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Digitales Gesundheitswesen Digitale Krankenakte: Drei Organisationen bündeln ihre Kräfte

  • Unsere Krankenakten sind in den meisten Fällen immer noch analog und nicht digital.
  • Das wollen Bund und verschiedene Organisationen seit Jahren ändern, aber es harzt.
  • Nun schliessen sich drei Organisationen zusammen, um das elektronische Patientendossier national voranzutreiben.
  • Ab 2026 arbeiten die Stammgemeinschaften eHealth Aargau, eSanita und Cara zusammen und betreiben eine gemeinsame Plattform.

Wer vom Arzt ins Spital und danach in die Reha wechselt, muss seine Gesundheitsdokumente physisch mitbringen. Sonst sind die Ärztinnen und Pfleger nicht auf dem aktuellsten Stand. Immer wieder gehen so Informationen oder wichtige Zeit verloren.

Wenn Patienten und Gesundheitspersonal digital auf die Informationen zugreifen könnten, gäbe es weniger Fehlentscheidungen und die Therapiesicherheit wäre höher, sagt der Bundesrat. Wenn Medikationsplan, Allergien, Röntgenbilder und Impfausweis elektronisch an einem Ort gelagert und abgerufen werden könnten, ginge die Behandlung schneller und wäre sicherer.

Langjährige Strategie, wenig Interesse

Seit 2007 hat der Bundesrat eine E-Health-Strategie Schweiz. Schon früh positionierte sich eine Stammgemeinschaft aus dem Kanton Aargau als Dienstleisterin: Der Aargau führte Ende 2020 als erster Kanton das elektronische Patientendossier (EPD) ein. Die Stammgemeinschaft eHealth Aargau ist eine von mehreren zertifizierten Anbietern, die das Eröffnen eines elektronischen Patientendossiers ermöglichen.

Pflegender mit Laptop
Legende: Wenn die Informationen über Medikamente, Röntgenbilder oder Impfausweise nicht mehr auf Papier, sondern elektronisch gespeichert werden, sei das sicherer, sagt der Bundesrat. Keystone/Christian Beutler

Allerdings: im Jahr 2024 hatten erst 40'000 Schweizerinnen und Schweizer ein elektronisches Patientendossier, hiess es beim zuständigen Bundesamt auf Anfrage von SRF. Nun seien es gut 100'000 Patientinnen und Patienten, sagen die Stammgemeinschaften in ihrer Mitteilung.

Wann gibt es nur noch eine Plattform?

Nun wollen drei von total acht Organisationen gemeinsam arbeiten: «Drei Organisationen schliessen sich zusammen, um der Bevölkerung und den medizinischen Leistungserbringern das elektronische Patientendossier (EPD) schweizweit anzubieten», teilten die Zuständigen mit.

Ab 2026 arbeiten die Stammgemeinschaften eHealth Aargau, eSanita und Cara zusammen. Sie bieten ein EPD unter der Marke «Cara» an. Die drei waren bei den Ersten, die ein EPD in der Schweiz angeboten haben. Sie hätten mehrere Jahre Erfahrung in der Entwicklung, halten sie fest. Neu könne man Ressourcen und Kompetenzen bündeln und das elektronische Patientendossier schweizweit einführen.

Post als weitere EPD-Dienstleisterin reagiert

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Bisher setzte Cara, die Westschweizer Anbieterin der neuen Organisation, auf die EPD-Technologie der Post. Man bedaure den Entscheid, dass Cara nun auf andere Technologien setze, teilt die Post nun mit.

Die Post sei seit Jahren die grösste EPD-Plattform-Anbieterin. Nach dem Zusammenschluss würden 67'000 Dossiers bei der Post-Plattform bleiben.

Fusionen erwünscht

Die Post sei für die Konsolidierung der Stammgemeinschaften, heisst es weiter. Man müsse den EPD-Markt einfacher machen. Man sei offen für die Zusammenarbeit mit allen Kantonen und Stammgemeinschaften. Dank der Digitalisierung könne man Kosten im Gesundheitswesen einsparen.

«Der Zusammenschluss bringt der Bevölkerung Klarheit. Es ist eine Marke und eine grosse Organisation», sagt Nicolai Lütschg, Geschäftsführer Aargauer eHealth-Plattform. Für Lütschg ist es eine Frage der Zeit, bis sich weitere Anbieter anschliessen und es nur noch eine Schweizer Plattform gibt.

Einfaches Wechseln und eine App

Das Patientendossier könne man online «rasch und einfach» eröffnen, halten die drei Organisationen, die sich jetzt zusammenschliessen, fest. Bisher war das nicht immer ganz einfach, wie ein Selbstversuch von SRF zeigte. Wer bereits ein EPD besitze, könne ohne zusätzliche Schritte auf die neue Plattform wechseln. Die Daten blieben unverändert.

Auch geplant seien ein neu entwickeltes Impfmanagement-Modul sowie eine benutzerfreundliche mobile App für Smartphones.

So kommt man derzeit zum Dossier

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Mann mit iphone und Pass und Laptop
Legende: EPD rasch eröffnen? Ganz so rasch ging es bisher nicht, wie ein Selbstversuch von SRF zeigte. Keystone/Ennio Leanza

Um ein elektronisches Patientendossier zu eröffnen, durchläuft man drei Etappen. Dies kann man online machen.

  • Zuerst wählt man einen der 7 Anbieter aus.
  • In einer zweiten Etappe muss man bei einem zertifizierten Anbieter eine elektronische Identität auslösen und diese beiden Schritte zum Schluss zusammenbringen.
  • Die Eröffnung eines elektronischen Patientendossiers dauert zwischen 15 und 30 Minuten und kann je nach Anbieter und Wohnort kostenpflichtig sein.
  • Jede Person muss von sich aus aktiv werden, wenn er oder sie ein EPD eröffnen möchte.

Regionaljournal Aargau Solothurn, 26.5.2025, 12:03 Uhr ; 

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