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Corona-Medienkonferenz «Es geht jetzt um das Überleben vieler Leute»

  • «Die Situation im Tessin ist dramatisch», es gehe um das Überleben vieler Menschen – das sagte Daniel Koch vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) an der Medienkonferenz zur Verbreitung des Coronavirus.
  • Das Fahrgastvolumen im Fern- und Regionalverkehr geht gemäss SBB-Chef Andreas Meyer um bis zu 80 Prozent zurück.
  • An der Medienkonferenz nahmen zudem Vertreter der Eidg. Zollverwaltung (EFD), des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) und der Schweizer Armee teil.

In der Schweiz ist die Zahl der Coronavirus-Erkrankten auf 3888 Fälle angestiegen, gab Daniel Koch, Leiter übertragbare Krankheiten im BAG, bekannt. Davon waren 3438 bestätigt und bei 450 Fällen stand nach einem ersten positiven Resultat die Bestätigung noch aus. Die Zahl der Todesopfer liegt bei 33.

Die Schweiz erlebe eine starke Welle, sagte Koch. Es gehe darum, dass die ganze Bevölkerung mitmache, diese Welle abzuschwächen. «Es geht jetzt wirklich um das Überleben vieler Leute», sagte Koch. Die Spitäler im Tessin kämpften schon jetzt darum, genügend Intensivpflegebetten zu haben.

Deren Zahl sei zwar erhöht worden. Bisher habe auch vermieden werden können, dass Patienten selektioniert werden mussten, sagte Koch. «Aber es ist absehbar, dass es nicht reichen wird.» Es sei nun der letzte Moment, in dem man verhindern könne, dass Patienten hospitalisiert werden müssten.

Koch erinnerte daran, dass die Heilungschancen auch in der Intensivpflege nicht besonders gross seien. Das Heilen der Patienten sei keine Lösung für die überfüllten Spitalbetten. Laut Koch sind in der Schweiz derzeit noch 160 von 800 Betten frei.

Seco: Finanzkrise nicht auszuschliessen

Eric Scheidegger, Leiter der Direktion für Wirtschaftspolitik beim Staatssekretariat für Wirtschaft Seco, geht davon aus, dass die Schweiz 2020 in eine Rezession fällt. Die Expertengruppe erwarte eine Reduktion von -1.5 Prozent BIP-Wachstum. Die Verbreitung des neuen Coronavirus im In- und Ausland legt Teile der Wirtschaft vorübergehend still.

Die Prognoseunsicherheit sei aber ausserordentlich hoch. Auch bei der Arbeitslosigkeit sei über den gesamten Prognosehorizont mit starken Effekten zu rechnen. Der Konjunktureinbruch könnte sich auch noch bis 2021 hinziehen. Auch eine Finanzkrise sei nicht auszuschliessen, so Scheidegger.

Corona-Verordnung verbietet Baustellen nicht

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Für die Betreiber von Baustellen sind in den vergangenen Tagen Unklarheiten aufgetaucht, ob sie weiterarbeiten dürfen oder nicht. So beschloss etwa der Kanton Genf entgegen den Empfehlungen des Bundes, Baustellen zu schliessen.

Auf Baustellen im Kanton Genf darf ab Freitag nicht mehr gearbeitet werden, auf den Baustellen im Kanton Waadt seit Mittwoch 18 Uhr nicht mehr.

An der Medienkonferenz sagte Eric Scheidegger vom Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco), aus der Verordnung werde klar, dass die Baufirmen nicht aufgelistet seien als jene Betriebe, die geschlossen werden müssten. Sie könnten also weiterbetrieben werden. Die Baubranche stellt sich gegen die Schliessung von Baustellen.

Vor Herausforderungen stellt das Coronavirus auch das Zollpersonal. Die Mitarbeitenden der Zollverwaltung hätten an der Grenze zur Schweiz bislang 11'000 Menschen die Einreise verweigert, so Christian Bock von der eidgenössischen Zollverwaltung. Weil vermehrt Einreiseabsperrungen heruntergerissen wurden, will die Zollverwaltung das Sicherheitsdispositiv aufstocken. Im Einsatz steht zur Unterstützung auch das Militär.

Die Schweizer Armee streicht ab dieser Woche alle Urlaube in Rekrutenschulen und Wiederholungskursen, sagte Brigadier Raynald Droz. «Die Armeeangehörigen bleiben im Dienst.

Die SBB reduzieren wegen des Coronavirus schrittweise das Bahnangebot. Es sei der «grösste Fahrplanwechsel in der Geschichte», sagte SBB-Chef Andreas Meyer im Namen der ganzen ÖV-Branche. Die Fahrplanänderung sei eine «riesige Aktion», es werde vermutlich am einen oder andern Ort holpern, sagte Meyer.

Die Nachfrage sei um bis zu 80 Prozent zurückgegangen. Auf der Strecke zwischen Zürich und Bern sei es vorgekommen, dass ein Fahrgast einen Wagen für sich allein hatte. Bislang konnten zehn bis 30 Prozent des operativen Personals nicht eingesetzt werden, weil sie sich schützen, Symptome haben oder Kinder betreuen musste.

SRF 4 News, 19.03.2020, 18 Uhr ; 

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