Eine Studie der ETH Zürich und der Universität Bern zeigt: Eine Fotovoltaikanlage lohnt sich finanziell nicht . Ausgerechnet Energieversorger, die sich die Energiewende gross auf die Fahne geschrieben haben, scheinen wenig Interesse daran zu haben, dass Private Sonnenstrom produzieren.
Landesweiter Flickenteppich
Einem Flickenteppich gleiche die Förderlandschaft für private Solaranlagen in der Schweiz, erklärt Tobias Schmidt, ETH-Professor für Energie- und Technologiepolitik. «Es gibt sehr grosse Unterschiede zwischen den Kantonen und vor allem zwischen den Gemeinden.»
Die Studie untersuchte 2067 Gemeinden. Dabei wurde unter anderem festgestellt, dass es sich für Eigentümerinnen und Eigentümer eines Einfamilienhauses mit einer Gasheizung nur in knapp der Hälfte der Fälle lohnt, eine Solaranlage aufs Dach zu setzen. Lohnen heisst hier, dass der erwartete Gewinn über 30 Jahre – so lange lebt normalerweise eine Solaranlage – mehr als drei Prozent beträgt.
Entscheidend für die Rentabilität seien laut Schmidt zwei Dinge: Strompreis und Vergütungen. Wenn der Strompreis hoch ist, man aber Sonnenenergie vom eigenen Dach bezieht, steigere das die Rentabilität. Das zweite seien Vergütungen der Energieversorger für das Einspeisen von eigenem Strom.
Diese Vergütung – der sogenannte Rückliefertarif – variierte im letzten Jahr laut der Studie stark. Während Haushalte pro Kilowattstunde Strom, die sie ins Netz einspeisten, in den einen Gemeinden gerade mal 5 Rappen erhielten, waren es in anderen Gemeinden bis zu 22 Rappen.
Das hängt laut Schmidt von unterschiedlichen Dingen ab: Wie der Energieversorger aufgestellt ist, wie er sich gegenüber Fotovoltaik positioniert, wie viel Strom er erzeugt und dazukauft und so weiter. Ein klares Muster gebe es aber nicht, so der ETH-Professor.
Brisant an den Studienergebnissen: Jene Energieversorger, die sich sehr zukunftsgerichtet geben – wie beispielsweise das Elektrizitätswerk der Stadt Zürich (EWZ) – bietet schlechte Anreize für den Bau einer Fotovoltaikanlage auf Einfamilienhäusern mit Gasheizung.
EWZ gelobt Besserung
Für Corinne Pellerin, Leiterin Markt und Kunden bei EWZ, sind die Mehrfamilienhäuser in der Stadt Zürich viel wichtiger. Da sehe die Rentabilität sehr gut aus. Ausserdem weist sie darauf hin, dass sich die Studiendaten auf 2022 beziehen. «2023 hat EWZ in allen drei relevanten Dimensionen – bei Rückliefertarifen, Förderung und Stromtarifen – massive Anpassungen gemacht.» Ab sofort sei auch bei den Einfamilienhäusern mit Gasheizung die Rentabilität gegeben, sagt Pellerin.
Die Studienautorinnen und -autoren schauten bereits für das Jahr 2023 verschiedene Strompreis- und Vergütungsszenarien an. In Gemeinden, wo die private Solarstromproduktion rentabel war, wird es noch rentabler – und umgekehrt. «Die Unterschiede werden eigentlich noch grösser», so Schmidt.
Kurzfristig droht also der Flickenteppich noch unübersichtlicher zu werden. Längerfristig ist allerdings Besserung in Sicht. Der Ständerat hat sich jüngst für einen schweizweit einheitlichen Rückliefertarif ausgesprochen, eine Idee, der die Befragten positiv gegenüber stehen und die entsprechend politisch gute Chancen haben dürfte.