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Immunreaktion bald vorbei Langzeitfolgen nach Covid-Impfung: Experten geben Entwarnung

Die Frage nach Langzeitfolgen der Corona-Impfung beschäftigt viele Menschen. Dass Monate später noch neue Nebenwirkungen auftreten, sei aber nicht möglich, sagen Fachpersonen.

Der Begriff der Langzeitfolgen sei verwirrend, sagt Carsten Watzl, Immunologie-Professor an der technischen Universität Dortmund. Er habe Verständnis dafür, dass man sich als Laie frage, ob eine Impfung vielleicht noch Jahre später Schaden anrichten könnte.

Aber die Sachlage sei klar: «Sowas gibt es nicht. Sowas hat es in der Vergangenheit noch nie bei einem Impfstoff gegeben. Sowas wird es auch bei den Covid-19-Impfstoffen nie geben.» 

Die Immunreaktion kann wenige Wochen andauern, danach ist sie abgeschlossen. Der Impfstoff ist danach auch aus dem Körper verschwunden.
Autor: Carsten Watzl Professor für Immunologie, Universität Dortmund

Der Grund dafür ist, dass Nebenwirkungen immer relativ kurz nach der Impfung eintreten. «Die Nebenwirkungen einer Impfung kommen dadurch zustande, dass die Impfung eine Immunreaktion auslöst. Die Immunreaktion kann wenige Wochen andauern, danach ist sie abgeschlossen. Der Impfstoff ist danach auch aus dem Körper verschwunden.»

Vergleich mit Narkolepsie-Fällen nach Schweinegrippe-Impfung

Von Langzeitfolgen spricht man, wenn seltene Nebenwirkungen einer Impfung erst Monate oder Jahre später als solche erkannt werden. Ein bekanntes Beispiel aus der jüngsten Geschichte ist die Narkolepsie nach der Schweinegrippe-Impfung, die vorwiegend in Schweden auftrat. Laut Watzl betraf das ungefähr einen von 20'000 Geimpften, «ein seltenes Ereignis».

«Die Symptome traten bei der überwiegenden Anzahl der Betroffenen innerhalb von zwei Monaten nach der Impfung auf.» Dass die seltene Schlafkrankheit Narkolepsie in diesen Fällen eine Nebenwirkung der Schweinegrippe-Impfung im Jahr 2009 war, erhärtete sich erst in den folgenden Jahren, als immer mehr Daten vorlagen. 

So etwas könne bei der Corona-Impfung aber kaum mehr passieren, sagt Carsten Watzl. Er verweist auf das Beispiel Myokarditis, die Herzmuskelentzündung, die etwa fünf Tage nach der zweiten Impfung auftreten kann. Myokarditis gibt es aber auch ohne Impfung oft. «Das ist relativ häufig bei den jüngeren Menschen, gerade bei den männlichen Jugendlichen. Wir haben jedes Jahr viele Fälle von Myokarditis.»

Dass Myokarditis auch durch die Impfung verursacht werden kann, wurde nur herausgefunden, weil die Nebenwirkungen gemeldet und von den Behörden gesammelt und untersucht werden – und weil innert kürzester Zeit Milliarden von Menschen geimpft wurden. Nur so fiel dieses zusätzliche Myokarditis-Signal im Grundrauschen der sonstigen Fälle überhaupt so schnell auf. 

Ein kranker Mann liegt unter einer Decke, hält eine Tasse Tee und fasst sich an den Kopf
Legende: Die Wahrscheinlichkeit, eine Herzmuskelentzündung zu bekommen, ist deutlich höher, wenn man sich mit dem Coronavirus infiziert, als wenn man sich gegen Corona impft. Keystone

Die Nebenwirkungen der Corona-Impfungen seien in der Tat schon sehr gut bekannt. Das sagen auch andere angefragte Experten wie Christian Münz, Immunologie-Professor an der Universität Zürich: «Wir können diese Nebeneffekte, diese Entzündungsreaktionen, schon sehr gut abschätzen, weil wir schon viele Menschen geimpft haben. Und weil wir sie teilweise schon über ein halbes Jahr bis Jahr verfolgen konnten.» 

Weitgehende Entwarnung

Auch Münz gibt weitgehend Entwarnung, was die möglichen Langzeitfolgen einer Corona-Impfung angeht. Denn insbesondere die beiden mRNA-Impfstoffe, die in der Schweiz angewendet würden, verweilten nur sehr kurz im Körper. Dass Monate oder gar Jahre später auf einmal noch neue Nebenwirkungen auftreten, sei nicht möglich.

Echo der Zeit, 26.10.2021, 18:00 Uhr

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