SRF News: Herr D'Amato, hatten Sie mit diesem Abstimmungsergebnis gerechnet?
Gianni D'Amato: Persönlich habe ich es nicht erwartet. Man musste mit einer erneuten Niederlage rechnen, insbesondere weil die Gegner der Vorlage mit kulturellen Argumenten gekämpft haben. Doch dies hat dieses Mal nicht funktioniert.
Denken Sie an das Burkaplakat?
Genau. Das Burkaplakat ist eine politische Metapher, welche die SVP und ihre Satelliten relativ häufig verwenden. Und dies hat bei der dritten Generation jetzt zurecht nicht gewirkt, weil es nicht um Burkaträgerinnen ging, sondern darum, ob 24'000 oder 25'000 Ausländerinnen und Ausländer, die in der dritten Generation in der Schweiz leben, zu diesem Land gehören.
Bundesrätin Sommaruga hat die jungen Ausländerinnen und Ausländer der dritten Generation ermuntert, sich jetzt einbürgern zu lassen. Werden sie das tun?
Ein Teil wird es sicherlich tun. Wir haben eine Untersuchung zur Lage der dritten Generation und ihren Einstellungen durchgeführt. Die meisten haben ein sehr pragmatisches Verhältnis zu ihrer Situation in der Schweiz. Sie haben es bis jetzt vermieden, sich einbürgern zu lassen, weil es für sie mit einem bürokratischen Monster verbunden war. Die erleichterte Einbürgerung wird sicher für viele ein wichtiger Weg werden für den Aufbau ihrer Zukunft.
Viele haben es bis jetzt vermieden, sich einbürgern zu lassen, weil es für sie mit einem bürokratischen Monster verbunden war.
Die Grünen fordern, dass der Zugang zum Bürgerrecht auch für andere Gruppen von Ausländerinnen und Ausländern erleichtert werden soll. Wie realistisch ist das?
Migrationspolitische Vorlagen haben es in der Schweiz tendenziell eher schwer. Im Bezug auf die Frage der Staatsbürgerschaft, des Bürgerrechts und der Einbürgerung wäre es wichtig, dass man auch an die zweite Generation denkt. Wenn man den Fakt der Einwanderung akzeptiert, ist es sicher wichtig, dass die politische Integration dieser Personen, die zur Schweiz gehören, vorangebracht wird.
Das Gespräch führte Barbara Büttner.