Worum geht es? Erstmals überhaupt wiesen die Schweizer Hotels in einer Sommersaison (Mai bis Oktober) über 25 Millionen Logiernächte aus. Jeder einzelne der sechs Monate 2025 war ein Rekord-Monat.
Woher kommt dieser Aufschwung? Als in der Corona-Krise der Tourismus zusammengebrochen war, mutmassten viele, dass die Zeit der grossen Reisen vorbei sein könnte. Nur zeigte sich dann rasch, dass sich ein gegenteiliger Trend einstellen wird, dass die Menschen vielmehr eine Reiselust entwickelt haben. Schon 2023 zählt die Schweiz wieder mehr Logiernächte als vor dem Ausbruch der Pandemie.
Warum ist die Schweiz beliebt? Die Natur, die kurzen Wege, der gut ausgebaute öffentliche Verkehr und auch die Tatsache, dass die Schweiz mit vier Sprach- und Kulturregionen sehr viel Abwechslung bietet. Das alles seien Argumente, welche bei der Wahl der Feriendestination für die Schweiz sprechen würden, sagt Liên Burkard von Schweiz Tourismus.
Woher kamen die Touristinnen und Touristen? Knapp 47 Prozent der Logiernächte gingen diesen Sommer auf das Konto von Schweizer Gästen – der Rest kam aus dem Ausland. Traditionell viele aus Deutschland, wobei die Touristinnen und Touristen aus den USA an erster Stelle lagen. Ein Grund hierfür ist die Inflation in den USA der letzten Jahre. Weil das Leben dadurch auch zu Hause deutlich teurer geworden ist, fällt der starke Franken für US-Gäste gar nicht mehr so stark ins Gewicht.
Welche Schweizer Regionen ziehen besonders? Den grössten absoluten Anstieg registrierte diesen Sommer Graubünden, mit einem Zuwachs von 122'000 zusätzlichen Gästen. Stark zugelegt haben auch das Tessin und die Region Zürich, während die Regionen Bern und Genf die einzigen beiden Tourismusregionen waren, in welchen die Zahl der Logiernächte abnahm.
Schwimmen die Hoteliers jetzt im Geld? Mehr Tourismus, mehr Einnahmen, mehr Gewinn, könnte man meinen. Aber ganz so einfach sei die Rechnung nicht, sagt Christian Hürlimann, Direktor des Branchenverbandes «HotellerieSuisse». Mit den Einnahmen seien auch die Ausgaben gestiegen, für die Energie, für die Lebensmittel, für das Personal, das sowieso schwer zu finden sei. «Aber grundsätzlich sind wir mit der Geschäftsentwicklung schon sehr zufrieden.»
Folgt jetzt Rekord auf Rekord? Es ist kein Schweizer Phänomen, der Tourismus ist in vielen Teilen der Welt im Aufschwung. Gemäss den Prognosen des Forschungsinstituts «BAK» dürfte das Wachstum 2026 allerdings nicht mehr so stark ausfallen wie in diesem Jahr. Das hängt damit zusammen, dass die Konjunktur – beeinflusst von Kriegen, Konflikten und ökonomischen Unsicherheiten – nächstes Jahr generell weniger stark wachsen dürfte.
Ist es irgendwann zu viel Tourismus? Prinzipiell hätte es noch Platz in den Schweizer Hotels. «Die Brutto-Hotelbettenauslastung liegt bei knapp 50 Prozent», sagt Liên Burkard von Schweiz Tourismus. Gleichwohl wird auch in der Schweiz schon heute regelmässig über «Overtourismus» gesprochen, in Destinationen wie Zermatt, Grindelwald oder Luzern gibt es Klagen, dass die Touristenströme zu gross würden. «Wir nehmen die Sorgen rund um den Overtourismus ernst», sagt Burkart, «und bewerben bewusst weniger bekannte Regionen auch in den Nebensaisons, zum Beispiel durch die Zusammenarbeit mit Reiseanbietern.»