Martina Moser spielt diese Saison bereits zum dritten Mal für den FC Zürich in der Champions League. Sie hat 129 Spiele mit dem Nationalteam bestritten, an der WM 2015 teilgenommen, ist mehrfache Schweizer Meisterin und Cupsiegerin.
Ihr Arbeitsort ist aber nicht der Rasen, sondern das Büro. Die 33-Jährige arbeitet täglich auf der Geschäftsstelle des FC Zürich, bevor sie sich ins allabendliche Training verabschiedet: «Der Alltag ist extrem anstrengend. Es bleibt neben Training und Arbeit praktisch keine Zeit für die Regeneration oder fürs Privatleben, Freunde und Familie», sagt Martina Moser.
Keine Löhne für Schweizer NLA-Spielerinnen
Martina Moser weiss, wie es anders ginge. Sie hat 10 Jahre lang in der deutschen Bundesliga gespielt. Dort verdiente sie genug, um sich voll auf den Fussball konzentrieren zu können. Vor zwei Jahren ist sie in die Schweiz zurückgekehrt. Die Umstellung sei hart gewesen, sagt sie.
Beim FC Zürich verfügt keine der Spielerinnen über einen Profivertrag, Löhne gibt es nicht. Um den Lebensunterhalt zu verdienen, arbeiten viele wie Martina Moser neben dem Fussball 80 oder 100 Prozent. Ähnlich sieht es bei den meisten Klubs der Nationalliga A (NLA) der Schweiz aus. Laut dem Schweizerischen Fussballverband (SFV) verfügen nur 10 Spielerinnen in der Schweiz über einen vertraglich gesicherten Fixlohn. Bei den Männern sind es über 900.
Quelle: FC Zürich
1000 Franken pro Monat
In einer Umfrage der Fussballer-Gewerkschaft SAFP haben vor einigen Jahren 99% der befragten NLA-Spielerinnen angegeben, dass sie sich professionellere Strukturen im Frauenfussball wünschten. Dies betrifft nicht nur den Lohn, sondern auch die Bedingungen in Trainings und Meisterschaftsspielen. Die Gewerkschaft hat deshalb ein Paket von Forderungen zusammengestellt, unter anderem an die Adresse des SFV. Eine der Ideen: Der Verband soll den besten Spielerinnen der NLA-Klubs pro Monat 1000 Franken Lohn bezahlen.
Für Gewerkschaftspräsident Lucien Valloni ist klar, dass solche Massnahmen nötig seien, um den Schweizer Frauenfussball weiterzubringen: «Wenn sich die Frauen besser auf den Fussball konzentrieren können, verbessern sich auch die Leistungen. Längerfristig kann man so auch mit Frauenfussball Geld verdienen. Das zeigen Beispiele im Ausland.»
Verband will Massnahmen definieren
Tatjana Haenni, Ressortleiterin Frauenfussball beim Schweizerischen Fussballverband, gibt zu, dass man die rasanten Entwicklungen im Frauenfussball in der Schweiz verschlafen habe: «Der Frauenfussball ist mit der Geschwindigkeit eines TVG unterwegs. Wir müssen jetzt schauen, dass wir aufspringen und Massnahmen definieren können.»
Auf konkrete Massnahmen will Haenni sich hingegen noch nicht festlegen lassen. Der Schweizer Frauenfussball befinde sich momentan in einem Umbruch, es habe verbandsintern einige Wechsel gegeben. «Fairerweise muss man dem SFV noch etwas Zeit geben, um den Hype, den die WM 2019 ausgelöst hat, aufzunehmen und Massnahmen zu ergreifen. In 2-3 Monaten wissen wir hoffentlich mehr.»
(Quelle: SFV)