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Corona-Variante Omikron Was über die neue Virus-Variante bekannt ist

Die Ausbreitung einer neuen Variante des Coronavirus hat international Besorgnis ausgelöst. Das müssen Sie wissen.

Wo wurde die neue Variante entdeckt? Die neue Mutation wurde im November zuerst in Botswana und dann auch in Südafrika entdeckt, wo sie im gleichen Monat in der Gauteng Provinz zu einem starken Anstieg der Fallzahlen geführt hat. Betroffen ist vor allem der Grossraum um die Millionenmetropole Johannesburg und die Hauptstadt Pretoria.

Wahrscheinlich ist auch die Schweiz von einem ersten Fall betroffen. Es handelt sich um eine Person, die vor rund einer Woche aus Südafrika zurückgekehrt ist, wie das Bundesamt für Gesundheit am Sonntagabend mitteilte. Eine Sequenzierung werde in den kommenden Tagen Gewissheit bringen.

Am Sonntag bestätigten die Behörden zwei Fälle in Australien und Dänemark. In den Niederlanden wurden 13 Fälle bekannt. Am Samstag wurden zwei Fälle in Deutschland, zwei Fälle in Grossbritannien, ein Fall in Italien und ein Fall in Tschechien mit der neuen Variante registriert. In Belgien wurde bereits am Freitag ein Fall bestätigt, womit die neue Variante erstmals in Europa nachgewiesen worden war. Ebenso war die Variante bis dann in Hongkong und Israel bei Reisenden aus Südafrika nachgewiesen worden. In Hongkong ist seit Samstag ein zweiter Fall bekannt.

Wie gefährlich ist Omikron? Das lässt sich noch nicht sagen. Die bislang mit der neuen Coronavirus-Variante infizierten Menschen in Südafrika sind nach Angaben der dortigen Mediziner-Vereinigung (SAMA) nicht schwer erkrankt. Die Vorsitzende des südafrikanischen Ärzteverbands, Angélique Coetzee, sagte der BBC, dass die bisher in ihrem Land festgestellten Fälle nicht schwerwiegend seien. Allerdings seien die Untersuchungen zu dieser Variante noch in einem sehr frühen Stadium. In dem Land seien nur rund 24 Prozent der Menschen vollständig geimpft. «Die Patienten klagen meist über einen schmerzenden Körper und Müdigkeit, extreme Müdigkeit, und wir sehen es bei der jüngeren Generation, nicht bei den älteren Menschen», sagte sie. Es handele sich nicht um Patienten, die direkt in ein Krankenhaus eingeliefert würden, sagte Coetzee. Sie fügte hinzu, die Symptome der neuen Variante seien zwar ungewöhnlich, aber mild.

Omikron ist «besorgniserregend»

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Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die neue Corona-Variante B.1.1.529 wegen der grossen Zahl an Mutationen mittlerweile als «besorgniserregend» eingestuft. Das teilte die UNO-Behörde am Freitag nach Beratungen mit Experten mit. Ausserdem gab die Organisation bekannt, dass die neue Variante nun nach dem griechischen Buchstaben «Omikron» benannt werde.

Dabei übersprang die WHO zwei Buchstaben des griechischen Alphabets: Ny und Xi. Wie die WHO gegenüber Medien erklärte, hänge das damit zusammen, dass Ny leicht mit dem englischen Wort «new» verwechselt werden könnte. Xi habe man hingegen ausgelassen, weil es sich um einen gängigen Nachnamen handle.

Was ist an dieser Mutation auffällig? Die Variante mit der Nummer B.1.1.529 hat eine beeindruckend grosse Zahl von Mutationen im Spike-Protein versammelt. Also in jenem Protein, mit dem sich das Virus an die Zellen bindet. Konkret sind es 32 Mutationen. Manche Mutationen bringen Wissenschaftler mit einer höheren Ansteckungsfähigkeit in Verbindung. Andere mit der Fähigkeit, die Immunantwort unterlaufen zu können. Offenbar wurde bei den beiden Fällen in Hongkong trotz Impfung eine sehr schnell steigende Viruslast festgestellt.

Inwiefern zeigt sich, dass die neue Variante noch ansteckender ist? Die Besorgnis vieler Länder ist einerseits auf die Mutationen zurückzuführen, die man bereits von anderen Virus-Varianten kennt – beispielsweise Delta. Den offensichtlichsten Hinweis geben die seit kurzem stark zunehmenden Fallzahlen in Südafrika. Vorher war die Inzidenz tief. Nun wird die neue Variante vermehrt sequenziert.

«Aber man muss wirklich vorsichtig sein mit der Interpretation», warnt SRF-Wissenschaftsredaktor Thomas Häusler. Die Datenlage sei zu dünn, um zu sagen, ob der Anstieg wirklich auf diese neue Variante zurückgehe. «Die epidemiologische Situation ist dort so, dass auch einige grosse Spreader-Events mit der neuen Variante die Lage erklären. Es könnte auch sein, dass die neue Variante sich in Ländern mit stark zirkulierendem Delta-Virus nicht durchsetzen kann», sagt Häusler weiter. Ähnliches habe man mit anderen Varianten gesehen, die besorgniserregend waren, sich aber nie durchsetzen konnten. Auch die wissenschaftliche Taskforce der Schweiz hält fest, dass die Fallzahlen in Südafrika noch immer recht niedrig seien, obwohl sich die neue Variante dort gegen Delta durchzusetzen scheine.

Wirken die aktuellen Impfstoffe gegen die neue Variante? «Allein aufgrund der Mutationen sieht es so aus, als ob der Impfschutz gegen die neue Variante geringer ausfallen könnte. Ob dem aber so ist, müssen Experimente zeigen», sagt Thomas Häusler. Erste Ergebnisse könne man in ein paar Tagen oder Wochen erwarten. Aber auch dann würden Fragen offen bleiben, fügt er an. «Man muss dann in der realen Situation schauen, ob Geimpfte und auch Genesene leichter angesteckt werden.»

Was bedeutet die neue Virus-Variante für die Schweiz? «Wenn man frühzeitig handeln will, dann jetzt», sagt Thomas Häusler. Wenn die neue Variante tatsächlich ansteckender ist, dann wird sie sich vermutlich sowieso durchsetzen, wie der Wissenschaftsredaktor ausführt. Aber mit raschen Massnahmen liesse sich wohl Zeit gewinnen – in der gegenwärtigen epidemiologischen Lage in der Schweiz sei dies ein grosser Vorteil. «Wichtig ist auch, dass man die Überwachung und die Analysen des Virus noch verstärkt, damit man genau sagen kann, ob die neue Virus-Variante angekommen ist, ob sie sich verbreitet und wie sie sich verhält.» Am Freitagabend reagierte auch der Bund: Direkte Flüge aus der Region des südlichen Afrikas in die Schweiz werden verboten. Bei der Einreise aus der Region im Süden Afrikas, aus Hongkong, Israel, Tschechien, den Niederlanden, Grossbritannien, Ägypten und Belgien müssen zudem alle Personen einen negativen Covid-19-Test vorlegen, und sich für 10 Tage in Quarantäne begeben.

SRF 4 News, 26.11.21, 10 Uhr ; 

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