In Bergbahnen oder auf Sesselliften sind Masken obligatorisch. Die üblichen Hygienemasken aber sind für den Sport nicht sehr praktisch. Darum setzen verschiedene Unternehmen auf Halsschläuche mit eingenähtem Filter. Neben den bekannten Herstellern wie UYN, P.A.C. oder Buff mischt auch das Walliser Unternehmen Hä?wear mit. Es rüstet alle Angestellten der Schweizer Skischulen mit den Schläuchen aus. Diese Idee kam zur rechten Zeit, denn die Firma stand kurz vor dem Aus.
Lange war der Schriftzug Hä? vor allem auf Mützen von Snowboarderinnen und Snowboardern zu lesen. Kein Wunder: Hinter der Firma stehen die Brüder Matthias und Sebastian Bumann, die beide Snowboard-Halbprofis waren.
Ein Zufall leitete den Berufswechsel ein: 2006 verletzte sich Matthias Bumann in einem Trainingslager in Nordamerika am Fuss. Fünf Wochen musste er pausieren, ihm fehlte jedoch das Geld, um in die Schweiz zurückzufliegen. So fing er an, sich die Zeit mit Häkeln totzuschlagen. «Ich habe an meine Grossmama gedacht, die gehäkelt hat», erzählt Buman.
Vom Hobby zum Business
Zurück im Wallis kamen die selbstgehäkelten Stirnbänder gut an. So gut, dass sogar die Mutter und die Grossmutter beim Häkeln mithelfen mussten. Das Label war definitiv geboren. Knapp 15 Jahre später sind die Brüder, beide studierte Ökonomen, hauptberuflich mit der Marke beschäftigt und auch die Mutter und Grossmutter helfen weiterhin mit.
Wir sind das Risiko eingegangen und haben unser restliches Geld in das Produkt gesteckt.
Wegen der Coronavirus-Pandemie drohte ihrer Firma aber plötzlich die Schliessung. «Im Frühling hatten wir wahnsinnige Umsatzeinbussen», sagt Sebastian Bumann. Es seien kaum mehr Aufträge eingegangen. Die Brüder beschlossen, aus der Not eine Tugend zu machen und auf die Produktion von Corona-Halsschläuchen zu setzen.
Alles neu erfinden mussten sie nicht: Halsschläuche gehören bereits zu ihrem Sortiment. Produziert werden diese im Gegensatz zu den selbstgehäkelten Mützen in Indien. Dort lassen sie einen Filter einnähen, der laut ihren Angaben den Empfehlungen der Covid-Taskforce des BAG entspricht. Der fünflagige Stoff aus Polypropylen lasse kaum Viren durch. «Das wurde von einem Schweizer Labor getestet», sagt Matthias Bumann. Mit knapp 40 Franken kostet der Walliser Schlauch etwas mehr als Produkte der Konkurrenz. 50'000 Stück sollen produziert werden.
Viel von Halsschläuchen verspricht sich auch der Verband der Schweizer Seilbahnen. Diese seien eine wintertaugliche Variante, sagt Mediensprecher Andreas Keller: «Sie sind wärmer als Hygienemasken und auch sie bedecken Mund und Nase.»
Sehen gleich aus wie normale Halsschläuche
Das Problem: Traditionelle Schalschläuche ohne Filter schützen nicht vor Coronaviren und sind von den Versionen mit Filter kaum zu unterscheiden. Ob die Skifahrer einen Schlauch mit oder ohne Filter tragen, müssten die Bergbahnen aber nicht kontrollieren, betont Keller: «Die Vorgabe des BAG lautet, dass die Maske industriell gefertigt ist. Ob sie zertifiziert ist oder nicht, ist egal.»
Auch in Zügen, Bussen und öffentlich zugänglichen Räumen werde nicht kontrolliert, welche Masken getragen werden. Geschweige denn, wie lange sie im Einsatz sind. Es gelte – auch bei den Bergbahnen – die Eigenverantwortung.
Bergbahnen können und müssen nicht kontrollieren, in welchem Zustand die Maske ist.
Die Rückmeldungen der Seilbahnen zeigten, dass dies funktioniere, sagt Andreas Keller: «Die Masken werden sehr gut getragen.» Und man stelle fest, dass viele Gäste Halsschläuche verwendeten: «Es ist noch nicht die Mehrheit, aber es werden immer mehr.»