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Aargauer Stromfirmen wollen nationales Carsharing-Angebot aufbauen
Aus Regionaljournal Aargau Solothurn vom 01.02.2024. Bild: zvg
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E-Carsharing Stromversorger bringen Mobility in Bedrängnis

Die Carsharing-Branche setzt auf Elektrofahrzeuge. Doch ausgerechnet dieser E-Auto-Boom führt zu neuer Konkurrenz.

Mobility ist die unangefochtene Nummer eins, wenn es um Carsharing in der Schweiz geht. 3000 Fahrzeuge warten an 1500 Standorten auf Menschen, die ab und zu ein Auto brauchen. Und Mobility mit Hauptsitz in Rotkreuz ZG hat eine grosse Ambition: «Das Ziel ist, dass wir bis 2030 die ganze Flotte elektrifiziert haben», sagt Mediensprecher Stefan Roschi.

Carsharing – eine Schweizer Erfindung

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Legende: Mobility wurde 1997 gegründet und gilt quasi als Erfinderin des kommerziellen Carsharings (Archivbild von 2001). Keystone/Mirjam Wanner

Laut dem Bundesamt für Umwelt wurde das kommerzielle Carsharing in der Schweiz erfunden, und zwar im Jahr 1987 in Stans (NW). Damals schlossen sich acht Personen zur «ATG AutoTeilet Genossenschaft» zusammen und kauften einen roten Opel Kadett.

Wenige Wochen später wurde auch in Zürich Seebach eine erste Auto-Genossenschaft gegründet. 1997 fusionierten die beiden Genossenschaften zu Mobility.

Individuelle Mobilität gilt als «Verschwendung». Denn Privatautos stehen im Schnitt 23 Stunden am Tag auf einem Parkplatz. Ein geteiltes Auto ersetzt – je nach Quelle – zwischen zehn und 20 Privatautos.

Allerdings: In Deutschland ist die Carsharing-Euphorie bereits etwas abgeflacht, wie zum Beispiel jüngst das «Handelsblatt» berichtet. Angebote der grossen Autohersteller Mercedes oder BMW funktionieren nicht wie gewünscht.

Zwar wächst der Sharing-Markt, aber nur langsam. Gleichzeitig steigt die Zahl der Fahrzeugzulassungen. Es verzichtet also kaum jemand auf sein eigenes Auto, obwohl Carsharing genau dieses Ziel hat.

Aktuell seien rund 500 Elektrofahrzeuge im Einsatz. «Wir sind der Nachhaltigkeit verpflichtet, es führt kein Weg daran vorbei.» Doch auch andere Player wollen im Carsharing-Markt mitmischen. Und auch sie setzen auf Elektromotoren.

Aargauer Stromkonzerne wollen nationales Angebot

Ende Januar wurde in Aarau die Firma Swiss E-Car AG gegründet. «Wir haben vor, national zu wachsen», sagt Geschäftsführer Arian Rohs. Ziel sei es, innert kurzer Zeit mehrere hundert Fahrzeuge anbieten zu können.

Hinter Swiss E-Car AG stehen der Aargauer Stromkonzern AEW Energie AG und die regionale Stromversorgerin Eniwa. Aktuell verfügt die Firma erst über knapp 60 Autos, die vor allem im Kanton Aargau stationiert sind. Als Partner werden auf der Website diverse Gemeinden, öffentliche Institutionen und regionale Stromversorger angegeben.

Es gibt bereits viele Anbieter

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Neben dem Platzhirsch Mobility und der ambitionierten Carsharing-Firma aus dem Aargau gibt es bereits heute mehrere andere Anbieter, die ebenfalls vor allem auf Elektromobilität setzen.

Das Bundesamt für Energie führt auf seiner Website 10 klassische Carsharing-Anbieter auf, darunter ebenfalls reine E-Auto-Anbieter.

Zum Beispiel die Firma Edrive Carharing aus Willisau (LU), ein Startup der Landi Luzern West. Oder die Firma Sponty-Car GmbH, welche ebenfalls in der ganzen Schweiz Elektrofahrzeuge stationiert hat. Und My-E-Car der Energiedienst Laufenburg Holding betreibt Fahrzeuge und Ladesäulen dem Rhein entlang und im süddeutschen Raum.

Auch der Luzerner Energiekonzern CKW hatte bereits 2016 einen kleinen Teil seiner Firmenfahrzeuge – mit Elektromotoren – zur «Miete» angeboten.

Dazu kommen noch reine Online-Plattformen, auf denen Privatpersonen ihre Fahrzeuge zum «Teilen» bzw. «Mieten» anbieten, darunter die Plattformen 2EM und Gomore oder Ubeqoo, das vom Autoimporteur Amag gefördert wird.

Diese Liste ist nicht abschliessend.

Aber warum wollen ausgerechnet Stromkonzerne in der Auto-Mobilität Fuss fassen? Das sei nur logisch, meint Geschäftsführer Rohs. «Die Themen Mobilität und Energie wachsen zusammen. Es wird unserer Ansicht nach in wenigen Jahren kaum mehr Verbrenner auf den Strassen haben.»

Wenn der Verkehr elektrisch wird, dann sind Stromkonzerne prädestiniert für dieses Geschäft: Sie haben den Strom, sie können Netze ausbauen und Lade-Infrastruktur anbieten.

Angst vor Wettbewerbsvorteilen

«Konkurrenz belebt das Geschäft», gibt sich Mobility-Sprecher Stefan Roschi sportlich. «Wenn diese Anbieter wachsen, dann verbreitet sich das Carsharing weiter. Das ist positiv, denn die Schweiz kann noch mehr Carsharing brauchen.» Allerdings: Mobility hat durchaus auch Vorbehalte gegen die neue Konkurrenz.

Stromlieferanten hätten einen Wettbewerbsvorteil, moniert Roschi. Das Problem: Für Anbieter von Elektrofahrzeugen ist es zentral zu wissen, welches Auto gerade wo steht und mit welchem Akkustand. Nur so wissen sie, wie sie die Fahrzeuge jeweils mit möglichst günstigem Strom betanken können.

Diese Informationen hätten Stromkonzerne wohl eher als seine Genossenschaft, befürchtet der Mobility-Sprecher. «Diese Daten beziehen auch wir nicht aus dem Netz oder von der Ladestation, sondern vom Fahrzeug selber», kontert Arian Rohs von Swiss E-Car AG. Man habe also keinen Wettbewerbsvorteil.

Elektrofahrzeug an einer Ladestation von Mobility
Legende: Der Branchenriese Mobility will seine Fahrzeugflotte bis 2030 elektrifizieren. Schon jetzt betreibt er viele Ladestationen und hat 500 E-Autos im Einsatz, wie hier in Brugg (AG). Keystone/Christian Beutler

So oder so: Durch die Elektrifizierung des Strassenverkehrs scheint Bewegung in die Branche zu kommen. Künftig haben Kundinnen und Kunden wohl mehr Auswahl, wenn sie ein Auto ausleihen wollen.

Mehr Auswahl bei den Anbietern, dafür in der Regel wohl weniger Auswahl beim Antrieb: Sowohl die neue Konkurrenz als auch Platzhirsch Mobility setzen klar auf Elektrofahrzeuge.

Regionaljournal Aargau Solothurn, 1.2.2024, 17:30 Uhr;

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