Die gute Nachricht zuerst: Nach einem ausgezeichneten Börsenjahr 2021 stehen die Pensionskassen finanziell solide da. «Per Ende 2021 ging es den Pensionskassen wirklich gut», sagt Vera Kupper Staub, Präsidentin der Oberaufsichtskommission Berufliche Vorsorge.
Auf den rund 1000 Milliarden Franken Pensionskassenvermögen gab es satte acht Prozent Rendite letztes Jahr. Von den sprudelnden Anlageerträgen haben auch die beruflich aktiven Versicherten profitiert, also die Arbeitnehmenden, die noch daran sind, ihr Vorsorgekapital aufzubauen.
Das Ende der Umverteilung
Daraus folgt: Die viel diskutierte Umverteilung von den jungen Aktiven zu den alten Pensionierten hat praktisch aufgehört. Im Unterschied zur Vergangenheit, als jährlich mehrere Milliarden der Erträge prioritär den Rentnerinnen und Rentnern zugutekamen. «Wir hatten eine lange Phase, wo die aktiven Versicherten zugunsten der Rentenberechtigten tiefere Verzinsungen hinnehmen mussten», sagt Vera Kupper Staub.
Insgesamt rund 45 Milliarden Franken wurden so in den acht Jahren von 2014 bis 2021 zu den Rentnerinnen und Rentnern umverteilt, schätzt die Oberaufsicht. Letztes Jahr waren es dann nur noch 0.2 Milliarden, also vergleichsweise wenig. Dies ist die zweite gute Nachricht zur Lage der Pensionskassen.
Inflation sorgt für höhere Zinsen
Aber es gibt auch schlechte Nachrichten : Der finanzielle Ausblick hat sich eingetrübt. Als Folge der Pandemie und des Ukraine-Kriegs steigt derzeit die Inflation . Das führt zu deutlich höheren Zinsen. Und höhere Zinsen verursachen Kursverluste bei den Anlagen der Pensionskassen.
«Die Anlagemärkte sind sehr volatil», sagt Kupper Staub von der Oberaufsicht. Die Aktienmärkte seien schon stark korrigiert worden, auf Schweizer Obligationen habe man in diesem Jahr durch den Zinsanstieg schon viel verloren. Zudem mindert die Inflation die Kaufkraft der Renten. Denn beim Einkaufen wird alles teurer; aber es gibt von den Pensionskassen keinen automatischen Teuerungsausgleich.
Die Präsidentin der Oberaufsicht sagt darum: Zuerst müsse man abwarten, wie sich die Finanzen dieses Jahr entwickeln. Erst dann könne jede Pensionskasse für sich Massnahmen zugunsten der Rentnerinnen und Rentner, aber auch der aktiven Versicherten, prüfen – damit alle einen angemessenen Teil vom Geld der Pensionskassen erhalten.