In den Vereinigten Staaten ist es so weit: Die USA bieten als eines der ersten Länder die Corona-Impfung für Kinder ab fünf Jahren an. Hierzulande steht eine Zulassung noch aus.
Pfizer/Biontech: Auch in Europa Zulassung beantragt
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In den USA hat das Expertengremium der Gesundheitsbehörde CDC am Dienstag grünes Licht für die Impfung von Kindern ab 5 Jahren gegeben. Das Vakzin dafür: der Impfstoff von Pfizer/Biontech. Dieser formale Schritt war erwartet worden. Denn: Bereits am Freitag hatte die US-Arzneimittelbehörde FDA dem Impfstoff eine Notfallzulassung für den Einsatz in dieser Altersgruppe erteilt.
Auch in Europa haben Pfizer/Biontech eine Zulassung ihres Corona-Impfstoffs für Kinder ab 5 Jahren beantragt.
Dies kommunizierten sie Mitte Oktober
und übermittelten demnach der EU-Arzneimittelbehörde EMA die entsprechenden Daten. Eine Entscheidung der EMA ist vor Weihnachten anvisiert.
Wie das Schweizerische Heilmittelinstitut Swissmedic auf dem
Kurznachrichtendienst Twitter
schreibt, ging bislang noch kein Gesuch zur Anwendung eines Covid-19-Impfstoffes an Jugendliche unter 12 Jahren ein.
Ganz unabhängig davon stellt sich die Frage: Wie gross ist denn überhaupt das Interesse von Eltern, ihre Töchter und Söhne gegen Covid-19 impfen zu lassen? Philipp Jenny, Präsident von Pädiatrie Schweiz, ist zurückhaltend. Denn: Noch sei der Leidensdruck dafür zu gering.
Philipp Jenny
Präsident Pädiatrie Schweiz
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Philipp Jenny ist Praxispädiater aus Altstätten SG. Er präsidiert Pädiatrie Schweiz, die offizielle Fachgesellschaft in der Kinder- und Jugendmedizin. Die Organisation ist von der Ärztevereinigung FMH anerkannt.
SRF News: Wie fest beschäftigt das Thema Covid-Impfung bei Kindern in den Praxen von Kinderärzten?
Philipp Jenny: Anfragen von Eltern für die Impfung von Kindern unter 12 Jahren gab es in meiner Praxis bislang keine. Das dürfte auf die fehlende Zulassung zurückzuführen sein. Ich rechne nicht mit einer Freigabe vor dem 1. Quartal 2022. Bei Jugendlichen ist es anders: Da gibt es immer wieder Diskussionen für oder gegen die Impfung.
Gemäss Umfragen aus den USA will dort ein Drittel aller Eltern so rasch wie möglich ihre Kinder impfen lassen. Wie gross wird das Interesse in der Schweiz sein?
Derzeit würde ich sagen: Der Ansturm dürfte sich in Grenzen halten. Gerade auch mit Blick auf den Impffortschritt bei den 12- bis 15-Jährigen. Obwohl der Krankheitsdruck bei dieser Altersgruppe grösser ist, ist erst etwa ein Drittel geimpft.
Zum Vergleich: In der Altersklasse der 12- bis 15-Jährigen sind es gut 338'000. Davon sind aktuell gemäss den
Zahlen des Bundesamtes für Gesundheit
– Stand 3. November – knapp 114'000 Mädchen und Jungen vollständig geimpft. Also etwa ein Drittel dieser Altersklasse.
Sollte während des Winters eine neue Variante auftauchen, die für jüngere Mädchen und Buben wesentlich gefährlicher ist oder Spitaleinweisungen von Kindern steigen, sieht die Sache anders aus. Aktuell muss man aber festhalten: Der Leidensdruck für eine Impfung von jüngeren Kindern ist hierzulande wesentlich geringer als in den USA.
Inwiefern?
In den USA mussten in diesem Herbst sehr viele Kinder aufgrund einer Corona-Erkrankung ins Spital – in der Schweiz hatten wir nur wenige schwere Krankheitsverläufe. Weiter bleiben Schulen und Krippen hierzulande trotz Pandemie offen. In den USA können Kinder teils noch immer nur unter sehr hohen Auflagen zur Schule gehen. Dort erhoffen sich die Eltern von der Impfung, dass die Kinder wieder einen normalen Alltag haben.
Was dürften die häufigsten Befürchtungen gegen eine Impfung sein?
Es dürften die gleichen sein, die wir auch bei der Einführung anderer Impfungen hören: Etwa, dass die Impfung unfruchtbar mache – was falsch ist. Auch die neue mRNA-Technik kann Ängste auslösen. Wir müssen daher klar aufzeigen: Was ist der Nutzen der Impfung für das Kind? Welche Schäden löst Covid-19 aus? Und wie sicher ist die Impfung?
