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Papst Leo XIV. «Über seine Aussage zum Frieden habe ich mich sehr gefreut»

Die Erwartungen an den neuen Papst sind gross. Er soll Einheit und Frieden bringen, weit über die römisch-katholische Kirche hinaus. Einer der zentralen, umstrittenen Punkte ist die Frage nach der zukünftigen Rolle der Frauen in der Katholischen Kirche. Simone Curau-Aepli ist Präsidentin des Schweizerischen Katholischen Frauenbundes und spricht über ihre Hoffnungen mit Papst Leo XIV.

Simone Curau-Aepli

Präsidentin Schweizerischer katholischer Frauenbund

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Simone Curau-Aepli ist Präsidentin des Schweizerischen katholischen Frauenbundes (SKF). Der SKF ist ein Frauennetzwerk mit 100'000 Mitgliedern, das sich für Frauen in Politik, Gesellschaft und Kirche einsetzt.

SRF News: Was dachten Sie als Erstes, als der Name des neuen Papstes verkündet wurde?

Simone Curau-Aepli: Es war kein Gedanke, sondern eine Überraschung. Ich konnte mir kein Bild machen von der neuen Person.

Was haben Sie gefühlt und gedacht, als Sie ihn auf dem Balkon gesehen haben und er allen Frieden gewünscht hat?

Das Erste war das Visuelle: Ich habe gedacht, er kommt nicht weiss, sondern farbig und golden daher. Das hat mich etwas irritiert. Das Zweite war seine Aussage zum Frieden, über die ich mich sehr gefreut habe – es war an dem Tag, an dem vor 80 Jahren der Zweite Weltkrieg geendet hatte. Vorher haben wir Tauben auf dem Dach gesehen. Da habe ich gedacht, das passt.

Ich hoffe, dass Leo XIV. den Weg des synodalen Prozesses weiterführt, den Franziskus mit ganz viel Herzblut angestossen hat.

Auf Ihrer Webseite heisst es unter anderem, der Schweizerische Katholische Frauenbund nehme die Wahl des neuen Papstes mit Hoffnung zur Kenntnis. Worauf hoffen Sie?

Ich hoffe, dass Leo XIV. den Weg des synodalen Prozesses weiterführt, den Franziskus mit ganz viel Herzblut angestossen hat. Dieser Weg wird durch viele Menschen mitgetragen, die sagen: Wir müssen die Kirche in die Zukunft bringen und eine neue Kultur des Miteinanders entwickeln.

Papst Leo XIV mit Händen in Gebetshaltung
Legende: Papst Leo XIV. sei ein «gescheiter Mensch» und halte die Demokratie hoch, so die Präsidentin des SKF. Keystone/AP/Alessandra Tarantino

Was erwarten Sie in Bezug auf die Rolle der Frauen in der römisch-katholischen Kirche?

Ich kann mich nur auf Personen beziehen, die ihn schon kennen. Ich weiss, dass er relativ früh – als er Leitungsfunktionen in Rom übernommen hatte – auch Frauen in Leitungsfunktionen berufen hat. Auf der anderen Seite glaube ich, dass Leo XIV. ein Brückenbauer ist, dass er nicht der Reformpapst sein wird. Er ist ein gescheiter Mensch, der die Demokratie hochhält. Wenn er die Offenheit an den Tag legt, dass Menschen alle die gleiche Würde haben und deshalb die gleichen Rechte haben wollen, dann müsste sich das in seiner Führung zeigen.

In der Schweiz übernehmen Frauen in der römisch-katholischen Kirche wichtige Aufgaben. Werden Sie versuchen, dem neuen Papst die Schweiz als mögliches Vorbild näherzubringen?

Im ganzen Prozess konnten wir beispielhaft aufzeigen, wie wir in der Schweiz Kirche schon synodaler – im Sinne von Mitsprache von allen Menschen – leben. Es gab Besuche von Kardinälen, die interessiert an unserem dualen System waren, auch in der Kirche. Die Schweiz steht grundsätzlich für das Subsidiaritätsprinzip, und das wünsche ich mir sehr für die katholische Kirche: Dass Papst Leo den Fokus mehr auf die Regionen legt und diesen mehr Kompetenzen gibt. Ich meine im Sinne von: Ihr wisst, was ihr braucht, um die Kirche in die Zukunft führen zu können.

Ich wünsche mir, dass unsere Leitungspersonen in den Diözesen ihre Entscheidungen mit Beteiligung von Nichtklerikern, von Frauen und Männern fällen.

Was würde das für die Schweiz im besten Fall heissen?

Grundsätzlich wünsche ich mir, dass unsere Leitungspersonen in den Diözesen, die Bischöfe und ihre Mitarbeitenden, ihre Haltungen und Anliegen in Bezug auf gleiche Würde und gleiche Rechte explizit auch nach innen verankern und nach aussen kommunizieren. Und ich wünsche mir, dass sie ihre Entscheidungen zum Beispiel in der Bischofskonferenz mit Beteiligung von Nichtklerikern, von Frauen und Männern fällen. Da erhoffe ich mir, dass in diesem Prozess auch in der Schweiz mutige Schritte gemacht werden.

Sie wünschen sich gewissermassen eine weitere Öffnung?

Ganz genau.

Das Gespräch führte Ivana Pribakovic.

Rendez-vous, 9.5.2025, 12:30 Uhr ; 

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