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CO2-Reduktion im Ausland Erstes Abkommen zur Klimakompensation ist unterschriftsreif

Die Schweiz will einen Teil der geplanten CO2-Reduktion durch Projekte im Ausland erreichen. Der erste Partner ist Peru.

Franz Perrez, Chefverhandler des Bundesamts für Umwelt, ist zuversichtlich: «Wir hoffen, dass das Klima-Kompensationsabkommen im September unterzeichnet werden kann.» Der Text sei fertig ausgehandelt, es brauche nur noch ein Mandat der peruanischen Regierung und des Bundesrats.

«Das Abkommen regelt die Zusammenarbeit zwischen Peru und der Schweiz, wie wir gemeinsam zusätzliche Emissionsreduktionen generieren können und wie sie der Schweiz oder Peru angerechnet werden können», so Perrez.

Perrez
Legende: Laut Franz Perrez vom Bundesamt für Umwelt ist eine Unterzeichnung noch im September möglich. Keystone

Für die Umsetzung wird die Schweizer Stiftung Klimaschutz und CO2-Kompensation (Klik) zuständig sein. Sie wurde von der Erdölvereinigung gegründet. Diese ist verpflichtet, einen Teil der Treibstoffemissionen zu kompensieren. Bezahlt wird dies über die Benzin- und Dieselabgaben.

Premiere auf diesem Gebiet

Mit dem Vertrag mit Peru betritt die Schweiz Neuland. Kompliziert sei vor allem die Bedingung des Pariser Klimaabkommens, dass Projekte im Ausland zusätzlich zu den Klimaplänen eines Landes sein müssen. Das sei schwierig, sagt Perrez: «Deshalb waren die Verhandlungen auch so herausfordernd.»

Die Schweiz will unter anderem 200'000 energieeffiziente Öfen in peruanischen Bergregionen verteilen. Das soll helfen, Brennholz einzusparen. Dadurch wiederum soll der Kohlendioxid-Ausstoss reduziert werden. Der Bund hofft auf eine Reduktion von total zwei Mio. Tonnen CO2.

Die bisherige Erfahrung mit Klimazertifikaten ist durchzogen bis schlecht.
Autor: Patrick Hofstetter WWF

Ob das angepeilte Ziel in Peru tatsächlich erreicht werden kann, sei noch offen, sagt Mischa Classen, Projektleiter bei Klik. «Wir sind noch nicht so weit, sagen zu können, ob hier zwei Millionen Tonnen eingespart werden können, weil diese Projekte ja mit den peruanischen Behörden mitentwickelt werden.»

Doppelt anrechnen gilt nicht

Komplex ist auch eine weitere Bedingung: Emissionsreduktionen dürfen nicht doppelt angerechnet werden. Peru muss also die Emissionsminderung, die sich die Schweiz anrechnet, aus der eigenen Emissionsbilanz herausrechnen.

Ob das klappt, ist eine andere Frage. Patrick Hofstetter von der Umweltorganisation WWF sagt: «Das ist ganz schwer zu kontrollieren. Die bisherige Erfahrung mit Klimazertifikaten ist durchzogen bis schlecht. In der Kyoto-Periode hat man das jahrelang probiert und im Nachhinein gemerkt, dass das oft nicht so gut geklappt hat, wie man sich das dachte.»

Perrez versichert, dass das geplante Abkommen mit Peru genügend Kontrollen festschreibe, um eine Doppelanrechnung zu verhindern. «Mindestens alle zwei Jahre berichten wir der UNO, wie viele Emissionsreduktionen transferiert worden sind.»

Kamine
Legende: Die Schweiz hat sich verpflichtet, 2030 nur noch halb so viel Treibhausgase auszustossen wie 1990. Keystone

Eine grosse Frage ist auch der Preis, den die Stiftung Klik pro Tonne CO2 zahlen muss, die in Peru eingespart wird. «Das Geld muss ausreichen, um die Programme ins Leben zu rufen und zu betreiben», sagt Classen. «Es kann nicht zu günstig sein, weil diese Aktivitäten sonst nicht ins Rollen kommen.»

Dass auch andere Länder wie Kanada und Japan über Klimakompensation im Ausland verhandeln, könnte den Wettbewerb beleben, sagt Sabin Bieri vom Zentrum für Entwicklung und Umwelt der Universität Bern: «Länder wie Peru hoffen, dass mit den festgelegten Reduktionszielen die Preise steigen. So wird es interessanter, sich an dem Markt zu beteiligen.»

Noch dieses Jahr könnten auch Verträge mit Ghana und Senegal fertig verhandelt sein. Weitere sollen folgen. Bis 2030 will die Schweiz 34 Millionen Tonnen CO2 im Ausland einsparen. Noch wirkt das Ziel recht sportlich.

Schweiz wird auch im Inland sparen müssen

Box aufklappen Box zuklappen

Das konkrete Ziel, das man sich in Paris 2015 gegeben hat, nämlich die Erderwärmung auf möglichst anderthalb Grad begrenzen zu wollen, erreicht man laut der Wissenschaft nur, wenn möglichst alle Länder bis Mitte des Jahrhunderts unter dem Strich keine Treibhausgase mehr ausstossen.

Das heisst, wer jetzt lieber im Ausland reduziert als zu Hause, der muss das später zu Hause nachholen. Zwar sind Reduktionen in Peru heute günstiger als solche in der Schweiz, aber irgendwann muss die Schweiz die verbleibenden Emissionen auch noch zu Hause reduzieren.

Verschiedene Stimmen warnen bereits, dass das dereinst teurer komme und dass es besser wäre, wenn hierzulande reduziert würde. Dann würde man nämlich damit auch die einheimische Industrie unterstützen. (ammk)

Echo der Zeit, 31.08.2020, 18 Uhr

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