Am Zürcher Sechseläutenplatz solle nicht weniger als eine weitere «architektonische Perle» entstehen. Das sagten die Verantwortlichen des Opernhauses, als sie im letzten Jahr die Sanierung des Erweiterungsbaus ankündigten.
Das rostbraune Gebäude zwischen Opernhaus und Zürichsee, in dem sich neben dem Bernhard-Theater auch Proberäume, Werkstätten und Garderoben befinden, stammt aus den 1980er-Jahren und weist erhebliche Mängel auf – energetisch, betrieblich. Und weil das Opernhaus auch deutlich mehr Platz benötigt, stand gar ein Totalabriss des Erweiterungsbaus zur Debatte.
Opernhaus könnte in Schieflage geraten
Nun allerdings zeigt eine neue Studie: Das Gebäude, das aufgrund von Farbe und Form im Volksmund auch «Fleischkäse» genannt wird, kann nicht abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden. Ausschlaggebend dafür sind gleich mehrere Gründe.
Ein Totalabriss des Erweiterungsbaus hätte in erster Linie negative Auswirkungen auf das Opernhaus selbst. Würde man nämlich tiefe Grabungen vornehmen, könnte das historisch wertvolle Opernhaus beschädigt werden oder im schlimmsten Fall gar abrutschen.
Zudem käme ein kompletter Neubau auch teurer und die Bauzeit würde sich um rund zwei Jahre verlängern. Und weiter seien auch die Treibhausgas-Emissionen eines Neubaus zu hoch und nicht mit den Klimazielen des Kantons vereinbar.
Auch eine Aufstockung des bestehenden Gebäudes wurde im Vorfeld diskutiert. Auch hier kommt die Studie allerdings zu einem negativen Urteil. Der Aufbau müsste zu viel Raum schaffen. Er würde damit so hoch, dass es keinen Spielraum für die architektonische Gestaltung mehr gäbe und eine Genehmigung aus städtebaulicher Sicht schwierig würde.
Ein Teil der Baustruktur soll erhalten bleiben
Für die Verantwortlichen des Opernhauses steht fest: Um die CO₂-Emissionen und die Kosten möglichst tief zu halten, muss ein Teil des Erweiterungsbaus bestehen bleiben. Dabei handelt es sich um die sogenannte Wanne, in der der «Fleischkäse» liegt. Diese fällt ökologisch stark ins Gewicht und soll demnach erhalten bleiben.
Wie das Gebäude dann dereinst aussehen soll, ist bislang noch nicht klar. Aber Markus Notter, Verwaltungsratspräsident des Opernhauses, sagt: «Die Idee ist, dass der Sechseläutenplatz quasi in das Gebäude verlängert wird, dass es ein Begegnungsort wird, wo man Kontakt mit Künstlern haben kann und es eine Dachterrasse gibt mit Blick auf die Alpen.»
Klar ist deshalb bislang nur, dass das neue Gebäude ein paar Stockwerke höher ausfallen wird als das bisherige. Und: Es soll ganztags Betrieb herrschen im neuen Erweiterungsbau, nicht nur ab Vorstellungsbeginn am Abend.
Bauarbeiten für Überbrückungsbau beginnen im Sommer
Die Verantwortlichen betonten, dass der zusätzliche Raum dringend benötigt werde. Deshalb hat der Stadtrat erst kürzlich ein Provisorium auf dem Dach des Erweiterungsbaus bewilligt. Diese temporäre Aufstockung wird in diesem Jahr zwischen Juli und November realisiert. Sie kostet rund 4.5 Millionen Franken. Den grössten Teil davon übernimmt der Kanton.
Die Ausbaupläne für den Erweiterungsbau sind noch bedeutend weniger weit. So ist etwa die Ausschreibung des internationalen Architekturwettbewerbs auf das erste Halbjahr 2025 vorgesehen.