Unsere Experten werden keine Impfung empfehlen, die irgendeine Gefahr für die Kinder darstellt.
Hauptargumente dafür werden sicher das Verhindern schwerer Verläufe und Long-Covid-Fälle bei Kindern sein. Dafür gibt es momentan aber noch zu wenige Daten. Auch das Risiko eines PIMS-Syndroms gilt es abzuwägen, ein Zeichen einer Überreaktion des Immunsystems sowie die Einschränkungen, die ungeimpfte Kinder beispielsweise bei Reisen ins Ausland betreffen.
Was entgegnen Sie Eltern, die sich Sorgen um die Sicherheit der Impfung machen?
Die Schweiz wird einen grossen Vorteil haben: Wenn bei uns die Zulassung kommt, werden wir Millionen von Daten aus den USA, Israel und anderen Ländern haben. Unsere Experten werden keine Impfung empfehlen, die irgendeine Gefahr für die Kinder darstellt, also bei der das Kosten-Nutzen-Verhältnis nicht stimmt.
Impfkommission: Keine Empfehlung mit hohem Druck
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Christoph Berger, Präsident der Eidgenössischen Kommission für Impffragen (Efik), begrüsst es, dass es nun eine Studie gibt, die die Antikörper von geimpften Kindern angeschaut, eine Dosis des Impfstoffes festgelegt und analysiert hat, wie wirksam eine solche Impfung sein könnte.
Berger, Kinderarzt und Infektiologe am Universitätsspital Zürich, sagt aber auch: «Wir müssen uns im Klaren sein, dass die Krankheitslast durch Covid bei Kindern viel kleiner ist als bei den Erwachsenen.» Bevor sich eine Aussage darüber machen lasse, ob die Kinderimpfung sinnvoll sei, gelte es die Studie genau anzuschauen. «Wovor wollen wir Kinder zwischen fünf und elf Jahren mit einer Impfung schützen? Und was ist das Ziel der Impfungen?»
Es gebe nur selten Spitaleintritte bei Kindern – selbst nun, mit der Delta-Variante. Auf der anderen Seite dürfte auch das Risiko der Impfung klein sein, sagt Berger. «Das heisst, wir wägen zwei kleine Risiken gegeneinander ab. Und wir müssen da im Sinne der Kinder handeln.» Für Kinder seien offene Schulen und keine weiteren Einschränkungen viel wichtiger als die Krankheit. «Wenn uns die Impfung hilft, ist sie gut für Kinder. Wir müssen uns darum überlegen, was würden die Kinder entscheiden?» Man müsse schauen, dass die Eltern im Sinne der Kinder entscheiden – und letztendlich auch die Impfkommission.
Es sei möglich, dass die Corona-Impfung für Kinder ab fünf Jahren in der Schweiz ebenfalls komme. «Vermutlich nächstes Jahr», so der Präsident der Impfkommission. Dafür brauche es eine Zulassung, Impfstoffe in der entsprechenden Dosis und eine Impfempfehlung. Und hier betont Christoph Berger: Es werde sicher keine Impfempfehlung mit hohem Druck geben.
Vereinzelt gibt es laut BAG bereits heute Impfungen von jüngeren Kindern. Was könnten die Gründe dafür sein?
Mir sind keine solchen Fälle bekannt. Es dürften Eltern von Kindern mit einer Grunderkrankung sein, die auf Nummer sicher gehen wollen. Oder Eltern mit Wurzeln in einem Land, wo die Impfung für kleine Kinder schon empfohlen wird.
Keine «systematischen Impfungen» unter 12 Jahren
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Gemäss den
Zahlen des Bundesamtes für Gesundheit
BAG gibt es bereits heute vereinzelt Corona-Impfungen von Kindern unter 12 Jahren. Für die letzte Oktoberwoche beispielsweise sind in der Altersklasse der 0- bis 9-Jährigen drei Personen mit vollständiger Impfung verzeichnet.
Die Verantwortlichen des BAG schreiben dazu auf der entsprechenden Webseite, «systematische Impfungen» bei unter 12-Jährigen seien ihnen «nicht bekannt». Auf Nachfrage heisst es beim BAG, bei Kindern unter 12 Jahren «mit Grunderkrankungen» würden «in Einzelfällen Off-Label-Impfungen vorgenommen» – also bevor die Zulassungsbehörde Swissmedic den Impfstoff für die entsprechende Altersgruppe freigegeben hat.
Das BAG hält ferner auf der Webseite fest, im Sinne der Transparenz veröffentliche man die von «Kantonen übermittelten Daten ohne Bearbeitung». Eine Überprüfung der Daten habe ergeben, dass es sich bei den 0- bis 9-Jährigen «hauptsächlich um fehlerhafte Einträge» handle.
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