Das Explosions-Unglück von Mitholz, dem vor bald 75 Jahren neun Menschen zum Opfer fielen, ist rückblickend ein doppelter Skandal. Erstens waren Geschosse und Sprengstoff unsachgemäss gelagert und das wusste man im eidgenössischen Militärdepartement schon vor dem verhängnisvollen 19. Dezember 1947. Zweitens: Nach der Explosion wurde das Lager nur halb geräumt, die Bevölkerung wurde nicht richtig informiert und allfällige Gefahren von den Behörden verdrängt und schliesslich vergessen.
Jahrzehntelang waren so die Einwohnerinnen und Einwohner von Mitholz Gefahren ausgesetzt, von denen sie erst 2018 erfuhren. Die Verantwortlichen für all diese – vorsichtig formuliert – Nachlässigkeiten wurden nie zur Rechenschaft gezogen.
Geld gut investiert
Vor diesem Hintergrund sind 2.59 Milliarden Franken für die Räumung des früheren Munitionsdepots zwar immer noch viel Geld. Bezahlt wird damit allerdings die gesamte – wie sie Bundesrätin Amherd nannte – «Herkules-Aufgabe».
Diese reicht vom sicheren und vollständigen Ausräumen der Munition über die nötigen Schutzmassnahmen während der Räumung und die Entsorgung der zum Teil giftigen Stoffe, bis hin zur Entschädigung der betroffenen Bevölkerung. Wenn es damit wirklich gelingt, Mitholz endgültig und nachhaltig von dieser – im wahrsten Sinne des Wortes – Zeitbombe zu befreien, ist das Geld gut investiert.
Grosszügigkeit mit Evakuierten
Rund 50 Personen im Dorf müssen ihr Heim für mindestens zehn Jahre aufgeben, damit die Räumung sicher durchgeführt werden kann. Das ist bitter und es ist nichts als recht, dass ein Teil des Geldes ihnen zugutekommt und auch, dass sie die Möglichkeit bekommen, wenn sie das wollen, an einem anderen Ort dauerhaft ein neues Heim zu beziehen.
Auch so bleibt es dabei: Sein Zuhause gezwungenermassen räumen zu müssen, sei es als Kind, als Familienvater oder als Grossmutter, ist ein sehr einschneidendes Erlebnis, das man niemanden wünscht. Darum ist zu hoffen, dass Bund, Kanton Bern und die Standortgemeinde Kandergrund mit allen betroffenen Bewohnerinnen und Bewohnern, wie versprochen mit Umsicht und mit Grosszügigkeit, Lösungen finden. Denn es ist die Pflicht des Staates, dass diese Menschen so wenig wie irgendwie möglich unter den fatalen Behördenfehlern von früher leiden müssen.