Die Rüstungsindustrie ist eine klassische Männerdomäne. Doch heute bei der Gründungsfeier der neuen Ruag-Holding in Bern waren die Männer hauptsächlich im Publikum.
Tonangebend war eine Frauenmehrheit: Die neue Verwaltungsrats-Präsidentin Monica Duca Widmer zusammen mit zwei Verwaltungsrätinnen und daneben noch Verteidigungsministerin Viola Amherd, die sichtlich stolz war auf die «Frauenpower» in der Ruag.
Es sei ihr wichtig zu zeigen, dass man auch für ein Unternehmen wie die Ruag genügend Verwaltungsrätinnen finde, sagte Amherd. «Die Ausrede, wir finden keine Frauen in einem gewissen Bereich, die lasse ich nicht gelten.»
Bessere Verkaufschancen dank Frauen?
Die Ruag wird ab Januar aufgespalten: In einen Teil, der die Wartung für die Schweizer Armee macht. Und in einen zivilen, internationalen Teil. Dieser Teil soll später an private Investoren verkauft werden. Die Hoffnung: mit einem weiblichen Verwaltungsrat soll auch ein Verkauf einfacher werden.
Diversität ist heute eine Grundregel, die weltweit gelebt wird.
«Diversität ist heute eine Grundregel, die weltweit gelebt wird» meint Verteidigungsministerin Viola Amherd, «das wirkt sich auch auf die Attraktivität eines Unternehmens aus».
Kaum Erfahrung im Waffengeschäft
Grosse Erfahrungen im Rüstungsbereich bringen die neuen Verwaltungsrätinnen allerdings nicht mit. Die neue Verwaltungsratspräsidentin Monica Duca Widmer war Grossrätin für die CVP im Kanton Tessin. Sie ist studierte Chemieingenieurin und Verwaltungsratspräsidentin der Migros-Genossenschaft Tessin.
Duca Widmer sieht eher Vorteile darin, dass sie und die beiden anderen Verwaltungsrätinnen keine Rüstungs-Expertinnen seien. «Es gibt uns die Gelegenheit, Wege zu sehen, die man vielleicht nicht mehr sieht, wenn man immer drin ist», sagt Duca Widmer.
Ruag besser als SBB oder Post
Dass es zu wenig Frauen auch im Top-Kader der Bundesbetriebe gibt, hat der Bundesrat erkannt und einen Zielwert für die Verwaltungsräte formuliert: Bis Ende des nächsten Jahres sollen die Frauen in den Verwaltungsräten mindestens ein Drittel ausmachen. Die neue Ruag-Holding hat die Zielvorgabe verdoppelt, während sie zum Beispiel die SBB und die Post genau erfüllen:
Die Aufsicht über die neue Ruag übt ab Januar also eine deutliche Frauenmehrheit aus. Operativ aber, in der Geschäftsleitung, haben immer noch die Männer das Sagen.