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Energiewende Schweizer Flickenteppich steht Solarausbau im Weg

In den letzten Monaten haben sich immer mehr Hauseigentümerinnen und -eigentümer überlegt, ob sie eine Sonnenstromanlage aufs Dach montieren sollen. Doch vielerorts müssen sie dafür nach wie vor idealistisch veranlagt sein.

Eine Studie der ETH Zürich und der Universität Bern zeigt: Eine Fotovoltaikanlage lohnt sich finanziell nicht . Ausgerechnet Energieversorger, die sich die Energiewende gross auf die Fahne geschrieben haben, scheinen wenig Interesse daran zu haben, dass Private Sonnenstrom produzieren.

Landesweiter Flickenteppich

Einem Flickenteppich gleiche die Förderlandschaft für private Solaranlagen in der Schweiz, erklärt Tobias Schmidt, ETH-Professor für Energie- und Technologiepolitik. «Es gibt sehr grosse Unterschiede zwischen den Kantonen und vor allem zwischen den Gemeinden.»

Die Karte visualisiert den wahrlichen Flickenteppich. Im Kanton Bern scheinen in den Gemeinden Solarzellen rentabler.
Legende: Renditen von Solaranlagen für ein Einfamilienhaus mit Gasheizung: Renditen von null und weniger sind hellgrau, fehlende Daten dunkelgrau. ETH Zürich

Die Studie untersuchte 2067 Gemeinden. Dabei wurde unter anderem festgestellt, dass es sich für Eigentümerinnen und Eigentümer eines Einfamilienhauses mit einer Gasheizung nur in knapp der Hälfte der Fälle lohnt, eine Solaranlage aufs Dach zu setzen. Lohnen heisst hier, dass der erwartete Gewinn über 30 Jahre – so lange lebt normalerweise eine Solaranlage – mehr als drei Prozent beträgt.

Mit Wärmepumpen besser

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Deutlich besser sieht es der Studie zufolge bei Mehrfamilienhäusern aus. Bei diesen rentiert eine Solaranlage in fast allen Städten und Gemeinden. «Bei Mehrfamilienhäusern mit grösseren Dächern lohnt sich eine Solaranlage fast immer. Noch rentabler wird es mit einer Wärmepumpe, da dann der Eigenbedarf höher wird und dadurch beim gekauften Strom mehr gespart wird, wird Schmidt in der Medienmitteilung der ETH zitiert.

Entscheidend für die Rentabilität seien laut Schmidt zwei Dinge: Strompreis und Vergütungen. Wenn der Strompreis hoch ist, man aber Sonnenenergie vom eigenen Dach bezieht, steigere das die Rentabilität. Das zweite seien Vergütungen der Energieversorger für das Einspeisen von eigenem Strom.

Zwei Fachmänner installieren ein Solarpanel auf einem Hausdach.
Legende: Bei einem Einfamilienhaus mit Gasheizung lohnt es sich nur in knapp der Hälfte der Fälle, eine Solaranlage aufs Dach zu setzen. KEYSTONE/Jean-Christophe Bott

Diese Vergütung – der sogenannte Rückliefertarif – variierte im letzten Jahr laut der Studie stark. Während Haushalte pro Kilowattstunde Strom, die sie ins Netz einspeisten, in den einen Gemeinden gerade mal 5 Rappen erhielten, waren es in anderen Gemeinden bis zu 22 Rappen.

Das hängt laut Schmidt von unterschiedlichen Dingen ab: Wie der Energieversorger aufgestellt ist, wie er sich gegenüber Fotovoltaik positioniert, wie viel Strom er erzeugt und dazukauft und so weiter. Ein klares Muster gebe es aber nicht, so der ETH-Professor.

7000 Franken zwischen Rümlang und Kloten

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Die Studie zeigt grosse kantonale Unterschiede auf. In der Stadt Zürich gibt es vergleichsweise hohe Subventionen und Steuerabzüge für Solaranlagen. Dennoch zahlt es sich für Einfamilienhäuser mit Gasheizung nicht aus. Weder hohe Subventionen noch niedrige Steuern können demnach eine schwache Vergütung des Solarstroms in der Höhe von 7.9 Rp/kWh und einen relativ hohen Strompreis von 26.4 Rp/kWh ausgleichen.

In der Stadt Luzern sind die Subventionen kleiner und die Investitionen steuerlich erst seit diesem Jahr absetzbar . Ein Rückliefertarif von 14.4 Rp/kWh und ein Strompreis von 22.7 Rp/kWh sorgen dafür, dass die Investition profitabler ausfällt.

Nicht nur der Kanton, auch der Netzbetreiber ist entscheidend. In Rümlang (ZH) würde bei derzeitigen Tarifen eine Anlage für ein Einfamilienhaus eine Rendite von rund 7000 Franken abwerfen. Im 6.5 Kilometer entfernten Kloten (ZH) würde man mit der gleichen Anlage einen leichten Verlust machen. Hauptgrund: Rümlang hat einen Rückliefertarif von 16.97 Rp/kWh, Kloten lediglich von 6.10 Rp/kWh.

Brisant an den Studienergebnissen: Jene Energieversorger, die sich sehr zukunftsgerichtet geben – wie beispielsweise das Elektrizitätswerk der Stadt Zürich (EWZ) – bietet schlechte Anreize für den Bau einer Fotovoltaikanlage auf Einfamilienhäusern mit Gasheizung.

EWZ gelobt Besserung

Für Corinne Pellerin, Leiterin Markt und Kunden bei EWZ, sind die Mehrfamilienhäuser in der Stadt Zürich viel wichtiger. Da sehe die Rentabilität sehr gut aus. Ausserdem weist sie darauf hin, dass sich die Studiendaten auf 2022 beziehen. «2023 hat EWZ in allen drei relevanten Dimensionen – bei Rückliefertarifen, Förderung und Stromtarifen – massive Anpassungen gemacht.» Ab sofort sei auch bei den Einfamilienhäusern mit Gasheizung die Rentabilität gegeben, sagt Pellerin.

EKZ noch schlechter

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Laut der Studie schneidet EKZ, Energieversorger vieler Zürcher Gemeinden ausserhalb der Stadt, noch schlechter ab. Weil die Vergütung für den Strom, der ins Netz eingespeist wird, vergleichsweise tief ist.

EKZ erklärt das schriftlich so: «EKZ hat den Auftrag, den Kanton Zürich wirtschaftlich mit Strom zu versorgen. Würden wir die Rückliefertarife anheben, müssen alle Endverbraucher dies zahlen. Somit zahlen alle Mieter dafür, damit die Eigentümer von Einfamilienhäusern mit Solaranlage davon profitieren können.»

Die Studienautorinnen und -autoren schauten bereits für das Jahr 2023 verschiedene Strompreis- und Vergütungsszenarien an. In Gemeinden, wo die private Solarstromproduktion rentabel war, wird es noch rentabler – und umgekehrt. «Die Unterschiede werden eigentlich noch grösser», so Schmidt.

Kurzfristig droht also der Flickenteppich noch unübersichtlicher zu werden. Längerfristig ist allerdings Besserung in Sicht. Der Ständerat hat sich jüngst für einen schweizweit einheitlichen Rückliefertarif ausgesprochen, eine Idee, der die Befragten positiv gegenüber stehen und die entsprechend politisch gute Chancen haben dürfte.

Rendez-vous, 02.02.2023, 12:30 Uhr ; 

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