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Corona-Pandemie Wegen Mutationen: Herdenimmunität wird immer unrealistischer

Die Wissenschaft zweifelt zunehmend, ob sich Herdenimmunität überhaupt erreichen lässt. Was heisst das für die Zukunft?

Im Impfzentrum Winterthur: Die Impfaktion läuft auf Hochtouren – soweit dies mit dem vorhandenen Impfstoff möglich ist. Rund 400 Seniorinnen und Risikopatienten können derzeit täglich gegen Corona geimpft werden.

Die 77-jährige Crista Schlegel ist eine von ihnen. Mit der Impfung verbindet sie grosse Hoffnungen: «Ich möchte wieder mit meinen Enkelkindern zusammen sein, ohne Angst zu haben und wieder mehr Leute treffen.»

Normalität – die wünschen sich viele zurück. Ein Wunsch, der mit der sogenannten Herdenimmunität einhergeht. Am Anfang der Pandemie sind viele Forschende davon ausgegangen, dass 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung gegen Corona immun sein müssten, damit sich das Virus nicht mehr ausbreiten kann.

Mutationen erschweren Eindämmung des Virus

Doch in der Zwischenzeit rechnen viele Expertinnen und Experten mit einem nötigen Immunisierungswert von mindestens 80 Prozent. Hauptgrund dafür sind die zahlreichen Corona-Mutationen, die in der Zwischenzeit entstanden sind. Es wird somit zunehmend schwierig, die Herdenimmunität zu erreichen.

«Immer mehr Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen zweifeln daran, dass das noch ein realistisches Ziel ist», sagt auch SRF-Wissenschaftsredaktorin Katrin Zöfel: «Für die Schweiz, oder auch ganze Regionen in Europa, ist Herdenimmunität bei Corona wohl ein Zustand, den man immer wieder für eine Zeit erreicht, aber dann verliert sich das auch wieder.»

Das Virus werden wir nicht mehr los.
Autor: Christoph Berger Eidgenössische Kommission für Impffragen

Grund sei, dass neue Varianten eingeschleppt würden oder die Immunität bei Geimpften und Genesenen wieder nachlasse. Ein komplettes «Ausrotten» von Corona wird so verunmöglicht.

Eine mögliche Lösung: regelmässige Impfungen

Auch Christoph Berger, Leiter der Eidgenössischen Kommission für Impffragen, ist überzeugt: «Das Virus werden wir nicht mehr los. Langfristig werden wir aber weniger starke Krankheitsfälle und weniger Hospitalisationen sehen.» Eine Konsequenz daraus könnten beispielsweise regelmässige Impfungen gegen Corona sein – wie es sie heute auch gegen Influenza-Viren gibt.

Zurück ins Impfzentrum in Winterthur: Auch Pensionär Robert Bosshardt aus Schlatt bei Winterthur/ZH hat soeben die erste Impfung bekommen. Auf die neuen Szenarien zum Ausgang der Pandemie sagt er: «Wir werden uns da halt reinschicken müssen. Vor allem für die Jungen und Berufstätigen dürfte das schwieriger werden.»

10vor10, 07.04.2021, 21:50 Uhr

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