont. Schliesslich könnten sie ihre Risikopatienten ja nicht einfach abweisen.

Eine Hintertür bleibt für die Ärzte allerdings offen: Sie können versuchen, von ihren Kantonen einen Zuschlag einzufordern. Je nach Kanton bekämen Ärzte dann unterschiedlich viel fürs Impfen. Damit wäre, je nach Optik, auch beim Impftarif der Föderalismus gewahrt – beziehungsweise ein neuer Flickenteppich geknüpft.

COVID-19Impfstoff COVID-19-Impfung Zielgruppen Anzahl Personen(Schätzungen) (Eine Person kann in mehreren Gruppen gleichzeitig sein) Total Zielgruppen 1 bis 4: 7 bis 8 Mio. Impfdosen notwendig ca. 3.5 bis 4 Mio. Personen

Rendez-vous vom 24.02.2021, 12:30 Uhr

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