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Augustinerorden Leo XIV. ist ein «Cousin» des Bischofs von Sitten

Papst Leo ist Augustiner – und dieser Orden prägt das Wallis. Was hält der Bischof von Sitten von seinem neuen Chef in Rom?

In und rund um die Kathedrale in Sitten herrscht emsiges Treiben. Jean-Marie Lovey, Bischof des Bistums Wallis, hat zu einer Messe zu Ehren des neu gewählten Papst Leo XIV. eingeladen.

Vier von Rom ins Wallis entsandte Papstgardisten üben den Einmarsch in die Kathedrale, der Kirchenchor probt ein letztes Mal.

Bischof verfolgte Papstwahl auf TV Vatikan

In der Bischofsresidenz gegenüber der Kathedrale bereitet sich Monseigneur Jean-Marie Lovey auf die Messe vor. Er erinnert sich an die Papstwahl.

Nachdem sich die Kardinäle ins Konklave zurückzogen hatten, habe er sich zum Arbeiten an den Computer gesetzt und parallel die Direktübertragung auf CTV, dem vatikanischen Fernsehen, mitverfolgt.

Wie die halbe Welt schaute also auch der Walliser Bischof gebannt auf den Kamin über der Sixtinischen Kapelle. Und hatte nur noch Augen für Rom, als weisser Rauch aufstieg.

Älterer Mann in Priesterkleidung mit Gemälden im Hintergrund.
Legende: Der Bischof von Sitten, Monseigneur Jean-Marie Lovey, freut sich, dass der neue Papst dem Augustinerorden angehört – wenn auch einem anderen Ordensarm als er selber. Keystone/Laurent Gillieron

Kardinal Robert Francis Prevost, der neue Papst, ist Augustiner wie Jean-Marie Lovey. Dass Prevost dem Augustinerorden entstamme, habe er zu Beginn gar nicht realisiert, sagt Bischof Lovey.

Ein «Cousin» von Papst Leo XIV.

Dann aber erschien Papst Leo auf dem Balkon des Petersdoms und sagte: «Mit euch bin ich Christ, für euch bin ich Papst.» Ein leicht abgeändertes Zitat des heiligen Augustus aus dem 4. Jahrhundert. In diesem Moment war für Bischof Lovey klar, dass ihn mit dem neuen Papst und Bischof von Rom mehr verbindet, als er geglaubt hatte. «Das hat mich sehr berührt.»

Die Augustiner leben in einer Gemeinschaft – füreinander.
Autor: Monseigneur Jean-Marie Lovey Seit 2014 Bischof von Sitten

Auch wenn Papst Leo XIV. dem Orden der Augustiner-Eremiten angehöre und er selbst den sogenannten Chorherren, gehörten sie zum selben Stammbaum, so Lovey. Er sei «ein Cousin» des Papstes.

Die Augustiner-Chorherren, wie Bischof Lovey einer ist, prägen das Wallis seit Jahrhunderten, obwohl der Orden immer kleiner wird. Heute leben noch rund 30 Mönche verteilt auf die Hospize auf den Pässen Simplon und Grosser St. Bernhard sowie einige Kirchgemeinden in der Region Martigny.

Augustiner in Taiwan und Madagaskar

Einen Ableger hat der Orden zudem in Taiwan. Es gibt auch rund 50 Augustiner-Schwestern. Sie leben im Unterwallis und auf der Insel Madagaskar im Indischen Ozean.

Für alle Augustiner sei das Zusammenleben prägend, sagt Bischof Lovey. Es gehe darum, sich im Anderen zu erkennen. «Die Augustiner leben in einer Gemeinschaft – füreinander.» Und sie animierten die Welt, dasselbe zu tun.

Die Frauen sind schon heute in der Kirche viel aktiver als die Männer.
Autor: Monseigneur Jean-Marie Lovey Seit 2014 Bischof von Sitten

Sie seien stolze Christinnen und Christen, die den christlichen Glauben in die Welt hinaustragen, ohne dabei überheblich zu wirken.

Kirche muss den Frauen mehr Platz machen 

Der Walliser Bischof hofft, dass mit dem neuen Augustiner-Papst das Wallis näher an Rom heranrückt. Er hat grosse Erwartungen. Gerade weil es bei den Augustinern auch Frauenorden gibt, geht der Sittener Bischof davon aus, dass der Augustiner-Papst die Kirche für Frauen weiter öffnen wird.

«Die Frauen sind schon heute in der Kirche viel aktiver als die Männer», sagt er. Deshalb müsse die Kirche Platz für die Frauen schaffen und ihnen zusätzliche Aufgaben geben.

Mit einem Plädoyer für Frauen verabschiedet sich Bischof Jean-Marie Lovey in seine Kathedrale, um als Augustiner den Augustiner-Papst zu feiern.

Rendez-vous, 16.5.2025, 12:30 Uhr;liea

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