Das Berner Startup Ender Diagnostics macht «dank» Corona ein gutes Geschäft. Im April 2020 wurde die Firma gegründet, quasi aus der Not heraus. Die Gründer kamen mit ihrer Firma, welche sich auf Infektionstest bei Pferden spezialisiert hatte, wegen Corona nicht voran. Sie wechselten das Geschäftsfeld, passten das Testverfahren auf Menschen und Covid an und entwickelten einen Spucktest. Mittlerweile sind über 100 Personen angestellt. Forschungsleiter Alexander Lüthi hat zwei verrückte Jahre erlebt – und glaubt, dass die Firma weiter wachsen wird.
SRF News: Sie waren zwar schon vor der Coronapandemie in der Diagnostik tätig, wollten aber eigentlich Pferde testen. War es nicht ein grosses Risiko, auf Coronatests für Menschen umzusatteln, ohne zu wissen, wie lange die Pandemie die Welt beschäftigen wird?
Alexander Lüthi: Am Anfang hat es schon einen Sprung ins kalte Wasser gebraucht. Und ich war der Letzte, der gesprungen ist – meine Kollegen waren mutiger. Ich bereue es aber nicht.
Wir mussten uns das Know-how für Tests für Menschen zuerst erarbeiten.
Wir haben von Anfang an gewusst: Wenn wir in die Human-Diagnostik wechseln, wird es eine relativ turbulente Zeit. Wir hatten noch nicht das Know-how, um das Produkt auf den Markt zu bringen. Wir haben gewusst, es kommt ziemlich viel Arbeit auf uns zu. Wir haben aber zum Glück sehr schnell sehr gute Leute gefunden, die mit uns diese Probleme gelöst haben.
Die Firma ist schnell gewachsen, es hat Investorinnen und Investoren an Bord. Stehen Sie unter Druck, dass das Wachstum weiter so steil sein muss?
Ja, schon. Unser Grundsatz ist: Das Wachstum muss Sinn ergeben. Wenn wir in Felder expandieren, wo das Produkt gebraucht wird, dann kommt das gut. Ich bin sehr zuversichtlich.
Sie leben ein unternehmerischen Traum, das ist eine fast wie im Märchen – wie geht es Ihnen privat?
Ja klar, das Privatleben ist nicht mehr das gleiche wie vor drei Jahren. Das ist so und das fehlt mir schon. Ich versuche dort auch mehr Schwerpunkte setzen, das heisst: Mehr zu Hause mit der Familie, wenn es möglich ist. Wir planen diese Zeit jetzt auch aktiv ein, damit ich mehr zu Hause bei den Kindern bin, die im letzten Jahr dann schon gelitten haben. Ja, bin nicht mehr immer zu Hause.
Sie sind auf der einen Seite als Unternehmer ein Gewinner der Pandemie. Auf der anderen Seite als Privatperson wünschen Sie sich ja wahrscheinlich ein schnelles Ende der Pandemie. Ist das für Sie ein Dilemma?
Es ist durchaus ein Zwiespalt. Es ist aber auch befriedigend zu sehen, dass unsere Produkte die Gesellschaft weiterbringen. Das war von Anfang an mein Ziel: Möglichst rasch die Pandemie hinter uns lassen, damit man wieder kann leben wie vor drei Jahren. Aktuell sieht es zwar nicht danach aus. Dennoch hoffe ich, dass wir irgendwann einen Gang zurückschalten können.
Wenn wir einen Blick in die Zukunft wagen: Werden Coronatests künftig – wie die Sicherheitskontrolle – zum Fliegen dazugehören?
Ich denke, das ist so, zumindest für die nächsten paar Jahre. Man hat das gesehen im Rahmen der Terrorismusbekämpfung, dass gewisse damals eingeführte Regeln heute immer noch gelten.
Fürs Reisen wird man sich noch länger testen lassen müssen.
Bei Corona wird das leider ähnlich sein: Während einigen Jahren wird man für Reisen an einige Destinationen testen müssen. Ich hoffe aber, dass die Impfung das irgendwann obsolet machen wird.
Und wie geht es mit der Firma Ender Diagnostics weiter?
Bisher haben wir Partner in den USA, die unser Konzept bereits eingeführt haben. Neben den USA geht es aber noch weiter: Wir sind auch in Gesprächen mit Partnern in Afrika, dem Nahen Osten und in Asien.
Das Gespräch führte Sonja Mühlemann.