Die Swiss hat fünf Flugzeuge vom Typ A320 und zwei A330 in die jordanische Hauptstadt Amman geflogen, wo sie während des Corona-Groundings gewartet werden. Mit einer achten Maschine kehrt die Crew in die Heimat zurück. Die Swiss arbeitet seit 2017 mit der jordanischen Wartungsfirma Joramco zusammen. Das Unternehmen listet fast 30 Kunden, darunter die Swiss-Muttergesellschaft Lufthansa, Alitalia und South African.
SRF News: Michael Weinmann, wieso hat die Swiss sieben Flugzeuge nach Jordanien überstellt?
Michael Weinmann: Die Swiss-Flotte ist derzeit zu über 90 Prozent stillgelegt. Es ist absehbar, dass es Monate oder Jahre dauert, bis sich der Flugverkehr vollends normalisiert. Da ist es sinnvoll, günstige Parkmöglichkeiten für längerfristig ausser Betrieb gesetzte Maschinen wie in Amman zu finden. Die Einsparungen machen die Überstellungskosten von rund 25'000 Franken pro Mittelstreckenflugzeug mehr als wett.
Aber ist es politisch klug, vom Bund Geld zu verlangen und gleichzeitig dem Standort Schweiz Wartungsaufträge zu entziehen?
Die Wartungsaufträge werden dem Standort Schweiz nicht entzogen. Seit der Trennung von SR Technics, die inzwischen in chinesischen Händen ist, werden die grossen Checks der Swiss-Flugzeuge im slowenischen Ljubljana oder eben in Jordanien durchgeführt. Sollte die Swiss nun Geld vom Bund erhalten, besteht ja genau der Auftrag, haushälterisch damit umzugehen.
Es gibt auch klimatische Gründe für die Verlegung.
Genau. Jordanien bietet ein trockenes und ausgeglichenes Klima. In der Schweiz wären die Maschinen durch Regen und schwankende Temperaturen viel stärker der Korrosion ausgesetzt. Auch in den USA haben viele Gesellschaften ihre Flugzeuge im Wüstenklima von Nevada parkiert.
Sind Sand und Staub für die Flugzeuge nicht auch schädlich?
Alle Öffnungen an den Maschinen, zum Beispiel Triebwerke oder Ablassventile, werden mit Schutzfolie abgeklebt, damit der Staub nicht eindringen kann.
2019 gab es Medienberichte über Probleme mit der Wartungsfirma Joramco. Sind diese gelöst?
Ich gehe davon aus. Swiss hat Massnahmen getroffen und arbeitet ja weiterhin mit der Firma zusammen.
Die Sicherheit ist also gewährleistet?
Ja.
Was geschieht, wenn die Flugzeuge dereinst wieder in den Dienst genommen werden?
Die Wiederinbetriebnahme einer so langfristig parkierten Maschine dauert vier bis fünf Tage: Abdeckungen entfernen, Flüssigkeiten ablassen und nachfüllen, Systemchecks durchführen – und natürlich nach Zürich zurückfliegen. Die jetzt in Jordanien liegenden Maschinen dürften die letzten der Flotte sein, die wieder in Betrieb genommen werden.
Das Gespräch führte Boris Bögli.