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Bundesrat macht Weg frei CO₂-Speicherung im Meeresboden: So funktioniert die Technologie

Auch die Schweiz kann ab nächstem Jahr CO₂ exportieren und unter dem Meer einlagern. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Welche Pläne verfolgt der Bundesrat? Kohlendioxid dauerhaft im Meeresboden zu speichern, soll dabei helfen, die Erderwärmung zu mindern. Auch die Schweiz kann ab nächstem Jahr CO₂ exportieren und unter dem Meer einlagern. Das hat der Bundesrat letzte Woche entschieden. Er teilte mit, die permanente CO₂-Speicherung sei zum Ausbau der Negativemissionstechnologien klimapolitisch unumgänglich, um die internationalen und nationalen Klimaziele zu erreichen. Eine Möglichkeit dazu biete die Speicherung von CO₂ im Meeresboden.

Wie funktioniert die CO₂-Speicherung? Umweltwissenschaftler Cyril Brunner von der ETH Zürich erklärt das Prinzip: So gibt es im Meeresuntergrund verschiedene Gesteinsschichten, die mit Sediment gefüllt sind. Darunter auch poröser Sandstein – und in ebendiesen Poren wird dann das CO₂ gespeichert. Dieser Prozess ist laut dem ETH-Forscher vergleichbar damit, wie auch Erdöl und Erdgas über Millionen Jahre gespeichert werden.

Blick auf den Atlantik von Marokko aus.
Legende: Auch in einer klimaneutralen Welt der Zukunft würde CO₂ ausgestossen. Mit der Technologie wird es wieder aus der Luft genommen und eingelagert, sodass unter dem Strich keine Klimawirkung resultiert. Keystone/AP/MOSA'AB ELSHAMY

Wie lässt sich sicherstellen, dass das CO₂ nicht wieder entweicht? Dies ist laut Brunner eine zentrale Frage. Denn die Gesteinsschichten müssen geeignet sein, um CO₂ langfristig speichern zu können. «Typischerweise sind sie da, wo es auch fossile Vorkommen wie Erdöl und Erdgas gibt.» Deswegen plant der Bundesrat auch, CO₂ unter der Nordsee einzulagern, weil dort die entsprechenden Möglichkeiten gegeben sind. Auch weitere Punkte müssen beachtet werden: Der Meeresgrund, in dem CO₂ gespeichert wird, darf nicht geologisch aktiv und das Bohrloch muss absolut dicht sein.

Regulatorisches Neuland für die Schweiz

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Laut Umweltwissenschaftler Cyril Brunner betritt der Bundesrat mit seinem Entscheid, CO₂ zu exportieren und unter dem Meeresgrund einzulagern, «regulatorisches Neuland»: «Viele Dinge sind derzeit noch nicht geklärt und die entsprechenden Rahmenbedingungen bestehen noch nicht.» Ebendiese Arbeit müsse nun von der Politik angegangen werden. Brunner begrüsst aber, dass der Bundesrat bereits jetzt aktiv wird und der vielversprechenden Technologie damit Schub verleiht.

Welches Potenzial hat die CO₂-Speicherung? Schätzungen gehen von einem grossen Potenzial der Technologie aus. «Auf diese Weise könnte theoretisch ein Zwanzigstel bis die Hälfte des CO₂ gespeichert werden, das wir als Menschen insgesamt ausgestossen haben», sagt Brunner. Grundsätzlich sei die geologische Speicherung eine der besten bekannten Methoden, um CO₂ sicher einzuschliessen – und damit auch, um das Netto-null-Ziel zu erreichen.

Ist die CO₂-Speicherung die Lösung im Kampf gegen den Klimawandel? Bei allem Potenzial der Technologie relativiert der Umweltwissenschaftler: «Die Lösung ist es nicht, sondern eines von vielen Puzzleteilen, die in einer wirkungsvollen Klimastrategie Anwendung finden können.» Brunner geht davon aus, dass die CO₂-Speicherung eine wichtige Rolle dabei spielen wird, die Auswirkungen des Klimawandels einzudämmen. «Wir werden aber nicht darum herumkommen, dass wir zum Beispiel unsere Mobilität elektrifizieren und die Gebäude sanieren werden und erneuerbare Heizsysteme haben.»

SRF 4 News, 27.11.2023, 6:37 Uhr ; 

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