Darum geht es: ÖV fahren zwischen der Schweiz und Italien wird unkomplizierter – auch mit Bussen. Dies, nachdem Verkehrsminister Albert Rösti und der italienische Vize-Verkehrsminister Edoardo Rixi ein Abkommen über den grenzüberschreitenden regionalen Linienbusverkehr in beiden Ländern unterschrieben haben. Die Aufhebung des sogenannten Kabotage-Verbots dürfte im Lauf des nächsten Jahres in Kraft treten.
Die betroffenen Gebiete: Künftig können also Fahrgäste von öffentlichen Bussen auf beiden Seiten der Grenze ein- und auch wieder aussteigen. Im Falle von Italien betrifft dies das Tessin mit Busverbindungen in die Lombardei, das Unterwallis mit solchen nach Aosta sowie das Engadin mit der Buslinie nach Chiavenna. Italien ist das vierte Nachbarland mit einem solchen Abkommen. Vergleichbare Vereinbarungen hat die Schweiz bereits mit Deutschland, Österreich und Frankreich.
Konkrete Folgen: Busverbindungen, die einen oder mehrere Halte im jeweils anderen Land haben, können damit ausgebaut werden. Denn künftig ist es beispielsweise erlaubt, dass Fahrgäste in einer regionalen Busverbindung, die die Schweiz mit Italien verbindet, in der Schweiz sowohl ein- als auch aussteigen – und umgekehrt. Bislang war das wegen des sogenannten Kabotage-Verbots nicht erlaubt: Wer in der Schweiz zustieg, konnte erst in Italien wieder aussteigen – und umgekehrt.
Situation im Südtessin: «Besonders von dieser Neuerung betroffen ist das Südtessin», sagt die im Tessin lebende und arbeitende Journalistin Martina Kobiela. Zum Beispiel die Busverbindung vom schweizerischen Ponte Tresa am Luganersee über den Berg ins italienische Luino am Lago Maggiore: Künftig können die Fahrgäste hier beliebig ein- und aussteigen, egal ob in der Schweiz oder in Italien. Das mache die Strecke viel attraktiver, so Kobiela, auch für Touristen. Entsprechend rechnen die ÖV-Anbieter mit mehr Publikum.
Neue Möglichkeiten: Mit der Aufhebung des Kabotage-Verbots könnten auch neue Buslinien zwischen dem Tessin und Italien in Betrieb genommen werden – immerhin arbeiten rund 80'000 Italienerinnen und Italiener im Tessin, von denen ein Teil womöglich auf den ÖV umsteigen könnte. Das wiederum könnte die stark überlasteten Strassen im Tessin von einem Teil des privaten Pendlerverkehrs entlasten. Auch könnten Touristen vermehrt auf den ÖV umsteigen, wenn das Angebot an Buslinien ausgebaut wird, so die Erwartung.