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Doppelrücktritt im Bundesrat Für Kronfavoritin Keller-Sutter ist die Lage unklarer geworden

Noch am Mittwoch schien es glasklar: Die St. Galler FDP-Ständerätin Karin Keller-Sutter galt fast schon gewählt als Nachfolgerin von Johann Schneider-Ammann, sofern sie sich denn auch wirklich zu einer Kandidatur entscheiden würde. Doch mit dem Rücktritt von Doris Leuthard werden die Karten neu gemischt. Es kursieren verschiedene Planspiele.

Mehr Spielraum für das CVP-Ticket

Der Doppelrücktritt von Johann Schneider-Ammann und Doris Leuthard gibt der CVP mehr Spielraum bei der Zusammenstellung eines Tickets für die Bundesratswahlen im Dezember. Die Partei muss kaum ein reines Frauen-Ticket präsentieren.

Viel eher erwartet man von der FDP, für eine angemessene Vertretung der Geschlechter zu sorgen. Hat es die Partei mit der Wahl von Ignazio Cassis doch verpasst, eine Frau in den Bundesrat zu bringen. Die CVP dagegen kann argumentieren, dass ihr Sitz nun ganze zwölf Jahre in Frauenhand war.

Reihenfolge könnte entscheiden

Man kann sich daher folgendes Szenario vorstellen: Bei der FDP bleibt die Kronfavoritin Karin Keller-Sutter und bei der CVP kristallisiert sich in den nächsten Wochen ein männlicher Favorit heraus – zum Beispiel der Zuger Ständerat und Ex-Finanzdirektor Peter Hegglin oder der Obwaldner Ständerat Erich Ettlin.

Doch die Sache hat einen Haken: Bei den Wahlen in der Vereinigten Bundesversammlung im Dezember wird zuerst der CVP-Sitz neu besetzt, weil Doris Leuthard länger im Amt war als Johann Schneider-Ammann. Bei einer Doppelvakanz kann plötzlich Dynamik entstehen: Eine Mehrheit könnte versucht sein, die Geschlechterverteilung schon beim CVP-Sitz zu berücksichtigen, zum Beispiel mit Nationalrätin Viola Amherd (VS).

Danach wäre es nicht mehr ganz sicher, ob auch Karin Keller-Sutter gewählt würde. Denn bei der zweiten Ersatzwahl würde die Frauenfrage für viele Parlamentarier eventuell nicht mehr im Zentrum stehen.

Keller-Sutter wird zweite Niederlage nicht riskieren

Das alles sind natürlich nur Planspiele. Die Wahlen sind erst in gut zwei Monaten, bis dann kann noch viel geschehen. Und es ist durchaus auch vorstellbar, dass zwei neue Frauen in den Bundesrat gewählt werden – die Frauen wären auch dann immer noch in der Minderheit.

Doch FDP-Favoritin Karin Keller-Sutter wird sich diese Überlegungen wohl auch machen müssen und nach der heutigen Rücktrittsankündigung von Doris Leuthard noch genauer überlegen, ob sie wirklich kandidieren will. Nachdem die St. Galler Ständerätin schon einmal die Bundesratswahl verloren hatte (2010 gegen Johann Schneider-Ammann), wird sie sich nur aufstellen lassen, wenn ihre Wahl praktisch sicher ist.

Karin Keller-Sutter wird am FDP-Parteitag am kommenden Samstag nicht teilnehmen: Sie will nun erst einmal für drei Wochen in die Ferien verreisen.

Andy Müller

Bundeshausredaktor

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Andy Müller ist Bundeshausredaktor des Schweizer Fernsehens. Zuvor war er Themenplaner und stellvertretender Redaktionsleiter von «10vor10».

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