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Albanischstämmige Reiserückkehrer auf Intensivstationen: Was tun?
Aus News Plus vom 03.09.2021. Bild: SRF
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Albanisch-stämmige Community «Man muss das Impfen sehr stark vereinfachen»

In der Schweiz leben rund 200'000 albanisch-stämmige Personen. Viele sind diesen Sommer ungeimpft verreist und haben sich in der Heimat mit dem Coronavirus angesteckt. Die Lage auf den Intensivstationen in der Schweiz ist deshalb angespannt. Auch in Kosovo sind die Fallzahlen stark angestiegen. Nimmt die albanisch-stämmige Community Ansteckungen eher in Kauf? Nein, so einfach sei das nicht, sagt die Historikerin Nada Boškovska. Sie macht Vorschläge, wie man die Impfbereitschaft erhöhen könnte. 

Nada Boškovska

Nada Boškovska

Historikerin

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Nada Boškovska ist Professorin für Osteuropäische Geschichte am Historischen Seminar der Universität Zürich.

SRF News: Viele Albanerinnen und Albaner sind nicht geimpft. Wieso?

Nada Boškovska: Die albanisch-stämmige Bevölkerung in der Schweiz ist sehr jung. Und man hat ja vielfach gehört, dass die Jungen weniger Risiken ausgesetzt seien, was dazu geführt hat, dass sie den Eindruck haben, es könne ihnen nicht viel passieren. Und solange es nicht unbedingt nötig sei, würden sie sich nicht impfen lassen. Ein anderer Grund ist, dass die albanisch-stämmige Bevölkerung hier mehrheitlich einen ländlichen Hintergrund hat. Auch in der Schweiz sieht man, dass die ländliche Bevölkerung der Meinung ist, sie sei weniger gefährdet.

Für den Staat ist es schwieriger, zu ihnen vorzudringen, als zu anderen Gemeinschaften.
Autor:

Was bei der albanisch-stämmigen Bevölkerung hinzukommt, ist ein gewisses Misstrauen gegenüber dem Staat. In der Herkunftsregion verlässt man sich eher auf die eigene Gemeinschaft, dort sind alle wichtigen Strukturen vorhanden. Für den Staat ist es darum schwieriger, zu ihnen vorzudringen, als vielleicht zu anderen Gemeinschaften.

Wie kann man in diesen Kreisen dennoch Aufklärung betreiben?

Wichtig ist, dass man Ansprechpersonen hat, die dies in die Community hineintragen. Das wird jetzt auch vermehrt gemacht: Man sucht Prominente, die sich dafür einsetzen, die Botschaft rüberzubringen, dass Impfen wichtig ist für die ganze Gemeinschaft. Das ist ein richtiger Weg. Wichtig wäre aber auch, dass man das Impfen sehr stark vereinfacht.

Die Menschen sollen sich nicht irgendwie zur Impfung durchkämpfen müssen.
Autor:

Bis jetzt war es kompliziert. Man musste sich online für zwei Impfungen anmelden. Das ist für ältere Menschen, die nicht so geübt sind im Umgang mit dem Internet oder die auch der deutschen Sprache zu wenig mächtig sind, schwierig. Für die Jungen war es auch zu wenig bequem. Sie hatten den Eindruck, ich kann noch warten, bis es einfacher wird. Doch nicht sie sollen sich irgendwie zur Impfung durchkämpfen müssen, sondern die Impfung muss zu ihnen kommen. Ich bin sicher, dass sich dann nicht nur sie, sondern überhaupt viel mehr Leute impfen würden.

Mit welchen Massnahmen könnte das gelingen?

Man hat mit Impfbussen begonnen. Das muss man so fortführen. Ich finde aber auch, dass sich die Wirtschaft sehr viel stärker engagieren sollte. Ich verstehe nicht, dass Angestellte nicht freibekommen, wenn sie sich impfen lassen wollen. Betriebe könnten auch dafür sorgen, dass die Belegschaft vor Ort geimpft wird. Ich bin überzeugt, dass das viel bringen würde. Die Wirtschaft hätte auch selbst etwas davon.

Botschafterinnen oder Botschafter, die sich in diesen Communitys bewegen, sollen den Menschen die Impfung näherbringen, sagen Sie; Fussballspieler zum Beispiel. Doch Granit Xhaka hat sich infiziert.

Es gibt ja noch viele andere Spieler mit Migrationshintergrund. Leider stellt sich die Fussball-Nationalmannschaft nicht zur Verfügung, dafür aber vielleicht einzelne Persönlichkeiten aus dem Team oder auch aus anderen Sportarten, aus der Kultur oder woher auch immer. Und ich kann mir auch gut vorstellen, dass das Beispiel Granit Xhaka seine Wirkung entfaltet und dass die Menschen sehen, wie das negativ rezipiert wird.

Das Gespräch führte Daniela Püntener.

SRF 4 News, 06.09.2021, 07:20 Uhr;

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