Das Coronavirus hat die Schweiz wieder im Griff. Die Frage nach einem zweiten Lockdown drängt sich auf. Viele sehnen nach mehr Klarheit vom Bundesrat in dieser Krise. Kann die Schweiz das Coronavirus erneut eindämmen? Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga meint ja – doch man müsse jetzt handeln.
SRF News: Ist ein neuer Lockdown noch zu verhindern?
Simonetta Sommaruga: Ja, aber die Situation ist ernst und wir sind erst am Anfang des Winters. Gleichzeitig sind wir an einem anderen Ort als noch im Frühling. Der grosse Unterschied ist, dass wir heute wissen, was für Massnahmen wir ergreifen können, um die Ausbreitung des Virus zu verhindern: Hygiene, Distanzhalten, Maskentragen.
Es ist kurz vor 12 Uhr, die Situation ist wirklich ernst.
Und wenn sich jetzt die ganze Bevölkerung noch einmal richtig anstrengt, dann können wir schlimmeres verhindern und die Ausbreitung eindämmen. Aber: Es ist kurz vor 12 Uhr, die Situation ist wirklich ernst.
Aber Sie sagen der Bevölkerung ja schon seit dem Februar: Abstandhalten, Hände waschen. Irgendwann haben sie damit die Leute nicht mehr erreicht. Was kann man dagegen tun?
Das Gute ist, wir wissen, dass es funktioniert. Wir haben in der Schweiz in den letzten Monaten sehr vieles wieder ermöglicht. Man kann sich wieder sehen, an Konzerte gehen oder zusammen feiern – und das ist auch gut so, das brauchen wir. Auf der einen Seite müssen wir aber die Distanz, das Maskentragen und die Hygieneregeln immer noch einhalten. Viele haben dann aber gedacht, man könne es auch etwas lockerer angehen. Bei der Arbeit werden die Regeln sehr gut eingehalten, aber wenn man zusammen ein Feierabendbier trinken geht, wird nicht mehr auf die Distanz geschaut. Und genau da müssten wir uns noch einmal so richtig ins Zeug legen, um eine bessere Situation zu erreichen. Aber wir müssen es sofort tun.
Aus der Wirtschaft werden Stimmen laut, die klare Signale fordern, wie es weiter gehen sollte. Auch vom Bundesrat.
Ja, deshalb habe ich heute die Kantone zusammen mit Bundesrat Alain Berset und Bundesrat Guy Parmelin eingeladen, um über die nächsten Schritte zu beraten.
Was sind denn die nächsten Schritte?
Die nächsten Schritte werden sein, dass morgen die Gesundheitsdirektorenkonferenz zusammenkommt. Wir müssen in den nächsten Tagen Entscheidungen fällen. Auf Kantonsseite sowie auch auf Bundesseite. Dies wird jetzt geprüft.
Wir müssen in den nächsten Tagen Entscheidungen fällen. Auf Kantonsseite sowie auch auf Bundesseite.
Herr Berset sitzt morgen mit den Gesundheitsdirektoren zusammen. Und die Wissenschaft hat auch schon ganz klare Empfehlungen herausgegeben nämlich: Homeoffice-Empfehlungen wieder aussprechen, Maskenpflicht in allen Innenräumen aussprechen. Das sind die konkreten Massnahmen, welche wir heute Morgen besprochen haben. Und die nächsten Schritte sind jetzt aufgegleist.
Müsste der Bundesrat jetzt das Heft nicht wieder stärker in die Hand nehmen?
Der Bundesrat kann auch wieder Entscheidungen fällen, aber es ist klar, wir fällen diese gemeinsam mit den Kantonen. Die Kantone haben in den letzten Wochen und Monaten schon sehr viel für die Eindämmung des Virus beigetragen.
Die Bevölkerung muss nicht auf die Behörden warten.
Jetzt schauen wir, dass wir gemeinsam die nächsten Schritte unternehmen können. Deshalb sassen heute alle an einem Tisch. Das ist in unserem Land sehr wichtig. Aber die Bevölkerung muss nicht auf die Behörden warten. Jeder einzelne kann jetzt schon auf die Distanz schauen, die Hygieneregeln einhalten, und wo der Abstand nicht eingehalten werden kann, soll eine Maske getragen werden. Es ist eigentlich nicht so kompliziert.
Das Gespräch führte Gion-Duri Vincenz.