Momentan ist die Wetterlage sehr lebhaft: Die Temperaturen schwanken, Regen und Sonne wechseln sich ab. SRF-Meteorologe Felix Blumer erklärt die Hintergründe.
Warum kam es nach dem heissen Juni zu diesem Umsturz der Wetterlage?
Die zweite Junihälfte und auch noch die ersten Tage im Juli waren ausgesprochen heiss. Am 2. Juli wurde in Basel ein Wert von 35.7 Grad gemessen. Dies ist bis jetzt der Höchstwert nördlich der Alpen. Noch eine Spur wärmer war es am 28. Juni mit 36 Grad in Biasca. Dabei war aber auch der Nordföhn im Spiel. Trotz dieser hohen Werte sind wir natürlich weit von Rekorden entfernt. Die Rekordtemperatur auf der Alpennordseite datiert immer noch vom 7. Juli 2015 mit 39.7 Grad in Genf. Dieses Jahr erlebten wir in der Nacht vom Sonntag, dem 6. Juli, auf Montag, den 7. Juli, einen massiven Kaltlufteinbruch, wie er im Sommer immer wieder vorkommen kann.
Warum dieses ständige Auf und Ab der Temperaturen?
Der Jetstream – also das Starkwindband in einer Höhe von rund 10'000 Metern – mäandriert in diesem Sommer sehr stark. Er hat starke Auslängen nach Norden und Süden. So kann zeitweise heisse Luft aus Süden weit in den Norden befördert werden, andererseits gelangt Kaltluft wie am 7. Juli auch in unsere Breiten. Manchmal kommt es auch zu Abschnürungen der Höhenkaltluft, man spricht dann von Kaltlufttropfen. Dies ist gerade jetzt der Fall, mit Höhenkaltluft über Norddeutschland, deren Ausläufer auch unser Wetter beeinflusst.
Sind diese Temperaturen normal?
In dieser Woche sind die Temperaturen ganz normal. Am Donnerstag erwarten wir im Norden Nachmittagstemperaturen zwischen 24 und 29 Grad, im Süden zwischen 29 und 32 Grad. Einfach zum Vergleich: Im Durchschnitt darf man an einem Julinachmittag im Mittelland einen Höchstwert von rund 25 Grad erwarten, im Mittel- und Südtessin liegt der mittlere Maximalwert an einem Julinachmittag bei gut 27 Grad. Also bereits morgen werden wir an den meisten Orten einen deutlich zu warmen Tag erleben.
Warum ist es in anderen Teilen Europas – beispielsweise in Skandinavien – gerade ungewöhnlich heiss?
Sowohl westlich als auch östlich von uns liegen die Gebiete unter einer Nordaufwölbung des Jetstreams. Entsprechend stösst sehr warme Luft beispielsweise nach Skandinavien vor. In Norwegen werden zurzeit Höchstwerte um 30 Grad erwartet.
Lagen Wettermodelle, die einen sehr heissen und trockenen Sommer prognostizierten, falsch?
Der Juni 2025 war nach 2003 der zweitwärmste in der Schweiz überhaupt. In Basel, Bern, Zürich und St. Gallen ist die erste Sommerhälfte, also vom 1. Juni bis 15. Juli, immer noch die zweitwärmste nach 2003. In der Höhe war der Juni teilweise noch wärmer als 2003. So auf dem Jungfraujoch, auf dem Wiessfluhjoch, in Adelboden und Zermatt. Es ist ein Hitzesommer, allerdings ist das subjektive Empfinden teilweise anders, sobald die Sonne fehlt.
Wann pendelt sich die Wetterlage wieder ein?
Vorerst sieht es nicht nach einer stabilen Wetterlage aus. Fast täglich ist Regen möglich, wenn auch nicht flächendeckend. Dazwischen gibt es aber immer wieder auch Tage mit 30 Grad und mehr, wahrscheinlich schon am Freitag und am Samstag. Und vergessen wir nicht: Die durchschnittlich heissesten Tage des Jahres liegen noch vor uns – während der sogenannten Hundstage, also zwischen dem 23. Juli und dem 23. August.