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30 Jahre gemischte RS Ein Meilenstein für weibliche Armeeangehörige

Bis vor 30 Jahren war der Einsatz von Frauen in der Armee beschränkt. Dann startete 1993 die erste gemeinsame Rekrutenschule mit beiden Geschlechtern. Ein wichtiger Schritt für die Integration der Frauen in die Armee.

Es waren damals ungewohnte Bilder: Junge Männer und Frauen sitzen gemeinsam im Tarnanzug in einem Waldstück und erholen sich von einer Übung. In wenigen Wochen werden sie zum Fahrer beziehungsweise zur Fahrerin ausgebildet. An dieser ersten gemischten Rekrutenschule in Burgdorf im März 1993 nahmen 16 Frauen und rund 100 Männer teil.

Zuvor wurden Rekrutinnen und Rekruten getrennt ausgebildet. Frauen durften ohnehin nur wenige Funktionen in der Armee ausüben. Willkommen waren sie unter anderem im Sanitätsdienst, in Feldpostbüros oder Truppenküchen. 

Ein gelungener Pilotversuch

Die erste gemischte RS, ein Pilotversuch, sei deshalb ein wichtiger Schritt für die Gleichstellung von Männern und Frauen in der Armee gewesen. Davon ist Sibylle Freudweiler-Haab überzeugt. Sie ist Oberst a.D. und hat während über 30 Jahren Militärdienst geleistet. «Die gemischte Rekrutenschule hat gezeigt, dass die Ausbildung nicht mehr getrennt erfolgen muss und erfolgreich zusammen durchgeführt werden kann. Sie hat damit auch die Grundlage gelegt, dass Frauen in vielen Funktionen und heute in allen Funktionen mit den Männern zusammen eingesetzt werden können», so Freudweiler-Haab.

Trotzdem hat es nach der ersten gemischten RS nochmals zehn Jahre gedauert, bis Frauen alle Funktionen in der Armee ausüben durften und gleich bewaffnet wurden wie Männer. Auch Einsätze mit der Swisscoy in Kosovo sind für Frauen erst seit knapp 20 Jahren möglich.

Frauen in der Armee

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Frauen in einem Armeemantel und mit Stahlhelm marschieren in einer Kolonne. Schwarzweissbild.
Legende: Angehörige des Frauenhilfsdienstes (FHD) 1939 bei einem Sanitätskurs der Schweizer Armee. Keystone/PHOTOPRESS-ARCHIV/A. JANSEN

Während des Ersten Weltkriegs leisteten viele Schweizerinnen freiwillig Dienst im Roten Kreuz oder arbeiteten in Soldatenstuben und Militärspitälern. 1939 wurde der Frauenhilfsdienst (FHD) gegründet und ein Jahr später in die Armee eingegliedert. Im ersten Jahr des FHD standen über 20'000 Frauen in Telefonzentralen, Fliegerbeobachtungsposten, Flüchtlingslagern, Schneidereien, Kanzleien, Militärsanitätsanstalten, Truppenküchen und Feldpostbüros im Einsatz.

Mit der Verankerung des Grundsatzes der gleichen Rechte von Mann und Frau in der Verfassung am 14. Juni 1981 wurden auch in der Armee Veränderungen nötig. Der Frauenhilfsdienst wurde 1985 in den Militärischen Frauendienst (MFD) umgewandelt. Fortan hatten die Frauen dieselben militärischen Grade wie die Männer. 1995 wurde der MFD schliesslich in die Dienststelle Frauen in der Armee (FDA) umgewandelt. Damit einher gingen gemischte Rekrutenschulen und Einheiten. Doch erst seit 2004 dürfen Frauen alle Funktionen in der Armee ausüben. Seither erhalten sie auch eine Gefechtsausbildung und können an Einsätzen im Ausland wie jenem von Swisscoy in Kosovo teilnehmen.

Leutnant sieht Verbesserungspotential

Wie steht es heute um die Stellung der Frauen in der Armee? «Gut», sagt Carmen Affentranger. Sie ist Leutnant und Präsidentin des Vereins FiT – Frauen im TAZ (Tarnanzug). Frauen in der Armee hätten nun dieselben Rechte und Pflichten wie Männer.

Trotzdem sieht sie noch Verbesserungspotential: «Die Armee ist ein männlich geprägtes System. Es gibt sehr wenige Frauen in der Armee. Das führt dazu, dass die Stärken, die in der Armee gefördert werden, oder Bilder, wie jemand führen sollte, klar männlich geprägt sind. Ich wünsche mir, dass es mehr Platz gibt für die Stärken der Frauen und ihre Arten zu führen», sagt Affentranger.

Sie gibt ein Beispiel. «Ich habe keine so laute Stimme wie ein Mann. Ich habe mich oft darüber geärgert, als gesagt wurde, dass ich lauter sprechen soll, denn auch mit leiserer Stimme kann ich gut einen Zug führen. Ich mache es anders und es funktioniert auch.»

Antrittsverlesen im Militär. Aufnahme von einer Gruppe von Armeeangehörigen in der Ruhstellung.
Legende: Soldaten und Soldatinnen bei der Ausbildung für einen Swisscoy-Einsatz. Seit 2004 können auch Frauen daran teilnehmen. Keystone/CHRISTIAN BEUTLER

Auch, wenn Frauen mittlerweile gut in die Armee integriert sind, ein grosser Unterschied bleibt: Im Gegensatz zu den Männern leisten die Frauen ihren Dienst freiwillig. Gut möglich, dass auch diese letzte Ungleichheit noch fällt, denn der Bund prüft zurzeit unter anderem, die Dienstpflicht auf Frauen auszuweiten.

SRF 3, 01.03.2023, 08:15 Uhr

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