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Dritte Welle – Bewährungsprobe für Bund und BAG
Aus Club vom 30.03.2021.
Bild: Keystone / Peter Klaunzer abspielen. Laufzeit 1 Minute 15 Sekunden.
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Debakel «meineimpfungen.ch» BAG-Chefin: Kein Grund für Entschuldigung

«Egal, was passiert, es gibt nie eine Entschuldigung vom BAG», forderte Moderatorin Barbara Lüthi in der Sendung «Club» die Chefin des Bundesamts für Gesundheit heraus. Doch Anne Lévy gab sich ungerührt und fragte zurück, wem gegenüber sie sich entschuldigen solle? Es gehe um die Frage, wie man mit Fehlern umgehe: «Schauen, wo genau die Fehler passiert sind – das ist das, was relevant ist», so die BAG-Chefin.

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Warum entschuldigt sich das BAG nicht?
Aus Club vom 30.03.2021.
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Bei Yvonne Gilli, Hausärztin und Präsidentin FMH, kam das nicht gut an, zumal früher mit Daniel Koch und heute Virginie Masserey, Leiterin Sektion Infektionskontrolle, hochrangige Vertreter des Bundesamts für Gesundheit im Stiftungsrat von «Meineimpungen.ch» vertreten sind. Sie kritisierte, dass Virginie Masserey angekündigt habe, aus dem Stiftungsrat von «Meineimpfungen.ch» – in dem auch die FMH vertreten ist – zurückzutreten. Das sehe so aus, als mache man sich aus dem Staub. Zumal es sich nicht um eine Bagatelle handle, sondern um gravierende Sicherheitsprobleme gehe, so die FMH-Präsidentin.

Yvonne Gilli: «Was mir leidtut – und wenn es jetzt um Entschuldigungen geht: Es gibt Betroffene. Es gibt Leute, die wirklich ihre Impfdaten auf meineimpfungen.ch haben. Sie können jetzt nicht daheim in der Schublade suchen – finde ich vielleicht doch mein Impfbüchlein noch, sondern sie haben jetzt einfach ihre Daten nicht zur Verfügung. »

FMH-Präsidentin kritisiert BAG

Auch sonst sparte Yvonne Gilli nicht mit Kritik am BAG in Bezug auf die Digitalisierung. So habe sie beispielsweise vom BAG eine Excel-Datei auf Englisch erhalten mit 45 Feldern, die auszufüllen seien: «Mit der Bitte, das unseren Ärztinnen und Ärzten zustellen, damit sie in Zukunft damit Meldungen einreichen. Man stelle sich das mal vor!»

«meineimpfungen.ch»

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«meineimpfungen.ch» ist eine Stiftung, die auf ihrer Online-Plattform seit 2011 einen digitalen Impfausweis anbietet. Zuletzt unterstützte der Bund die Stiftung mit mehreren hunderttausend Franken für das Projekt MyCovidVac. Damit hätte eine automatische Erfassung der Covid-19-Impfung auf der Plattform ermöglicht werden sollen.

Nachdem gravierende Sicherheitsmängel aufgedeckt wurden, nahm die Stiftung «meineimpfungen.ch» am 21. März vom Netz. MyCovidVac hätte als Datenbasis für das geplante Covid-19-Impfzertifikat dienen sollen.

BAG-Chefin Anne Lévy betont, das geplante Zertifikat habe nie etwas mit MyCovidVac zu tun gehabt. Das digitale Impfbüchlein und das Impfzertifikat seien zwei unterschiedliche Projekte.

Hernâni Marques, der im Vorstand des Chaos Computer Club Schweiz sitzt, kritisierte das BAG ebenfalls heftig. So sei der CCC Schweiz im Zusammenhang mit der Entwicklung des Elektronischen Patientendossiers EPD wiederholt an Sitzungen eingeladen worden: «Wir haben schamlos kritisiert und gesagt, es fehle an Verschlüsselung.» Doch die Hinweise habe man ignoriert.

EPD: Droht das nächste Desaster?

Beim EPD sieht Marques, der Computer-Linguistik, Soziologie und Neuroinformatik studiert hat, die nächsten Probleme auf das BAG zukommen. Das EPD ist seit über zehn Jahren in Planung und hätte bereits vergangenes Jahr eingeführt werden sollen. «Das System ist so konstruiert, dass es früher oder später scheitern wird», so Marques weiter. In einer Bedrohungs- und Risikoanalyse, die vom BAG in Auftrag gegeben wurde, heisst es laut Marques: «Systemadministratoren oder unberechtigte Dritte, die sich Systemadministratoren-Rechte verschaffen, können deshalb unter Umgehung der administratorischen Rechteverwaltung auf Daten in potenziell grosser Menge zugreifen und diese an interessierte Dritte weitergeben.»

Datenschutz von Anfang an

Hernâni Marques hat wiederholt per Öffentlichkeitsgesetz vom BAG Dokumente eingefordert. Für ihn steht Transparenz an oberster Stelle. Sobald Öffentlichkeit hergestellt sei, würden auch Sicherheitsprobleme auffallen. Wichtig sei, dass man nicht einfach ins Gesetz schreibe, dass der Datenschutz gewährleistet sei, sondern dass man von Anfang an mit technischen Massnahmen dafür sorge.

Wichtig sei etwa die End-zu-End-Verschlüsselung, so dass nur direkt Involvierte Zugang zu Daten hätten. Denn sobald Daten zentral gespeichert seien, sei die Gefahr gross, dass Kriminelle darauf zugreifen könnten.

Club, 30.3.2021, 22:25 Uhr

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