Im letzten Jahr sind Klimageräte und Komponenten im Wert von fast 320 Millionen Franken in die Schweiz importiert worden. Das ist eine Zunahme von mehr als 20 Prozent im Vergleich zu vor zehn Jahren. Stefan Mennel von der Hochschule Luzern sagt, was man zum Thema Klimaanlagen wissen sollte.
SRF News: Wann ist der Einbau einer Klimaanlage sinnvoll?
Stefan Mennel: Der Einbau einer Klimaanlage ist für mich dann sinnvoll, wenn ich einen Klimabedarf habe. Das ist im Büro, das ist in einem Sitzungszimmer, das ist definitiv nicht im Wohnbau. Ein Privathaushalt ist aus meiner Sicht definitiv nicht bewilligungsfähig für eine Klimaanlage, weil er den Nachweis grosser Wärmeentwicklung gemäss Behördenvorgaben nicht erreicht. Es gibt auch diese steckerfertigen Geräte, die keine Bewilligung benötigen. Zudem sind Klimaanlagen Stromfresser.
Mit welchen Kosten muss ein Privathaushalt rechnen?
Ich empfehle allen, die sich so ein Gerät anschaffen möchten, den sogenannten SEER anzusehen. Das ist ein Faktor, der sagt, wie viel Strom und damit Geld ich investiere, um zu kühlen. Ein SEER von zwei bedeutet, dass ich für zwei Einheiten Kühlung eine Einheit Strom investiere. Mit einem SEER von 4 erhalte ich vier Einheiten Kühlung für eine Einheit Elektrizität. Oder andersrum: Pro 4 kWh Wärmeabfuhr zahle ich 1 kWh Elektrizität (etwa 0.3 CHF). Je höher der SEER-Wert, desto energieeffizienter das Gerät. Heute gibt es neue Erzeugungsmöglichkeiten von Strom, wie zum Beispiel Photovoltaik. Photovoltaik gibt gute Erträge tagsüber, wenn die Sonne scheint, und ich empfehle entsprechend, die Klimaanlage tagsüber laufen zu lassen.
Man ist sich nicht bewusst, dass Kühlmittel einen teilweise über 2000-fach höheren Klimabeitrag leisten als CO₂.
Was ist das Problem mit dem Kühlmittel?
Kühlmittel haben die unangenehme Eigenschaft, dass sie in aller Regel viel klimaschädlicher sind als CO₂. Man spricht oft über den Klimawandel. Man ist sich aber nicht bewusst, dass die in einer Klimaanlage enthaltenen Kühlmittel einen teilweise über 2000-fach höheren Klimabeitrag leisten als CO₂. Alle Anlagen, die wir installieren, haben Kühlmittel drin.
Wie lärmig sind Klimaanlagen?
Klimaanlagen und Lärm sind ein echtes Problem. Man geht heute für eine kontrollierte Wohnungslüftung im Minergiebau von 25 dB(A) aus. (Anmerkung der Red.: dB(A) ist die Masseinheit wahrgenommenen Lärms nach der genormten Frequenzbewertungskurve A). Eine Klimaanlage hat 50 oder 60 dB(A), mindestens im Aussengerät. Das ist nicht doppelt so laut wie die erwähnte Lüftung, sondern fast achtmal so laut. Diese Lärmemissionen in der Nacht können dazu führen, dass der Schlaf gestört wird. Zum Vergleich: Ein durchschnittlicher Staubsauger erzeugt Lärmemissionen von etwa 70 dB(A).
Nachtauskühlung ist im Endeffekt die beste Antwort auf diese Hitzewelle.
Welche Alternativen gibt es zu Klimaanlagen? Was sollte man beim Bau eines Gebäudes beachten?
Bei Neubauten geht es vor allem darum, wie viel Fensteranteil sie haben. Der Grossteil der Schweizer Gebäude ist bereits gebaut. Im Bestandsbau stellt sich die Frage, wie ich dafür sorge, dass ich eine kühle Nacht habe. Mein Tipp ist: Storen tagsüber runter, nachts alle Fenster öffnen. Ich selber wohne in einem Neubau und habe tagsüber nie mehr als 26 Grad. Ich habe das Glück einer Durchlüftungssituation. Das macht viel aus. Wenn man nur eine Fassade hat, ist es nicht ganz so einfach. Doch Nachtauskühlung ist im Endeffekt die beste Antwort auf diese Hitzewelle.
Das Gespräch führte Rachel Beroggi.