Fernunterricht im engen Studentenzimmer statt volle Hörsäle mit interessanten Mitstudentinnen und -studenten. Alleine ein Takeaway-Menu verspeisen statt in der belebten Mensa mit anderen am Tisch Spass haben. Und auch kein «Nebenprogramm» neben dem Studium: Keine Museen, kein Kino, keine Bars: Ein Austauschsemester in Corona-Zeiten, in einem anderen Land, wo man niemanden kennt – die Vorstellung scheint eher trostlos und einsam.
Jack Clarke lacht. Der 20-jährige Ingenieurstudent aus Dublin sieht es genau umgekehrt. Er ist an der Hochschule im Luzernischen Horw eingeschrieben. Zwar hat er die Schulgebäude kaum von innen gesehen. Trotzdem ist er glücklich mit seinem Aufenthalt in der Schweiz.
Irland ist so restriktiv. In die Schweiz zu kommen ist wie halb zur Normalität zurückzufinden!
Jack Clarke unternimmt hier Aktivitäten, die ihm in Dublin verwehrt wären. Er sei mit anderen Studenten herumgereist, sei auf dem Pilatus gewesen und Skifahren gegangen. «Hier gilt das als normal, für mich aber bedeutet es grosse Freiheit!», sagt er. «In Irland darf man draussen eine Person treffen und sonst nur die Familie. Man muss zu Hause bleiben oder darf höchstens fünf oder zehn Kilometer von zu Hause weg.»
Er habe nie wirklich mit dem Gedanken gespielt, sein Austauschsemester im Ausland abzusagen, meint Jack Clarke. Und auch sonst gibt es einige Studentinnen und Studenten, die trotz Corona den Studienaufenthalt im Ausland wagen. Rund hundert sind es, die an den Luzerner Hochschulen und an der Uni zurzeit eingeschrieben sind. Das sind rund ein Drittel weniger als in «normalen» Zeiten.
Ich habe hart dafür gearbeitet, um an der Hochschule angenommen zu werden.
Auch Areen Fadila aus Israel hat sich übergangsmässig in Luzern eingerichtet. Sie studiert an der Hochschule Design und Kunst. Natürlich wäre sie lieber in Zeiten mit weniger eingeschränkten gekommen, sagt die 22-Jährige. Zumal in Israel die Corona-Massnahmen, wegen den fortgeschrittenen Impfungen, viel weniger streng sind, als in der Schweiz. Aber sie habe hart dafür gearbeitet, um an der Hochschule angenommen zu werden. Deshalb sei für sie klar gewesen, dass sie den Auslandsaufenthalt durchziehen würde.
Areen Fadila bereut ihren Entscheid keineswegs. «Klar ist es manchmal schwierig», sagt sie. «Aber ich habe schon Freundschaften schliessen können. Es gibt viele Leute, die mir das Gefühl geben, ich sei hier zu Hause. Die Leute in Luzern sind wirklich sehr nett.»