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Bundesrat zur Coronakrise Berset: «Nächsten Mittwoch einschneidende Massnahmen möglich»

Der Bundesrat zeigt sich äusserst besorgt über die Höhe der Infektionszahlen. Die Lage in der Schweiz sei auch im internationalen Vergleich eine der Schlechteren. Von einschneidenden Massnahmen sieht der Bundesrat vorerst ab, dies könnte sich aber innert Tagen ändern. Das sind die wichtigsten Aussagen von Bundesrat Alain Berset zur aktuellen Lage:

Kommt ein erneuter Lockdown?

Gesundheitsminister Alain Berset hat einmal mehr betont, dass ein Lockdown verhindert werden soll. Das sei nach wie vor das Ziel. «Die zwei, drei nächsten Wochen werden entscheiden sein, ob wir dieses Ziel erreichen», sagte der Bundesrat. Trotzdem würde das Szenario natürlich diskutiert, auch ein sogenannter Mini-Lockdown, also Schliessungen während einer relativ kurzen und genau definierten Zeit.

Der Bundesrat trifft sich erst am nächsten Mittwoch wieder. Laut Berset könne es gut sein, dass dann neue, einschneidende Massnahmen beschlossen werden. Dies unter der Voraussetzung, dass die Infektionszahlen bis dann nicht sinken würden. Die neuen Massnahmen würden am ehesten öffentliche Einrichtungen betreffen, aber auch Veranstaltungen und Ansammlungen der Kontakte im privaten Rahmen.

Gingen die Massnahmen vom Sonntag zu wenig weit?

Der Bundesrat beschloss erst am Sonntag eine erweiterte Maskenpflicht, eine dringliche Homeoffice-Empfehlung sowie eine Einschränkung von Versammlungen im öffentlichen Raum. Auf die Infektionszahlen hatte dies bislang noch keinen positiven Einfluss.

Die Folgen der Massnahmen würden erst in ungefähr zehn Tagen ersichtlich, so Berset. Es sei zu früh, um deren Nutzen zu beurteilen. Allerdings müsse man Regeln und Empfehlungen wie Homeoffice nun sehr ernst nehmen. Und: Die Bekämpfung des Virus hänge nicht nur von politischen Massnahmen ab, sondern auch die Menschen müssten sich wieder konsequenter an die Hygiene- und Abstandsregeln halten.

Was sagt der Bund zu den Massnahmen der Kantone?

Wallis, Solothurn oder beide Basel. Gleich eine Reihe von Kantonen beschloss am Mittwoch teils drastische Verschärfungen der Massnahmen. Detailliert ging Bundesrat Berset darauf noch nicht ein, seine Grundhaltung ist jedoch deutlich. Die Schritte der Kantone werden begrüsst und Berset appelliert an die Kantone, wo nötig, noch mehr zu tun. Man sei im stetigen Austausch, bereits am Donnerstag stehe eine weitere wichtige Sitzung zwischen Bund und den kantonalen Gesundheitsdirektoren an.

Wie ist die Lage bei den schweren Fällen?

Insbesondere die steigende Zahl der Hospitalisierungen beunruhige den Bundesrat, sagt Berset. «Wenn sich die Zahlen weiterhin wöchentlich verdoppeln, werden die Kapazitäten bald ausgereizt sein.» Insgesamt zu den Fallzahlen sagt er: «Noch vor drei Wochen hatten wir in Europa eine der besten Situationen. Drei Wochen später gehört die Lage in der Schweiz zu den schlechtesten. Das muss uns beunruhigen.»

Kommt ein Kontaktverbot mit Risikogruppen?

Es werde insgesamt bei den Massnahmen keine Unterschiede zwischen den Altersgruppen gezogen, so Berset. Aus ethischen und gesellschaftlichen Gründen werde es kein Kontaktverbot geben. «Die Leute sollen nicht eingesperrt werden.» Trotzdem gelte es, die Risikogruppen weiterhin speziell zu schützen, denn nach wie vor sei etwa klar: Je älter etwa eine Person ist, desto grösser sei das Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf.

Liveübertragung, 21.10.2020, 14.30 Uhr ; 

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